…die Bäume schlagen aus, und selbst, wer keine Volkslieder kennt, darf sich diese Woche wieder am “musikalischen Großereignis des Jahres” (wer hat das nochmal behauptet?) erfreuen, es stehen nämlich die drei ESC-Veranstaltungen an (1. Halbfinale, 2. Halbfinale, Finale), die hier traditionell bebloggt werden müssen. Same procedure as every year, ich hab da schonmal was vorbereitet, unsere dummen Kommentare zu den Beiträgen folgen dann im Laufe des Abends, seid dabei und gebt gern selber zahlreiche dumme Kommentare über die üblichen Kanäle ab!
20:45 Uhr, wir sind beinahe vollständig versammelt, haben eine beinahe vollständige Essenbestellung beisammen und haben… keine Ahnung, über welche Quelle wir gleich nachher irgendwas sehen werden, es gibt nämlich kein DVB-T mehr in Jena, deshalb sind wir auf Livestreams angewesen, aber wir haben ja schon vom letzten Jahr Erfahrung damit, die erste Hälfte der Beiträge zu versäumen und schließlich Manu alles richten zu lassen. Manu sitzt immerhin schon bereit, um dann gleich alles zu richten.
21 Uhr, wir hatten Jan Feddersens Gequatsche, wir haben Stream, die Eurovisionshymne erklingt, dicht gefolgt von Peter Urbans Stimme. Wohoo! Jetzt haben wir’s doch nicht geschafft, das mit dem Essen bestellen vorher hinzukriegen, aber Reinhard will ja unbedingt während des schlechtesten Beiträgs Pizza abholen gehen. Manu: “Aber Deutschland ist ja heut auch nicht dabei.” Es beginnt mit dem ukrainischen Fernsehballett, ein interessanter Beitrag. “Tja, wenn du jetzt gehen wolltest, müsste halt die Pizza schon bestellt sein.”
Die Gastegeber sind drei Männer! Skandal! Wer von denen soll später das Effektkleid tragen?!
Schweden: Robin Bengtsson “I Can’t Go On” Foxi: “Ist das einer von den Moderatoren gewesen?” Was ist denn bei dem schiefgelaufen, dass er eigentlich Motocross fährt, nun aber mal flache Lieder singt, während er, umringt vom schwedischen Fernsehballett, Herrenmode präsentiert? Tobi: “Sind Laufbänder die neuen Windmaschinen?” (Angelegentlich auch der Hinweis auf die ominöse “Beautiful”-Geste.)
Georgien: Tamara Gachechiladze “Keep the Faith” “Das hat doch schomma jemand gesungen!” Yay, der Umhang ist weg! Feuersäulen! Windows Starfield! In den 70ern hätte man damit noch sowas von gewonnen.
Australien: Isaiah “Don’t Come Easy” Der sieht aus wie Mowgli, er sieht aus, als hätte man ihn direkt von den Wölfen geholt und in diese seltsam unpassende Kleidung gestopft und dann soll er singen, leider konnte er keine Gestik für menschliche Kommunikation dazulernen. Dafür gibt’s Sternchenregen, das sollten wir uns alles für gute Finaltrinkspiele merken.
Albanien: Lindita Halimi “World” Eine zweifelhafte Strategie von Peter Urban, die Faschingsbraut mit einer detaillierten Nacherzählung ihrer ganzen Esstörungen vorzustellen. Sie macht ein Herz mit den Händen! Foxi: “Wir könnten auch einfach mal jemand schicken, der die ganze Zeit die Raute macht.” Viel Stimme und viel Pathos und ganz lange Silben… “So oft kann man gar nicht Pizza holen gehen, wie’s heute nötig wär.”
Belgien: Blanche “City Lights” Soviel Action im Bühnenbild, und ich frag mich die ganze Zeit, ob’s schon angefangen hat. “Der Refrain kommt ja erst noch.” … “Nee, es kommt doch nix mehr.” Die gleiche Stimme mit einem weniger egalen Lied wär vielleicht ganz gut.
Montenegro: Slavko Kalezić “Space” Das Lied kann natürlich weg, aber ansonsten ist das einfach großartiger ESC-Fasching – Herr mit Effektrock, Glitzerhöschen, sehr schick gezupften Augenbrauen und langem Zopf. Gucken wir mal, wie weit einen die Show allein hier so bringt – dem Gegröle aus den kamerarelevanten Publikumsbereichen zufolge ne ganze Ecke weit.
Finnland: Norma John “Blackbird” Beeindruckend, wie er diese Orgelklänge aus dem Flügel rauskriegt. Vielleicht klingt das ja so, wenn der Flügel brennt und qualmt… Das ist nicht schlecht, das steht da bloß auf der völlig falschen Bühne. Wenn die Leute nur mal zwei Minuten die Klappe halten könnten.
Aserbaidschan: Dihaj “Skeletons” Das mochte ich vorher tatsächlich sehr gern, hier ist es jetzt so bisschen schräges Theater, nicht nur wegen des freakigen Bühnensettings und der überzogenen Gestik, sondern leider auch wegen ein paar nicht so hundertprozentig getroffener Töne. Ich klammere mich ja an alle Schrägheit und hoffe, das reicht trotzdem fürs Finale.
Portugal: Salvador Sobral “Amar Pelos Dois” Jetzt hab ich angefangen, zu essen, weil ich dachte, da kommt weiter nix. Ha! Das war possierliche Dramatik, alles nett ruhig und so viele Handys mit Feuerzeugapp überall und Waldtapete find ich auch super. Mowgli Nummer zwei, ja bitte nochmal!
