BraFo! Charts (November 2009)

Bedenklichster Fashiontipp des Monats: Leggins – wer braucht denn enganliegende Kleidung, wenn es täglich ein Kilo Plätzchen gibt?!
Überflüssigste Website des Monats: bravo.de – nichtmal ordentliche FLS gibt’s da mehr…
Tollste FLS des Monats: Keine, da mit dem Internetzeugs die einzig neue des Monats ein Desaster war.
Seltsamste Mahlzeit des Monats: “Überbackene” Zucchini (im fritierten Backteig) mit Pommes – ich habe selten etwas mit weniger Eigengeschmack und mehr Fritierfett gegessen.
Schlechtester Film des Monats: “Louise hires a contract killer” – von der Kritik optimistisch als “schwarzhumorige Komödie”, bzw. als Drama, dann aber mit “augenzwinkernden Verneigungen” vor diesem und jenem, gefeiert, war es dann in Wirklichkeit nur eine mit anderthalb Stunden viel zu lange Aneinanderreihung deprimierender Bilder, idiotischen Verhaltens und flacher Gags, über die noch viel zu viele Zuschauer lachen konnten.
Niedrigste Lebensform des Monats: Die umhermutierenden Viren, die mich fieserweise gleich zweimal erwischten.
Hartnäckigster Ohrwurm des Monats: Winter Wonderland – hurra, es weihnachtet!

Was tun in brenzligen Situationen auf der Autobahn?

Bevor hier demnächst die ausführliche Erörterung dieser Problematik kommen wird, nur ein Tipp aus Praxisexperimenten:

NICHT BREMSEN!

Fall A) Platzt ein Reifen, erhöht man damit nämlich das Schleuderrisko beträchtlich und das Auto dann noch unter Kontrolle zu behalten, ist ein Ding der Unmöglichkeit (auch bei moderaten Geschwindigkeiten).

Fall B) Der gesunde Menschenverstand sagt einem, dass man bremsen sollte, wenn direkt vor einem ein Auto ausschert, doch auch hier gilt: Der kluge Polizist würde nicht bremsen und tut das Bremsen als unzulässige “Unaufmerksamkeit” ab (Kostenpunkt: 35 Euro – in bar zu zahlen bei seinem Kollegen oder später per Rechnung von der Bußgeldstelle).

BraFo! Charts (Oktober 2009)

Bedenklichster Fashiontipp des Monats: Schwarze Grabesbekleidung – kann unter Umständen tatsächlich direkt ins Grab führen, wenn man nachts einen Autounfall auf der Autobahn hat und dann Warndreieck aufstellen oder von der Fahrbahn wegkommen muss (merke: immer Warnwesten für ALLE Mitfahrer mitführen).
Überflüssigste Website des Monats: www.citeulike.org – erst Hoffnung machen, dass man hier BibTex-Einträge zu unzähligen Artikeln findet und dann liefert die Suchfunktion doch nur Quatsch
Tollste FLS des Monats: In diesem Monat eine wirklich schwierige Wahl, da keine einzige FLS gut war – daher gewinnt als einäugiger Zeigefinger der Moral "Der Nebenjob"… mehrgleisig fahren ist aber auch fies!
Seltsamste Mahlzeit des Monats: Tomatenreis mit Rosenkohl und Schnittlauchsoße – ein Hoch auf Sodexo-Kreativität! Erstaunlicherweise hat das besser geschmeckt als manches Standardessen…
Schlechtester Film des Monats: “Leaving Las Vegas" – zwar oscarprämiert, aber ganz bestimmt nichts für die romantische Abendgestaltung: Prostitution, Alkoholismus, Gewalt, Tod und erwartungsgemäß nicht mal ein Happyend.
Niedrigste Lebensform des Monats: Erkältungsviren – geht doch zu irgendwem anderen!
Hartnäckigster Ohrwurm des Monats: “Never forget you" von den Noisettes – früh im Radio gehört und dann den ganzen Tag im Kopf… getreu der Textzeile "always remember me"

Das Ende der schönsten Städte der Welt

Heute schließt Geocities, was (zumindest theoretisch) das Web zu einem etwas schöneren Ort machen sollte. Die Nutzer dürfen leider zu einem neuen Webhosting-Angebot wechseln – eine Fehlentscheidung von Yahoo, die es für mich notwendig erscheinen lässt, hier zumindest eine korrigierte Version ihres Fragebogens niederzulegen.

Warum schließt GeoCities?

Die Antwort hierauf kann nur sein: aus Nächstenliebe. Das Web bietet kaum vergleichbare Horte des Unheils, an denen sich derartige Sammlungen schlechten Webdesigns, blinkender Laufschriften, nicht verknüpfter Grafiken und schlicht fehlenden Inhalts zusammenrotteten.

Was, wenn ich meine Seite behalten möchte? Wie kann ich meine Bilder speichern? Wird meine Seite archiviert?

Die Antworten hierauf lauten: Pech gehabt, gar nicht, nein. Von Tag X (heute) an wird den Geocities-Usern etwas Zeit eingeräumt, sich mit dem Gedanken an den Untergang abzufinden, und am Monatsende werden endlich die Server gesprengt. Vorher die darauf gespeicherten Daten zu archivieren, wäre mit dem Versuch eines Kammerjägers vergleichbar, der vor seinem Pestizidangriff noch schnell die Ratten in seiner eigenen Wohnung in Sicherheit bringt.

