Finalö

Wohoo. Das ESC-Finale steht mal wieder an, und obwohl Jens das viel besser kann als ich, hat sich schon wieder niemand außer mir gefunden, um das Gesinge zu bebloggen. Ich vermute, das wird das letzte Mal sein – wir haben den Fehler gemacht, die Prä-ESC-Party einzuschalten, und haben uns schon jetzt ein bisschen überworfen, zumal statt Graf Unheilig (vermutlich immer noch traurig, dass er nicht selber in Kopenhagen singen darf) Sido was singen durfte, mit dem wir musikalisch voll auf einer Wellenlänge liegen. Es ist so traurig. Der größte Erfolg der letzten halben Stunde ist der Fund der Fernbedienung, mit der sich das Desaster stummschalten lässt. Was wird das bloß? Ich brauch Bowle.

50% unseres deutschen Ergebnisses werden heute übrigens von einer Jury bestimmt, die zu 60% aus Helene Fischer, Sido und Jennifer Rostock besteht. Eigentlich muss man gar nicht mehr abstimmen – das kann eh nichts werden… aber wir lassen’s auf uns zukommen, denn es geht los: man zeigt uns den Flötenelf nochmal! Ich freu mich ja auch über die kleinen Dinge… Laut Peter Urban ist die musikalische Bandbreite größer denn je – ich kann mich derweil nur an tröpflige Mädchenballaden erinnern…

Einmarsch der Gladiatoren. Up next: die Löwen kommen dazu, deathmatch bis zum letzten Mann, ich setze auf den Norweger – der sieht aus, als hielte er bisschen was aus… (Die Italienerin wird nicht damit durchkommen, dass sie sich selber als Caesar verkleidet hat.)

Ukraine: Maria Yaremchuk "Tick-Tock" Haben wir den Schnaps schon hier, den wir auf jeden Turner trinken wollten? Manu will uns keinen geben, sie wird schon wissen warum. Dafür turnt der Turner heute tadellos – wobei die Stürze eigentlich noch faszinierender waren. Jule schlägt vor, auf alle runden Objekte zu trinken…

Weißrussland: Teo "Cheesecake" …auf jeden Fall mal nicht auf ihn hier, denn sein Management verbietet ihm, zuzunehmen – nicht auszudenken! Jule: “Und da singt er über Essen? Wie kann man denn über Käsekuchen singen?!” Foxi: “Das ist wieder so ein Lied, wo man seinen Kopf aus dem Fenster hängen könnte…” Dschej: “Also mir gefällt das.” Foxi: “Du bist doch voll auf Konfrontation aus!”

Aserbaidschan: Dilara Kazımova "Start A Fire" “Macht die eigentlich keine Flecken auf der glatten Bühne, wenn die da barfuß drüber geht?” – “Och, die wird nach jedem Kandidaten kurz abgekärchert…” Foxi schwächelt jetzt schon: “Dauert das noch lange?” – “Ach Quatsch.” – “Nee, ich mein, die ganze Veranstaltung…” Auch unsere Nachmittagsgestaltung hat ihre Spuren hinterlassen: “Ist die Trapezartistin überhaupt richtig gesichert?”

Island: Pollapönk "Enga Fordóma" Jule findet’s gut – nun wird’s verdächtig, mir gefallen die gleichen Lieder wie Jule. Und ZZ-Top freuen sich auch, nochmal als Backgroundsänger rangeholt zu werden. Foxi freut sich hingegen über die Gelegenheit, mal nach dem Kind zu schauen…

Norwegen: Carl Espen "Silent Storm" Traudel ist entschieden unbegeistert, meint, das klänge nach Schlaflied, und das Internet ist anscheinend ihrer Meinung. Find ich nicht, und ich fühl mich schon ein bisschen schuldig, hier dezent hörbares Getipper dazwischen zu knallen…

Rumänien: Paula Seling & Ovi "Miracle" Der Herr spielt ein kreisrundes Klavier, und das ist auch schon die höchste Qualifikation dieser Kapelle. Seine Körpersprache erinnert mich schmerzvoll an Douglas Reynholm: “Fatheeeer!” – “It’s a miracleeeeee!”

