Painted Hell - Mein Senf dazu

It's all around you it's a tragedy, look - so forget the cover, let's read the book...

(Levellers)

Primatenbibliothek

Auf besonderen Wunsch von Manu gebe ich hier nun meinen persönlichen Senf zu jedem Buch ab, das ich zum ersten Mal lese, auf dass sie (und vielleicht noch jemand anders?) bald nicht mehr um Lesematerial und literarisches Halbwissen verlegen sein muss.

«In Plüschgewittern» - Wolfgang Herrndorf (18.2.2024)
Frühwerk des Autors - das ist gar nicht so weit weg von Tschick, und hat mich doch unendlich genervt: wenn ja nämlich zwei Teenager nur Scheiß bauen und nicht so richtig wissen, wohin mit sich, liegt das ja in der Natur der Sache, aber wenn einem paarunddreißigjährigen Protagonisten immer noch nichts besseres einfällt, als in seiner dreiviertlen Wachzeit nur von Kneipe zu Kneipe zu taumeln, dumm zu sein, sich bewusstlos zu trinken und selber vollzupissen, dann hab ich wenig Lust, daran teilzunehmen (immerhin aber nur 180 Seiten, bringt man so hinter sich).

«Eigentum von Wolf Haas» - (11.2.2024)
Bibliotheksfund - kein Klappentext, Einband wie braunes Packpapier, ich wusste nichts über dieses Buch und dachte nur, Wolf Haas wird schon passen, und das tat's dann auch: der Autor schreibt die Lebensgeschichte seiner dementen Mutter kurz vor und bis nach deren Tod auf, ob autobiografisch oder fiktiv, konnte ich nicht feststellen, aber ist auch egal, das war sehr schön und witzig und berührend und schräg und die Bestsellergebühr wert.

«The Story of Maria Elena and KILTER's Jazz-Metal Opera LA SUSPENDIDA» - William Berger (6.2.2024)
Wir haben eine Jazz-Metal-Oper gehört (Clubversion), das macht man nicht alle Tage (speziell, wenn man Oper bisher gar nicht so super fand). Und wie sich das gehört, hab ich das Libretto dazugekauft. Was in diesem Fall nicht nur das Libretto ist, sondern das Büchlein enthält auch noch allerlei spannende Fakten zu den ausführenden Musikern (ich bin immer noch schwer begeistert von Andromeda Anarchia, was aus dieser Frau für Töne rauskommen und wo ihre Töne aufhören und unbemerkt das Baritonsaxophon/der Bass übernimmt, komplett irre!), der Entstehung des Projekts und den Gedanken dahinter - das war ebenso wie die Liveshow und die Aufnahme sein Geld wert, es hat mich nachhaltig beeindruckt.

«So war's eben» - Gabriele Tergit (6.2.2024)
Noch ein dicker Tergit-Schmöker, die Zusammenfassung liest sich fast wie die der Effingers, aber diesmal handelt es sich eher um auf gut 600 Seiten geraffte 10.000 Seiten Generationendrama - so stark, dass es durchaus ein bisschen anstrengend zu lesen war, einerseits, weil es wohl nur minimal lektoriert wurde, und andererseits, weil auf keiner Szene mal der Fokus anhält und man lang genug da bleibt, um das Rundherum zu kapieren, aber so ist es wohl gedacht - «ein[] Bilderbogen, der im eigentlichen Sinne keine Handlung hat, sondern möglichst realistisch und vielstimmig zeigen will, 'wie Menschen auf dem Hintergrund einer kranken Epoche gelebt haben'», so das Nachwort. Aber ich glaube, insgesamt funktioniert es schon, das Zeitgefühl wiederzugeben - wie so ein Bild, das aus ganz vielen kleinen Einzelbildern zusammengesetzt ist; wenn man die alle einzeln anguckt, scheinen sie zusammenhanglos und ergeben nicht viel Sinn, aber wenn man zehn Meter zurücktritt, sieht man, dass sie zusammen die Mona Lisa bilden. Oder in dem Fall Hitler, insofern auch wieder bisschen zehrend, aber trotzdem sehr gut.