Griechenland: Demy “This Is Love” Kaum singt sie nicht mehr, hab ich’s schon wieder vergessen. Sängerin auf ner Hebebühne, davor die Wassershow von Jedward, bloß mit volljährigen, leichter bekleideten Herren. Nuja, sie ham sich Mühe gegeben.
Polen: Kasia Moś “Flashlight” Das Kleid bringt Peter Urban zum Stottern. Nuja, Geiger ist ja auch so ein gern genommenes ESC-Gimmick, Singen kannse, Windmaschine läuft, heut gehen sogar die Balladen.
Moldawien: SunStroke Project “Hey Mamma” Foxi gefällt’s, das war ja anzunehmen, der ist ja der Trashbeauftragte hier. Allen gefällt’s, bestimmt wird’s ein Youtubehit. Hoffentlich bleibt’s da.
Island: Svala “Paper” Anja Rützel trinkt heute Abend auf Leute in weiß und ich muss sagen, das hätt ich auch machen sollen. Sensation: die Frau ist 40, es gibt somit eine Kandidatin, die älter ist als wir! Die Plateauschuhe stammen vermutlich aus ihrer Jugend. Von Foxi kommt ein versöhnliches “Naja.”
Tschechien: Martina Bárta “My Turn” Im Radio könnt man dieses Lied bestimmt mal anhören, Celine Dion würd’s bestimmt auch mal singen, aber mit dem komischen Klempneroverall in Goldglitzer und der langweiligen Show dahier wird das wohl eher nicht der Gesamtsieger.
Zypern: Hovig Demirjian “Gravity” Mit den zarten Möglichkeiten der diesjährigen Bühne hat man hier versucht, die obligatorische overengineered Show zu bauen. Ja, der wär offensichtlich gerne Mans Zelmerlöw, und vielleicht vergessen vorm Abstimmen sogar genug Leute, dass er’s doch nicht ist…
Armenien: Artsvik “Fly With Me” Kann man die einfach zusammen mit Montenegro weiterschicken? Merkt man gar nicht, dass die kein Duo sind. Da aber ihr Zopf nicht ganz soviel hergibt, wurde hier doch etwas mehr in die Choreographie investiert. Foxi: “Ich kann den Ton wegmachen, wenn’s hilft.”
Slowenien: Omar Naber “On My Way” Omar schreibt seine Lieder höchstselbst. Zur Strafe hören wir jetzt eine Männerballade, von der ich einfach mal wild behaupte, sie kommt nicht ins Finale. Manu: “Der war daneben, oder? Wenn das selbst mir schon auffällt, muss er ganz schön daneben gewesen sein…” Sehr viel yay yay yay – “Er hat den Text halt selber geschrieben!” “Eine ganz spezielle, wundersam arrangierte Nummer aus einem imaginären Musical”, meint Peter Urban ungewöhnlich treffsicher.
Lettland: Triana Park “Line” Kuck an, Nina Hagen hat ne Schwester! “Das würde jetzt Jule gefallen”, meint Manu. Nischt gelernt, wir haben doch letztes Jahr schon bei Jamie-Lee Kriewitz gesehen, wo solche Outfits hinführen. Und was macht eigentlich diese Rockband da mit auf der Bühne, hört die irgendwer? Aktuelle Dancemusik ist das laut Peter Urban, wir verstehen davon ja nix. Große Erleichterung bei Tobi: “Wir sind durch!” Manu meint: “Da war glaub ich noch nicht der diesjährige Sieger dabei.”
Europa darf jetzt abstimmen, wir dürfen aber nicht, dafür könnte man ja mal überlegen, wer’s verdient hätte, weiterzukommen… Foxi glaubt an Schweden, garantiert. Manu findet, im Vergleich klingt Belgien gar nicht schlecht. Montenegro ja total (Manu: “Aber zum Glück hattest du ja noch nie Recht!”). Finnland war schön, aber irgendwie auch deplaziert… Aserbaischanisches modernes Theater, jo. Portugal, sowas von, schon für die jedesmal grandiosen Green-Room-Aufnahmen. Moldawien ist wahrscheinlich, leider, für schräge Nervigkeit gesetzt. Foxi nimmt das isländische Kleid, die alte Dame aus Island wär gut. Die Tschechin von mir aus und der Zyprist, dann hätten wir zehn beisammen. Und die Wirklichkeit wird sicher schmerzhaft anders.
Zur Überbrückung der Wartezeit singt jetzt erst nochmal die Siegerin des letztes Jahres ihr dramatisches Lied, aber hier muss ein Kind pausenlos plappern und ein anderes ein Krachspielzeug kreuz und quer durchs Zimmer fahren und da stellt sich einfach nicht die angedachte Dramatik ein. Naja, an Jamala liegt’s nicht.
Es kommt einfach nicht zum Ende – “So lang machen sie nichtmal n Countdown beim Raketenstart!” Lichtblick des Abends: für den (hoffentlich letzten) Einspieler haben sie Verka Serduchka rangelassen, das ist Unterhaltung. Und mit Stimmung auf dem Höhepunkt: nochmal Jamala! “Spielt den selben Song nochmal!” Tobi meint: “Wenn’s morgen dort regnet, ist die schuld.”
Spanien ist jetzt schon mein Favorit. Wer “Point Break” mochte, wird diesen Quark lieben. Andererseits: Italien schickt einen tanzenden Gorilla ins Rennen, da kommt nichts drüber.
So, hammers jetz? Ergebnisse! Weiter sind: MOLDAWIEN, ASERBAIDSCHAN, Griechenland, SCHWEDEN, PORTUGAL, Polen, Armenien, Australien, ZYPERN, BELGIEN. Na ok, 60% Trefferquote, Montenegro musste leider raus, weil ich halt nie Recht hab. Ab ins Bett mit uns, bis übermorgen!