Armenien: Aram Mp3 "Not alone" Dschej findet den Zeitpunkt für eine Pinkelpause gekommen, Foxi will auf Polen warten und ich auf Griechenland. Sollte man sich Sorgen machen, wenn man seine Klogänge nach dem Fernsehprogramm plant? Zusammenfassende Einschätzung von Foxi: “Das geht nich.”

Montenegro: Sergej Ćetković "Moj svijet" Je öfter ich das hör, desto mehr mag ich das. Feine Disneyfilmmusik. Traudel ist nicht überzeugt und geht aus lauter Langeweile jetzt schon schlafen. Och, Peter Urbans Kommentare sind unnötig böse.

Polen: Donatan & Cleo "My Słowianie (We Are Slavic)" “Jetzt ist die Zeit für deine Pinkelpause!” – “Aber ich muss noch gar nicht!” So ein schmerzvolles Gesicht hat man an Foxi heut Abend noch nicht gesehen – ich find’s immer noch lustig. Allein die beachtliche Leistung, in einem dreiminütigen Musikvideo 17 Nahaufnahmen von Dekolletés unterzubringen (und wie ich das gezählt hab!), muss man ja mal würdigen…

Griechenland: Freaky Fortune feat. Risky Kidd "Rise Up" Das ist laut Peter Urban die modernste Nummer des Abends – leider ist das Bad noch besetzt, denn es wäre ein wunderbarer Moment für eine Pause gewesen. Und Jule steht wohl mehr auf Traditionelles: “Wenn’s die modernste Nummer des Abends ist, wieso schläfst du dann ein?” Ui, die haben ein Trampolin – das überzeugt mich!

Österreich: Conchita Wurst "Rise Like A Phoenix" Dschej mutmaßt, dass die Scheinwerfer von hinten das Kleid in Flammen aufgehen lassen – die übrigen hämischen Kommentare sparen wir uns, ich mag das Lied. Um Jens’ besten Gag aufzuwärmen: ich bin gerührt und nicht geschüttelt.

Deutschland: Elaiza "Is It Right" Schland! Nach Conchita Wurst ist das natürlich dünn. Und die Botschaft sackt schon: “Wieso hat’n die Frau keinen Bart?” Keine Tänzer. Keine Turner. Grinsende Mädchen mit Blumenmuster und Tüllröckchen. Nett gemeint, aber wird hier eher nicht klappen. “Also wenn wir ehrlich sind…” – “…werden wir damit keinen Blumentopf gewinnen.”

Schweden: Sanna Nielsen "Undo" Erst Michelle. Dann Helene Fischer. Jetzt Sanna Nielsen. Ich hoffen, niemand erwartet, dass ich diese ganzen eineiigen Blondinengeschwister auseinander halten kann. “Boah, im Pubikum hält jeder zweite ein Handy hoch…” – “Früher haben sie ihre Fotos mit Feuerzeugen gemacht.”

Frankreich: Twin Twin "Moustache" “Ein Novum im ESC: Zwillinge, die mit einem Schwarzen auftreten! Und dabei hätten’s die Russen fast geschafft…” Der französische Humor überrumpelt uns dermaßen, uns fehlen selbst die gehässigen Worte. Nun ja. Danke, dass es vorbei ist.

Russland: The Tolmachevy Twins "Shine" Die Zwillingsnummern werden heute in einem Aufwasch erledigt. Dschej: “Ich muss sagen, die französischen Zwillinge fand ich besser.” Um mich herum steht’s 2:2 im Zwillingsausscheid, ich bin das Zünglein an der Waage: mich nerven die kleinen Russinnen mehr.

Italien: Emma Marrone "La Mia Città" Dass Peter Urban gleich eingangs erwähnt, dass sie den Krebs überstanden hat, war ja schon unnötig – immerhin die essbare Italienflagge überzeugt. Hmm. Foxi: “Weiter!” – “Wie, aufhören?” – “Nee, weiter ausziehen!” – Dschej: “Ja, find ich auch.” Von all den ausgesuchten Nummern, die Italien in den letzten Jahren ins Rennen geschickt hat, ist das meiner Meinung nach die am ziellostesen lärmigste und nichtssagendste – da hilft die ganze Gianna-Nannini-Kratzstimme nichts.