«Kalte Füße inklusive - Mein Jahr in der Antarktis» - Nora Graser (24.1.2024)
Vorleseprojekt, aus dem Sabbatical mitgebracht, wo wir das in einem Campingplatz-Bücherregal gefunden hatten und ganz gut unterhalten waren. Dieser Erlebnisbericht einer Überwinterung ist zwar gewiss keine hohe Literatur, aber gerade durch seine Einfachheit und Detailliertheit spannend als Zeitzeugnis, das man bestimmt eines Tages gut neben Amundsen und Skeib legen kann.

«Die vollständige Maus» - Art Spiegelman/Übers.: Christine Brinck/Josef Joffe (13.1.2024)
Art Spiegelman erzählt in diesem Graphic Novel die Lebensgeschichte seines Vaters, eines polnischen Juden, der Auschwitz überlebt hat. Es ist großartig und schrecklich und bestürzend und verstörend, und ich denke, das löst «1984» ab als das Buch, was mich am meisten emotional zerrüttet hat bei der Lektüre bisher. Große Empfehlung, aber ich warne auch ausdrücklich vor den massiven Stimmungstiefs, die man dafür in Kauf nehmen muss. (Wir wollen das doch bitte alles nie wieder erleben, ja? JA?!)

«Animorphs - The Invasion» - K.A. Applegate (6.1.2024)
Vorleseprojekt, gewünschte Auffrischung von Jugenderinnerungen - unsere Jugenderinnerungen sind inzwischen weniger Wert als das Porto, das es braucht, um sie zu versenden, aber trotzdem war das hier ziemlich gut als Bettlektüre und zum Vorlesen geeignet: schön kurze Kapitel, einfache Sprache, nicht grad überkomplexe Handlung (wenn man denn einmal das Setting und die verschiedenen Arten von Außerirdischen in sich aufgesogen hat), aber trotzdem halbwegs Spannung und viele Cliffhanger, die aber alle nicht zu aufwühlend waren. Wir freuen uns auf weitere vier Bände!

«Die Gabe» - Naomi Alderman/Übers.: Sabine Thiele (2.1.2024)
Dieser Buchtitel, da hab ich sehr faustische Assoziationen: «hier stock ich schon, wer hilft mir weiter fort», übersetzt man «The Power» nun als Kraft, Macht, Strom, Gewalt, oder was? «Gabe» trifft den Kern meiner Meinung nach jedenfalls eher nicht, aber ansonsten ist gegen dieses Buch wirklich nichts zu sagen: die Ausgangslage ist, dass Frauen plötzlich in der Lage sind, anderen Menschen durch Berührung Schmerzen zuzufügen oder sogar zu töten, und damit kehren sich ganz plötzlich die bestehenden Machtverhältnisse um, aber besser wird dadurch natürlich ganz und gar nichts. Ein spannendes Gedankenexperiment auf jeden Fall, teilweise sehr anstrengend zu verarbeiten, aber leider gab es immer, wenn's mir doch bisschen überzogen brutal vorkam (Genitalverstümmelungen!), das Vorbild schon umgekehrt in der Realität. Und es gibt keinen besseren Grund dafür als «weil's geht». Ein bisschen @manwhohasitall, nur viel, viel schmerzhafter. Kann man mal ne Weile drauf rumdenken.

«Pantoffelmieze» - Ela Peroci/Ill.: Ančka Gošnik-Godec/Übers.: ? (29.12.2023)
Klassisches DDR-Kinderbuch, das mir bisher ganz fremd war, neu aufgelegt vom Leiv-Verlag. Nette Illustrationen, nette Geschichte. Nicht wahnsinnig erregend, aber nett.

«Das Geheimnis meiner Superkraft» - Alison Bechdel und Holly Rae Taylor/Übers.: Thomas Pletzinger, Tobias Schnettler (29.12.2023)
Zuerst: ja, Alison Bechdel ist die Erfinderin des Bechdel-Tests. Das ist ungefähr alles, was ich zu ihr wusste, und dann bekamen wir dieses Buch geschenkt, «weil das alles so an uns erinnert». Das war eine schöne Überraschung, umwerfend aufwändig illustriert und gut zu lesen, es geht um der Autorin lebenslange Liebe zu allen Arten von Sport und das war mir dann auch nah genug, dass es mich gut über die ansonsten doch manchmal befremdliche Geschichte von Selbstsabotage und Selbstfindung trug.

