Alles Wurst – das zweite Halbfinale 2015

Hach, der Zirkus hier! Ne halbe Stunde vor der Angst eingetroffen, Tür verschlossen, 20 Minuten vor der Angst kommt die Meute vom Einkaufen wieder, dann stellt mich das neue Linux vor die Aufgabe, mich mit einem fremden Funknetzwerk zu verbinden. Offenbar hat’s geklappt – ein Hoch auf das Medieninformatikstudium! Mehr ist mir heute abend nicht mehr zuzumuten, ich hoffe also auf rege Beteiligung beim Abgeben der dussligen Kommentare… viel Spaß! Und Grüße an alle anderen Public-Viewing-Bastionen! (Wann zur Hölle soll ich heute eigentlich noch was essen…?)

Das Problem löst sich anscheinend dadurch, dass wir den ganzen Abend von “Altbier” (das letzte von 2014 ist geköpft, lässt Reinhard der Welt ausrichten) und “Partyküssen” leben… auch schön. Es geht los! Ich kann noch gar nicht fassen, dass ich bereit auf dem Sofa sitze…

Muss das Kleid von Conchita so sein, oder ist sie auf dem Weg in den Greenroom mit dem rechten Ärmel irgendwo hängengeblieben? Naja, selbst damit ist sie noch stilvoller gekleidet als einige der Kandidaten.

Litauen: Monika Linkytė & Vaidas Baumila "This Time" Bunte Farben und Love und gute Laune. Das ist doch noch die Resteuphorie von dem Bungeesprung, den sie im Einspielfilm machen durften… So ne richtige Meinung hat hier noch keiner, na wenigstens findet Jule das Kleid schuppig.

Irland: Molly Sterling "Playing with Numbers" Dieser herrliche Einspieler mit dem haarigen Imker hätte auch gut ein ZDF-Herzkino-Trailer sein können. Man kann sich direkt die anderthalbstündige Version vorstellen, wie die ausgebrannte Stadtkünstlerin ins gemietete Landhaus kommt und ihre Inspiration sowie die Liebe beim imkernden Nachbarn findet… dagegen kann das Lied ja nur abstinken, auch wenn’s so im egalen Balladenmittelfeld rumtröpfelt.

San Marino: Anita Simoncini & Michele Perniola "Chain of Lights" Und auch dieses Jahr hat San Marino Mitleid mit Ralph Siegel gehabt und ihm wieder ein Lied abgenommen – sein 24., über die Erfolgsquote sprechen wir lieber nicht. Wie ist das mit dem Jugendschutz – dürfen die heute noch die Auswertung miterleben? Es laufen schon mehrere Diskussionen, ob es orientalisch ist (Jana), oder ob die Lautsprecher kaputt sind (Mandy), oder ob es einfach schlecht ist. “So ein typischer Pizza-Abhol-Song, oder?” – “Hmm, aber jetzt ist er ja leider schon vorbei.”

Montenegro: Knez "Adio" Spontaneinschätzung von Reinhard: “Na ok, dann geh ich jetzt!” Weg isser, und wir haben das wertvolle Tanztheater für uns. Bestimmt haben sie’s künstlerisch gemeint, aber ich könnte mir dieses Lied hervorragend auf Möbelhauseröffnungen vorstellen. Serviceinformation: die Sprache, die man in Montenegro spricht (und leider auch singt), heißt Montenegrinisch.

Malta: Amber "Warrior" Na endlich nutzt mal jemand aus, dass hier wasweißich wieviele Feuersäulen auf der Bühne verfügbar sind! Noch eine Kriegerin, da wird’s im Finale womöglich Stunk geben. Ich kann mich nicht entscheiden, welche ich weniger mochte.

Norwegen: Mørland & Debrah Scarlett "A Monster Like Me" Das Thema (ein in der Kindheit begangener Mord) ist so ungewöhnlich, dass ich geneigt bin, zu glauben, dass dieses Lied zu therapeutischen Zwecken entstanden ist… Ansonsten doch aber erstaunlich ruhig und finster und bisschen Drama gibt’s auch noch. Und Essen, Essen gibt’s jetzt auch (Jens sei Dank).

Portugal: Leonor Andrade "Há um mar que nos separa" Kommentar aus dem Off: “Mehr Wind!!!” Da kommt sie schon so böd dunkel geschminkt mit ganz viel schwarzem Rumgewedel und Lackleder und ominösen Plastikrüstungsteilen, und dann wird’s doch nur Powerballade mit Rückung. Das hätte Ralph Siegel ja nun vor zwanzig Jahren schon besser hingezaubert.

Tschechien: Marta Jandová & Václav Noid Bárta "Hope Never Dies" Der Herr war mal Metalsänger und macht jetzt Musicals und die Hoffnung stirbt zuletzt, dass wir heute was von ersterem hören. Ach, das ist doch die Sängerin von Die Happy – hab ich vor lauter Getippe überhört… Bleibt die Frage, warum zwei Leute, die gute Stimmen und es überhaupt grundsätzlich drauf haben, hier dann auch so ein egales Schmalzlied vortragen müssen, das verdächtig genauso klingt wie das vorige…

Israel: Nadav Guedj "Golden Boy" Schon wieder ein Sechzehnjähriger. Die müssen doch alle ins Bett! Naja, nach den abstrusen ESC-Standards hat das eigentlich was. Backstreetboys im Orient, und die fetzigen Schuhe! Party!