Slowenien: Tinkara Kovač "Spet (Round And Round)" “Die hätt sich auch einen Besenstiel an die Lippen halten können…” Niemand hat eine Meinung, niemanden interessiert’s.

Finnland: Softengine "Something Better" Manu ärgert sich: “Ihr konzentriert euch nicht, jetzt hab ich schon wieder das Lied verpasst!” – “Was?!” Ja, wir waren wirklich unkonzentriert. For the better. Bei diesen Bubis hat man nicht viel versäumt.

Spanien: Ruth Lorenzo "Dancing In The Rain" Da regnet’s! Haben sie extra den Neundorfer Regen nach Kopenhagen gebracht! Pailettenkleid und Nasser-Hund-Frisur ist ja auch mal ne gewagte Kombination. Überhaupt: haben sich heute Lise, Conchita Wurst und Ruth hier den gleichen Ausstatter geteilt? Foxi gefällt’s, wir sind dagegen. Die schreit mir zu dolle.

Schweiz: Sebalter "Hunter Of Stars" Foxi: “Ich versteh gar nicht, warum die Schweiz bei so europäischem Kram mitmacht.” Och ja, nett. Kann man mal hören.

Ungarn: András Kállay-Saunders "Running" Foxi: “Also ich brauch jetzt wirklich einen Kaffee. Kommst du mit und hilfst mir?” – Manu: “Wozu, du kannst die Maschine besser bedienen als ich!” …zwei Takte später: “Ach ja doch, ich komme!” Ca. 20 Takte später bin ich überzeugt, dass wir uns alle um den Kaffee kümmern müssen.

Malta: Firelight "Coming Home" Der Sänger hat einen sehr eigenartigen Blick – ist der so aufgeregt, oder hat er Drogen genommen? Außerdem spielt er ein Instrument (oder tut zumindest so), dessen Namen ich nichtmal kenne. Aber die Pianistin kann schön singen, das merken wir uns mal.

Dänemark: Basim "Cliché Love Song" Finden wir das gut? Ich glaub nich so. Obwohl ich’s grad bei weitem nicht so schlimm finde, wie ich glaube, es bei diesen Milchbubis eigentlich tun zu müssen – Alkohol fördert die Toleranz. “Immerhin besser als die Wasserbettenwerbung!”

Niederlande: The Common Linnets "Calm After The Storm" Das ist mal der perfekte Startplatz – nach all den Schmerzen und Qualen des bisherigen Abends ist dieser Titel einfach nur wunderbar entspannend und ich bin dafür. Country ist ja auch nicht verkehrt. “You are my sunshine, my only sunshine…”

San Marino: Valentina Monetta "Maybe" Peter Urban legt vor: “Valentina war sogar auf der Kunstaquademie!” – “War das Arielle die Meerjungfrau, die auch in so ner Muschel singen sollte…?” – “Also die Schöne war’s schonmal nicht, und das Biest auch nicht.” – “Aber das ist schon eher der Auftritt von der Schönen und dem Biest…” – “Ob wir mehr oder weniger Punkte als San Marino bekommen?”

Großbritannien: Molly Smitten-Downes "Children Of The Universe" Was sagen wir noch schnell zu der blonden Jeanette Biedermann dahier? Viel Fünkchenregen und alles, na wenigstens der Pseudodrummer hat seinen Spaß. Hmm. “Power to the people and childen of the universe – mit diesen Phrasen muss man doch gewinnen!”

Gute Nachricht: wir sind durch! Voting time! “So who’s your favorite?” Haben wir uns schon eine Meinung gebildet? Mal die übliche Favoritensammlung (unsortierte Top 5):

Manu: Österreich, Ukraine, Island, Armenien (“das mit dem Feuer hat mich überzeugt”), Schweden
Foxi: Spanien, Ukraine, Russland. (“Russland?!” Es folgt: diabolisches Lachen von Foxi. “Hahaha damit hab ich sie!”), Schweden, Niederlande (Und eigentlich würde er sich Österreich wünschen, wenn sie keinen Bart hätte.)
Jule: Island, Italien, Österreich, Malta, Spanien
Dschej: Norwegen, Österreich, Italien, Frankreich, Niederlande
Juja: Österreich, Island, Polen, Norwegen, Niederlande
Jens: Niederlande, Spanien, Österreich (“aber nur, wenn ich bei der Abstimmung die Augen zu machen darf”), Island, Schweiz