Wie kann ich das schöne Gefühl behalten, meine nichtssagende Persönlichkeit im Web breitzutreten, ohne etwas bezahlen zu müssen?

Glück für dich, Pech für die fühlenden Wesen dieses Planeten: es gibt immer noch genügend Anbieter, die dich ähnlich grässliche Seiten erstellen lassen – und das auch noch kostenlos, obwohl du nach engeren Auslegungen der Gesetzgebung dringend Schmerzensgeld an die Allgemeinheit zahlen müsstest. Myspace ist da ein wunderbarer Tipp – hier scheint der Seitenbaukasten auch keine Möglichkeit zu bieten, etwas informatives, übersichtliches und dem Auge schmeichelndes zu erstellen, und sowohl Profilseite als auch Blog lassen jeden Betrachter zuverlässig an der korrekten Funktionsweise seines Browsers zweifeln. Solltest du wider Erwarten etwas Eigenes bauen wollen/müssen, hier ein kurzer Exkurs zum Selbstprogrammieren von Geocities-Seiten:

  • Ein HTML-Anfängerkurs genügt völlig. Selbst Table-Layouts sind eigentlich überflüssig, da völlig ohne Layout ein viel schönerer Überraschungseffekt bei der Anzeige der Seite gegeben ist. Aber wenn Layout, dann natürlich Tabellen. Und Frames, jede Menge. Falls du ein Profi bist und schonmal gehört hast, dass Hohmpäitsches einen Doctype brauchen, denk dir einfach einen aus.
  • Wenn du mit HTML-Programmierung noch Schwächen hast: egal! Das wird die Seite nur noch authentischer machen.
  • Zur Gestaltung: such dir im Internet wahllos ein paar Grafiken zusammen, am besten im Gif-Format und animiert/transparent mit pixeligen Rändern. Hier lohnt sich vordenken: nirgends findet man so viele davon wie auf Geocities, also speicher sie dir, bevor es zu spät ist.
  • Farbschema: als Seitenhintergrund empfiehlt sich Schwarz, oder besser noch eine bunte, blinkende Grafik. Der Seitentext sollte blau oder gelb oder türkis sein, in jedem Fall aber eine der Farben, die du schon aus Paint kennst.
  • Schrift: Auf jeden Fall Comic Sans!
  • Sonstiges: Am besten, du weist Nutzer mit Grafiken überall darauf hin, dass sich deine Seite noch im Bau befindet. Javascript zu lernen, kann sich auch lohnen, denn hier lassen sich schöne, Anwender verwirrende Effekte erzielen. Wenn du noch nicht gut genug darin bist – keine Angst! Ein fehlerhaftes Skript kann durchaus versehentlich die Seite lahmlegen, wodurch die Anwenderverwirrung ihren Höhepunkt erreicht!

Ein eindrucksvolles Beispiel zeigt heute (und wahrscheinlich nur heute, denn es ist kaum auszuhalten) xkcd . Viel Spaß bei eigenen Versuchen. Und bis bald auf Myspace.

Zuviel Zeit oder was?

„Ich vermisse eigentlich nichts, obwohl ich keine Identität im Netz habe“, sagt Marianne*, 21, Studentin der vergleichenden Sprach- und Nonsenswissenschaften, wohnhaft in Bitterfeld, geschieden, 1 Kind, Schuhgröße 37. Sie hat eine für heutige Verhältnisse ziemlich mutige Entscheidung getroffen, sich in keinem einzigen sozialen Netzwerk angemeldet – und sich in diesem nutzlosen Blog sowie zahlreichen weiteren Onlinepublikationsplattformen darüber ausgelassen. Ein Interview

BraFo!: Marianne, wie kam es, dass du dich nie in sozialen Netzwerken angemeldet hast?

Marianne: Mir hat nie was gefehlt. Ich hatte einfach keine Lust dazu. So hab ich das für mich entschieden.

Gab es da ein Erlebnis, das den Ausschlag gegeben hat?

Nein, ich habe für mich entschieden, dass ich einfach keine Lust dazu habe. Da geht’s ja nur darum, Kommilitonen auszuspionieren, und das ist mittels tratschender Freundinnen und ambitionierter Überwachung viel detaillierter möglich.

Hast du gezögert, den Schritt nicht zu machen?

Überhaupt nicht, ich hatte keine Lust dazu und hab das für mich so entschieden. Mich nicht anzumelden hat auch keinerlei Zeit gekostet.

Was hat dich am meisten abgehalten?

Die dummen Menschen, die das Internetzelt bei einem namhaften europäischen Festival nur blockiert haben, um dümmliche Facebook-Fotoalben anzugucken. Auf sowas hatte ich keine Lust. Hat mir ja auch noch nie gefehlt. Das hab ich für mich so entschieden.

Wie haben deine Freunde reagiert?

Die haben mich auch abgehalten, aber letztlich hab ich das für mich selbst so entschieden.

Sicher, dass du nicht mal schwach geworden bist?

Natürlich habe ich einen Account für Bravo. Sonst könnte ich dort ja nicht am Kinderchat teilnehmen. Das hab ich für mich so entschieden. Man muss dort ja auch nur fünf Seiten mit persönlichen Daten befüllen, das ist ok für mich. Sonst hat mir noch nie was gefehlt und ich hab auch keine Lust auf sowas.

Aber du schreibst weiter persönliche Dinge überall ins Netz, wo sich die Möglichkeit bietet, oder?

Natürlich, das ist doch auch schön.

*Name und Daten vermutlich nicht von der Redaktion geändert. Inspiration hier.