The sound will fill the hall

Der Mai ist mal wieder gekommen und mit ihm der Singewettbewerb, ich bin diesmal so unvorbereitet wie seit mindestens zehn Jahren nicht (noch nichtmal die Mehrheit der Songs schon gehört), werde also herrlich überrascht sein und herrlich unqualifizierte Livekommentare bloggen, wenn es heute abend um 21 Uhr wieder in großer Runde losgeht mit dem Eurovision Song Contest 2018. Seid dabei und lest mit, welchen Quatsch wir mit zunehmendem Suff reden!

Wir sind knapp dran wie immer, aber nun sind alle versammelt und dürfen eh nicht abstimmen und bald ist auch das Fingerfood fertig, riecht schon gut hier. Übrigens hat letztes Jahr Portugal gewonnen und wir schicken einen Knaben namens Michael Schulte, was man ja beides gern mal vergisst. Wir haben vier Moderatorinnen, die gern synchron ansagen würden, aber es selten können, und das Eröffnungsgeräusch ist diesjahr, passend zum Motto “All aboard”, eine Schiffshupe. Los geht’s, mal gucken wie lang der Stream hält.

01 – Aserbaidschan: Aisel “X My Heart” Der Stream setzt jetzt schon regelmäßig aus, wir haben jetzt ein Bild, auf dem man nichtmal die Durchwahlnummer links unten erkennt, aber egal, der Gedanke kommt schon rüber: dünn! “Oh! Wo kam der denn her, hab ich gar nicht gesehen!” – “Der kam da hinten aus den Pixeln!” – “Sind das mehrere?” – “Vielleicht?” Bestimmt ist das alles ne total ausgefeilte Lichtshow, aber bei dem Gepixel und mit den Rampen sieht’s aus wie Prince of Persia.

02 – Island: Ari Ólafsson “Our Choice” Das war doch mal n guter Moment, das Gebäck rauszunehmen – singt eventuell schön, aber käsiger Blätterteiig kann uns grad mehr begeistern.

03 – Albanien: Eugent Bushpepa “Mall” Im Vorprogramm von Deep Purple war er schon, Axl Rose ist scharf auf ihn, er singt sehr schick und trägt ein spannendes Jäckchen zu seinen Storchenbeinen, und wir sind anscheinend jetzt schon paralysiert und kurz vorm Wegnicken, oder so begeistert, niemand sagt was gemeines. Wer sind eigentlich diesjahr die Favoriten?

04 – Belgien: Sennek “A Matter of Time” Ich bin jetzt schon dankbar, dass ich Samstag nicht bloggen muss. Keiner sagt was. Ok, Belgien knüpft an den Erfolg des letzten Jahres an und liefert wieder was ruhiges und anhörbares, aber haben wir denn alle zu wenig getrunken? “Jule hätte wenigstens was zu dem Kleid gesagt.” Jule, wir vermissen dich!

05 – Tschechien: Mikolas Josef “Lie to Me” Foxi: “Oh Gott, das ist doch wieder so’n Jujalied!” Ich bin nicht so sicher, aber es ist immerhin herausstechend eigenartig. Tobi: “Den würd ich gerne Samstag nochmal sehen.” – Popowackelszene – “Ok, doch nicht.” Ich find einfach nicht raus, welche Tonart der Junge im Sinn hat, und das Grinsen ist selbst in beschissener Auflösung noch nervig. Naja, vielleicht doch nicht.

06 – Litauen: Ieva Zasimauskaitė “When We’re Old” “Aber mit dem Lied gewinnt die nicht.” – “Aber der Portugiese hat doch auch gewonnen!” Eine Ballade übers Älterwerden, für ihren Ehemann. Hm. Schaltung in den Greenroom zu Aserbaidschan, in den Pixeln haben sich anscheinend noch viel mehr Leute versteckt! Und da ist Island, mit denen mag die Moderatorin aber nicht reden, dafür darf der coole Albanier mal seine Tattoos vorführen und Peter Urban übersetzt fleißig.

07 – Israel: Netta “Toy” Einer der Songs, die ich mir auch vorher schon angehört hatte, ihn vorher schon mochte und erstaunlicherweise machen sich hier nicht alle in der ersten Textzeile lustig, sondern schon gleich beim ersten Vorstellen der Kandidatin. Wilde bunte Winkekatzenbühne und wildes buntes Lied, ich bin ja dafür, aber wenn dieses Wohnzimmer hier irgendwie die Allgemeinheit wiedergibt, wird das nicht weit kommen. “Sie hat früher in der Band der Israelischen Marine gespielt.” – “Sie war der Torpedo.” – “Was man halt bei der Marine so braucht.”

08 – Weißrussland: Alekseev “Forever” So’n Lied, das ich gleich ab dem ersten Ton nicht mag. Manu meint, ich soll’s doch erstmal abwarten, und sie hat Recht! Der Kleene kann sehr treuherzige Hundeblicke zu seinem schwachen Gesinge machen, und diese Effekte mit den Rosen, also, das war großes ESC-Kino!