«Liljecronas Heimat» - Selma Lagerlöf/Übers.: Pauline Klaiber-Gottschau (19.12.2023)
Neulich im Quiz hab ich gelernt, dass Selma Lagerlöf die erste Frau war, die den Literatur-Nobelpreis bekommen hat - da könnte man von der doch mal irgendwas anderes kennen als den Nils Holgersson? Die Bibliothek hatte Auswahl, das hier schien mir passend für die Weihnachtstage: drei sehr unterschiedliche Frauenfiguren und, ganz Sailor Moon, die alles besiegende Kraft der Liebe. Daran war manches gut (vor allem mit der kleinen Lilljänta konnte ich mich identifizieren, und die ganz nebenbei vorkommende schwedische Landschaft ist auch super, und insgesamt las sich's schon flüssig und unterhaltsam weg), manches dann eher so märchenhaft eindimensional bis altbacken (die böse Stiefmutter, die gute Großmutter, der Traumpfannekuchen), dass ich mich bisschen unterfordert gefühlt hab. Aber wenn man es als Märchen liest, ist dann auch das arg gefühlige Sailor-Moon-Ende ok, ja gut, sie hat bestimmt noch bessere Sachen geschrieben.

«Hector und die Geheimnisse der Liebe» - François Lelord/Übers.: Ralf Pannowitsch (5.12.2023)
Zweites Lelord-Buch kam aus der Bibliothek und ist der Beweis dafür, dass mehr von etwas Gutem nicht unbedingt besser ist: diesmal hat sich Hector vorgenommen, die Liebe zu enträtseln, und entweder ist das als Thema noch komplexer oder noch subjektiver oder noch emotionaler oder ich hatte Hectors Deal nun einfach schon verstanden und war deshalb zu leicht angenervt von den ganzen Pauschalisierungen und dazwischen auch diesen klassischen Altmännerphantasien (alte Herren mit jungen Asiatinnen, selbst wenn das romantisch gemeint war, da biegt ja mein Hirn sofort zu «Silentium!» ab), naja, keine fünf Sternchen von mir jedenfalls.

«Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück» - François Lelord/Übers.: Ralf Pannowitsch (27.11.2023)
Fund aus dem Verschenkregal. War mal Bestseller, aber dafür ja dann doch ein sich leicht weglesendes, unanstrengendes Buch: Psychiater Hector nimmt eine Auszeit, um rumzureisen und unter seinen Freunden in aller Welt zu ermitteln, was Glück ist; das ist an manchen Stellen bisschen platt, dramatisiert oder so stark vereinfacht, dass es vermutlich falsch ist oder zumindest nicht komplett und pauschal richtig, aber diese Kritik liegt vielleicht auch nur daran, dass ich gleich noch den zweiten Teil gelesen hab, für die Dauer dieses Buchs war ich ganz gut unterhalten.

«Der mysteriöse Mr. Spines - Wings» - Jason Lethcoe/Übers.: Dorothee Haentjes (26.11.2023)
Verschenkkistenfund. Eigentlich find ich Fantasy ganz gut, und Fantasy for Young Readers ja eh, weil gruselig vertrag ich nicht gut, also war das hier einen Versuch wert. Es bleibt aber wohl beim Versuch: zwar ist man dank großer Schrift, ausufernder Initialen und viel Leerraum schnell durch die grob 200 Seiten durch, aber irgendwie kann die Handlung (einem Teenie in einer Waisenausbeutungsanstalt wachsen Flügel und er wird daraufhin von sinistren Gestalten gejagt) kaum bei der Lesegeschwindigkeit mithalten, es ist mehr so Game of Thrones, am Ende des Buches hat man das schöne Gefühl, den Prolog jetzt wohl bezwungen zu haben und zum eigentlichen Inhalt kommen zu können. Dazu hab ich aber jetzt keine Lust mehr, denn es findet auch alles unter so vielen expliziten und schwer verständlichen Prämissen statt, dass diese gar ihr eigenes langes Glossar brauchten, und da kann ich mich nur schwer reindenken, es langweilt mich alles, ohne mich.