Lettland: Aminata "Love Injected" So, hier dann wieder der Stimmungskiller – Ernsthaftigkeit, liebe Leute! Dramatik! Das ist ein bisschen interessant, aber entweder ist es ein dämlicher Startplatz für das Lied oder es ist beim ganzen ESC deplaziert. Traudels Urteil hingegen ist vernichtend: weder Lied noch Frisur noch Kleid taugen was. Wenn das so ist, wird’s keinen Blumentopf gewinnen.

Aserbaidschan: Elnur Hüseynov "Hour of the Wolf" “Wasdas?” – “Ein Werwolf. Der verwandelt sich grade.” – “In welche Richtung?” – “Das überlegt er sich noch.” So, Justin Timberlake ist jetzt also Aserbaischaner. “Bei dem Lärm kann ja auch keiner schlafen.”

Island: María Ólafs "Unbroken" Das ist jetzt eher nicht so – stimmlich so Castingshow, Outfit so bei der Mini-Playback-Show das falsche aus dem Schrank gezogen; Manu meint, sie kann ja nachher mit dem Golden Boy noch einen trinken gehen. Also, einen Pfefferminztee oder so.

Schweden: Måns Zelmerlöw "Heroes" Das ist nun so Musik, die ich eigentlich gar nicht mag, aber die Show! Die Trickfilmshow dürfte wohl direkt das Finalticket gelöst haben.

Wir leiden ein bisschen unter DVB-T-Ausfällen, man darf nur noch flach atmen. “Das nächste Mal holen wir uns das auf DVD, da ruckelt’s nicht so!”

Schweiz: Mélanie René "Time To Shine" Endlich ein Trickkleid! Und endlich jemand, der weiß, wie das hier funktioniert mit Windmaschine und Drama und Rauchsäulen und allem, was hier aufgefahren wurde. Yay, ESC!

Zypern: John Karayiannis "One Thing I should Have Done" Foxi: “Zypern konnte aus Kostengründen keinen Farbkünstler schicken.” Hach, das ist doch ganz hübsch, das kann man sich anhören. “Ach, schnelles Rettungspaket von der Eurovision, jetzt darf er doch in Farbe!” Jule schläft gleich ein – aber da versäumt sie doch das sich anbahnende Happy End hier!

Slowenien: Maraaya "Here For You" “Warum trägt die denn die ganze Zeit Kopfhörer?” Erster Ton wird gesungen: “Ach, deshalb!” Na, an diese Knödelstimme muss man sich erstmal kurz gewöhnen. Ansonsten fetzt der Ansatz ein bisschen, das Playback mit lauter Instrumentenpantomime zu untermalen. Und der Wind, und die Kopfhörer, und das Brautkleid… sie werden sich schon was dabei gedacht haben. Nett?

Polen: Monika Kuszyńska "In the Name of Love" Freude, die letzte Kandidatin! Schonmal Vorfazit von Jens: es ist heute nichts dabei, was man so richtig furchtbar findet. Allerdings auch nichts, was man so richtig gut findet. Nur schwer unterscheidbares, tröpfelballadiges Mittelfeld. Nachdem die Finnen rausgeflogen sind, fänd ich’s übrigens sehr scheiße, wenn die Frau hier nur wegen Rollstuhlsympathiepunkten (und weil sie im beinfreien Kleid besser aussieht als mittelalte Herren mit Down-Syndrom) weiterkäme. “Huch, sie hat sich mit ihren Fingern im Kleid verheddert! Da biste schon gehandicapt, und dann noch so ein Unglück!”

Kriegen wir mit vereinten Kräften zehn Beiträge zusammen, die’s verdient haben? Also, die Schuhe müssen weiter. Weiterhin sagen meine Mitgucker: der Zyprist, der mit den Strichmännchen (Schweden), Slowenien, und die Schweizerin, und die Portugiesin. Norwegen, eigentlich auch Lettland und Aserbaidschan (na irgendwas MUSS ja weiter!), Malta ginge zur Not auch und mit Tschechien könnten wir leben. Na da.

Ui, die Big Five dürfen auch noch kurz was erzählen. Italien schickt dreimal den Zyprer ins Rennen! Dafür sehen die Österreicher alle aus wie Deep Purple, das Lied wird der Erwartung leider nicht so gerecht. Das Lied der Engländer gefällt uns zunehmend.

So, jetzte: Auflösung, in random order sponsored by Microsoft: Litauen? Polen? Slowenien. Schweden. Norwegen. Montenegro? Zypern. Aserbaidschan. Lettland. Israel! Die Schuhe!
Microsoft ist leider rausgeflogen; ebenso San Marino, damit hat ja nun wirklich keiner gerechnet. Und dabei hatten sie extra den talentierten Ralph Siegel engagiert! Naja, wir bereiten uns dann mal vor aufs Wochenende. Weiter geht’s Samstag Abend. Bis dann!