09 – Estland: Elina Netšajeva “La forza” Das Kleid wiegt acht Kilo und muss von sechs Leuten auf die Bühne getragen werden. Schwächlichen Leuten? Ein Effektkleid, yay, der Gesang ist sehr Diva Plavalaguna, aber Foxi assoziiert Eisprinzessin, und wenig später kommt die kleine Eisprinzessin aufs Stichwort reingerannt. Bisher der unterhaltsamste Beitrag des Abends.

10 – Bulgarien: Equinox “Bones” Was will uns das bloß sagen? Die Bandmitglieder sind alle irgendwo zwischen Blackmetal und Black Folk gekleidet, dann steht da noch Wyclef Jean und kann nicht mehr singen, und es klingt nach Keinplanpop, naja. Macht mal, egal.

11 – Mazedonien: Eye Cue “Lost and Found” Mazedonien war seit 2012 nicht mehr im Finale, und ich wage mal die Prognose, das wird auch diesjahr nix. Elton am Schlagzeug, eine farblich passende Hexe vorm Fernsehbild, der Effekt mit dem Oberteil reißt da auch nix mehr.

12 – Kroatien: Franka “Crazy” Wissen wir hierzu was zu sagen? Zumindest stört das Lied nicht beim Genuss der Kostüme der Kinder. Resi ist zur Piratin geboren, die Kroatin ist irgendwie grad egal.

13 – Österreich: Cesár Sampson “Nobody but You” Schön, unanstrengend, gekauft. Das Oberteil sieht aus, als würde man darin bös schwitzen.

14 – Griechenland: Gianna Terzi “Oneiro Mou” Hatten wir dazu ne Meinung? Foxi: “Kann man vergessen.” – Manu: “Die hat aber schön wilde Haare, und so Feuerdings!” – “Du hast auch schön wilde Haare!” – “Meine sehen aber nicht so gekonnt wild aus!”

15 – Finnland: Saara Aalto “Monsters” Wieder ein ganz egales Popliedchen, aber die Sängerin ist mal kurz kopfüber und die ganzen Tänzer find ich so bisschen verstörend, als hätte man in einem Indiana-Jones-Film mal in ein geheimes Nazilager reingefilmt und dann überraschend das bunte Licht angeknipst und ein Musical draus gemacht. Nehmt das weg!

16 – Armenien: Sewak Chanaghjan “Qami” Es gibt jetzt Kuchen vom Jens, sehr feinen Kuchen, ansonsten hat schon wieder keiner ne Meinung, ich blogg hier nie wieder was, sag ich euch! “Schmeckt gut. Kann heimfahren.”

17 – Schweiz: ZiBBZ “Stones” “Das lädt zumindest mehr zum Mitwippen ein als der deutsche Beitrag.” – “Die hat gar keinen Bauchnabel!” – “Doch, da oben.” – “Wir waren nur irritiert, weil die Hose so tief sitzt.” – “Klingt gar nicht wie so’n ernstes Anliegen, die freuen sich doch total.”

18 – Irland: Ryan O’Shaughnessy “Together” Das ist schön, das gibt Diskussionsansätze! Das ist ne männliche Nicole, und dann noch ne weibliche Nicole am Klavier, und sie haben die Jungs von Jedward als Backgroundtänzer engagiert, um “Dubliners” als Ausdruckstanz aufzuführen. Schön, das soll weiter.

19 – Zypern: Eleni Foureira “Fuego” Eine Frau mit kontrolliert wildem Haar und aufgemaltem Glitzerhosenanzug, das hätte mal Shakira werden können, aber ist eigentlich sogar fürs Stadion bisschen dünne. “Das ist doch immerhin weniger langweilig als andere.”

Und nun müssen zehn rausfliegen – “Au ja!” – “Das Problem ist ja, dass zehn weiter müssen!” Also, wer sollte? Albanien hatte ne lustige Jacke, Belgien und Tschechien hamm sie Mühe gegeben, Israel und Weißrussland auch fürs Quatschgewitter und Estland fürs Kleid, Österreich kann man durchaus anhören, Armenien klang ganz gut so, die Schweiz von mir aus, und die irische Nicole, das ist meine Privatmeinung, der Rest ist mit sich oder anderen Dingen beschäftigt und wird sich erst später über meine völlig verkehrte Auswahl beschweren.

Die Überbrückungseinspieler sind so bös langweilig und der Humor der Moderatorinnen geht dermaßen an uns vorbei, dass ich mich grad ein bisschen freue, das Finale zu verpassen.

So, Auflösung: ÖSTERREICH! ESTLAND! Zypern, der singende Glitzerpops. Litauen? ISRAEL! TSCHECHIEN! Bulgarien?! ALBANIEN! Finnland. IRLAND. Ooch, die tolle Rosenshow ist raus, Belgien ist raus, komische Sache, dieser ESC. Ich versteh das ja alles nicht. Gutnacht, bis übermorgen, falls wir dann Stream haben.