«Wunder der Weihnachtszeit» - Peggy A. Hoffmann/Übers.: Sabine Stitz-Schilasky (24.11.2023)
Ja, das war sehr seichte Unterhaltung, die Antwort auf Caros berechtigte Frage «Warum liest du DAS denn?!» ist: es war weirdly unterhaltsam. Ein in der Ferienwohnung gefundener Groschenroman «Julia - Weihnachtsextra», und darin die ganz herzerwärmende Geschichte vom kleinen Jungen, der sich, verlassen von seiner Mutter, vom Weihnachtsmann endlich wieder ein richtig heimeliges Weihnachten wünscht; ich wusste auf Seite 8 schon wie's ausgeht und alles, was zwischendrin passiert, wenn auch nicht ganz in der richtigen Reihenfolge. Bisschen das heilsame Gegenstück zum Fabian: keinerlei intellektueller Anspruch, und bisschen Sex muss schon vorkommen, aber so wunderbar amerikanisch-verklemmt, dass es schon irgendwie niedlich ist. Letztes Rätsel: wieso wurde wohl der Name der Autorin gleich mit übersetzt (ist im Impressum am englischen Original anders als vor der deutschen Geschichte)?

«Fabian» - Erich Kästner (23.11.2023)
Anlass hierzu war, ich wollte das Buch lesen, bevor ich eventuell den Film sehe. War klar, dass das bisschen anstrengend wird, weil die frühen Dreißigerjahre halt so rundum bisschen schlecht waren, in diesem Buch ja aber meistens aus den ganz falschen Gründen: es handelt sich um die «Geschichte eines Moralisten», Handlung passiert da nicht viel, es ist mehr so Jim Jarmusch, die Stimmung ist die Handlung, und die Stimmung wird dominiert von Leuten, die sehr kästnerhafte Dinge sagen (da ich sonst nur seichte Unterhaltung von Kästner kenne, ist mein Hirn da ständig drüber gestolpert) und sich, anscheinend moralisch verwerflich, die Befriedigung ihrer sexuellen Bedürfnisse organisieren, aber da konnte ich halt auch größtenteils die Aufregung nicht nachvollziehen bzw. gar nicht einschätzen, ob es der Autor jetzt eigentlich anprangern möchte oder es nur ein augenzwinkerndes «It takes all sorts to make a world» ist (vermutlich ersteres), denn wenn das einvernehmlich passiert und keiner zu Schaden kommt, dann macht doch gerne? Immerhin kam das Ende überraschend.

«Draußen vor der Tür» - Wolfgang Borchert (19.11.2023)
Fund aus der Urlaubsbibliothek. Klein, kurz, kann man also schaffen, auch wenn man nicht so ganz begeistert ist. Und das war ich nicht: die Grundidee find ich schon erstmal spannend (Kriegsheimkehrer mäandert in seiner Heimatstadt umher und weiß nicht recht, wohin mit sich, weil von seinem vorherigen Leben nichts mehr übrig ist), da sind viele gute Gedanken dabei, aber es ist so bisschen anstrengend zu lesen, es gibt irrsinnig viele Wiederholungen, und vielleicht funktioniert es, das voller Emotion auf ner Bühne aufzusagen, aber beim Lesen nervt's so bisschen. Aber wie gesagt, kurz und zackig, insofern passt zumindest die Länge und mein Hirn ging den Erzählbogen gut mit, kann man schon machen.

«Jane Eyre» - Charlotte Brontë/Übers.: Gottfried Röckelein (11.11.2023)
[Contains spoilers, mir egal.] In diesem Buch kommt sehr viel Wetter vor. Englisches Wetter, vielleicht ein wenig übertrieben schlecht - das fügt sich also nahtlos ein in den November; bis Seite 250 gibt's nur Regen, Schnee und peitschenden Wind und dazwischen sterben die Leute alle an Typhus und Tuberkulose, von der menschlichen Kälte und Aussichtslosigkeit ganz zu schweigen. Leider war das aber der bessere Teil des Buches, denn es folgt die unerklärliche Mr.-Rochester-Fanfiction: warum und wieso in dieser Intensität verliebt sich Jane in ihren grumpigen alten Arbeitgeber? Und wieso ist weder sein herrisches, Besitz über ihre Person einforderndes Wesen ihr Grund zur Flucht noch die Tatsache, dass er seine Ehefrau seit Jahren auf dem Dachboden eingesperrt hält? Wie bescheuert gestaltet sich erst noch das Verhältnis zu ihrem Cousin und wie absurd ist das ganze Ende? Witzigerweise war das Echo zum Erscheinen ja eher, dass es Moral und Frömmigkeit mit Füßen tritt, aber ich fand diese ganze Gottergebenheit und Frömmigkeit und Untadeligkeit nach irgendwelchen zweifelhaften moralischen Grundsätzen äußerst anstrengend und kaum nachvollziehbar.