Oijoijoi, dieser Pausenact! Das geht gar nicht! Eine Mischung aus Frankenstein und Karl Lagerfeld (“Quasimodo nich, Quasimodo kann doch nich so ne Leiter hochgehen!”), der “Freude schöner Götterfunken” singt – Wort “grotesk” hat grad eine völlig neue Bedeutung bekommen! Puh, jetzt singt uns Lise was. Ich denke, Lise und die Italienerin zusammen könnte Dschej als Ersatz für Getter Jaani akzeptieren. Die Moderatoren singen nun noch ein Lied über die wichtigste ESC-Zahl. Auf die zwölf.

English breakfast für die Malteser. Eine Torte für die Britin. Asiatisches Essen für die Franzosen. Die persönlichen Zuwendungen im Green Room sind ja mal unübertroffen.

So, und nun das Unvermeidliche: Emmelie de Forest ist zurück, sie ist um mindestens 15 Jahre gealtert, ihre Show wurde nochmal fein überarbeitet und um Baumkronen tragende Tänzerinnen erweitert – plus: der Flötenelf ist diesjahr halbnackich! Sehr fein. Und sie hat inzwischen sogar noch ein zweites Lied gemacht.

Punktvergabe! Und wir haben noch nichtmal ein Trinkspiel parat! Foxi meint: 12 für Deutschland und 0 für Österreich. Da müssen wir sicher nicht so oft nachschenken.

Der erste 12er für Österreich von Griechenland. Das heißt zwar, dass es keinen Schnaps gibt, aber wir freuen uns trotzdem. Ich wollte schon immer mal dieses Ding mit der Nachbarländer-Punkteschacherei mitmachen.

Erster Schnaps von Polen. Noch einer von San Marino. Frankreich nach 13 von 37 Ländern immer noch frei von Punkten. Schnaps von Armenien. Schweden (18. Abstimmerland) gibt Frankreich seinen allerersten Punkt. Schnaps von Weißrussland. Hefi verkündet das deutsche Voting, was einmal mehr bestätigt, dass ich mit Sido musikalisch voll auf einer Wellenlänge liege. Gleich morgen kauf ich mir ne Platte von Sido. Och verdammt, ist ja Sonntag. Das haben die bestimmt extra so gelegt, um die Affekt-Plattenkäufe zu reduzieren.

12 Punkte von Portugal an Österreich statt an Spanien – “Wieso trinken die da jetzt?” – “Weil wir’s können!” Die hätten schließlich an Spanien gehen sollen… Nun scheinen sich nach 26 Ländern Österreich und die Niederlande das Rennen zu teilen – selten hab ich beiden Favoriten den Sieg so gegönnt…

Österreich gibt definitiv keine Punkte für Österreich – dürfen wir trinken? Foxi wird immer verzweifelter ob des sich abzeichnenden Siegs von Conchita Wurst. Die Welt ist verrückt! Btw: keine Punkte für Deutschland von Österreich oder Spanien. Die Punkteschacherei ist nicht mehr, was sie mal war. “Conchita weint schon, weil sie nicht weiß, wie sie in dem Kleid nachher auf die Bühne kommen soll…”

Nach 34 Ländern steht Conchita als Siegerin fest. Yaaay! Wir stellen mit einer gewissen hämischen Schadenfreude fest, dass Peter Urban vieles falsch eingeschätzt hätte. Ein Hoch auf die bärtige Lady! Hahaa! WELTFRIEDEN!!! Und nun nochmal der Feuersong, bis bei uns allen auch die Tränen fließen…

Wir sind jedenfalls zufrieden – selten hat ein Kandidat gewonnen, der’s dermaßen verdient hatte (“Die meisten Stimmen dieses Wohnzimmers sind für Österreich rausgegangen.” – “Ich denk dieses Wohnzimmer ist schlecht”), wir fahren nächstes Jahr zum Livegucken nach Wien und in Hamburg regnet’s tote Mädchen, genau wie hier vor der Haustür. Gute Nacht.

One thought on “Finalö

  1. Wenn man nur lesen muss ist die Sache viel entspannter. Ach was bin ich doch froh, dass Du heute wieder an der Tastatur sitzt.

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