«8000+ - Aufbruch in die Todeszone» - Ueli Steck/Karin Steinbach (2.11.2023)
Mal wieder ein eher zähes Vorleseprojekt. Wir haben hier eine halbwegs willkürliche Aneinanderreihung von Ueli Stecks Großtaten, besonders jenen, die im Himalaya stattfanden; das ist sich alles enorm ähnlich in seinem «Und dann bin ich diese Moräne hochgelaufen, und dann kam der Gletscher, und dann musste ich jenes Couloir raufklettern [wir wissen jetzt immerhin, was ein Couloir ist] und die Lawinengefahr war groß» und wird mit fortschreitender Erzählung immer ununterscheidbarer, da wär ich dankbar gewesen für strikt chronologische Erzählweise, weil come on, einen roten Faden oder Spannungsbogen haben wir doch hier eh nicht. Zwischen den Expeditionen gibt's dann ab und zu noch einen Yogiteeanhänger aus Herrn Stecks tiefschürfenden Gedanken zum Leben, naja, man merkt halt, dass er hauptberuflich auf Berge steigt und keine Bücher schreibt. Immerhin kann man damit gut einschlafen.

«10 Steps to Nanette - A Memoir Situation» - Hannah Gadsby (25.9.2023)
Disclaimer: ich habe die vielgepriesene/-kritisierte Standup-Show «Nanette» nicht gesehen, aber vielleicht wär das günstig vorm Lesen dieses Buchs, das mir vom Internet glühend empfohlen wurde. Ich bin mir immer noch nicht einig, was ich dazu abschließend sagen soll, was ja vielleicht ein Pro ist: es beschäftigt seine Leser. Der Schreibtstil lässt einen so fluffig drübergehen über eine Reihe von unfluffigen Triggerthemen, und ein sehr unfluffiges neurodivergentes Hirn hat sich das ausgedacht, man stößt sich also immer mal an den gedanklichen Kanten, aber vermutlich war das der Plan? Das Buch an sich ist sehr hübsch produziert, war aber (gebraucht) leicht ramponiert und roch so merkwürdig-schlecht, dass es mich beim Lesen echt angestrengt hat, was auf der Metaebene ja auch irgendwie sehr passend ist. Vermutlich empfehlenswert, aber man sollte Zeit einplanen, das geistig noch ne Weile zu zerkauen.

«PS, I love you» - Cecilia Ahern (17.8.2023)
Quatschbuch aus dem Verschenkregal - das war mal ein Bestseller, aber meine Güte, ist das schlecht. Aus allen Gründen. Dabei fand ich die Grundidee erstmal psychologisch ganz interessant (Ehemann ist gestorben, junge Frau muss ihr Leben neu sortieren, dazu bekommt sie jeden Monat einen von ihm hinterlassenen Brief mit einer Aufgabe), aber das Potential wurde halt komplett verschenkt und ich frag mich wieder nur, ob es echt Frauen gibt, die sich mit derlei Protagonistinnen identifizieren, oder ob es ein gebräuchliches Muster in Frauenromanen ist, der Hauptperson so viele Komplexe und Neurosen anzudichten, dass selbst eine sehr neurotische Leserin sich dann doch im Vergleich ganz ok findet. Werd ich's je ergründen?

«Der Tag zieht den Jahrhundertweg» - Tschingis Aitmatow (Übers.: Charlotte Kossuth) (16.4.2023)
Ein Vorleseprojekt, das Vorzulesen eventuell länger gedauert hat, als der Autor gebraucht hat, um es zu schreiben. Der Tag zieht sich nämlich, das kann man sagen, und die Geschichte mäandert Aitmatow-typisch von einer Ecke in die andere, ohne je auf einen dem westlich geprägten Hirn erkennbaren Punkt zu kommen. Das ist zum Abschalten und Einschlafen sehr gut geeignet, aber ansonsten wünsch ich mir jetzt, einen Kaffee mit Frau Krüger zu trinken (meine frührere Deutschlehrerin und Aitmatow-Fannin), auf dass sie mir das alles bitte erklärt.

«Vom Moritz, der kein Schmutzkind mehr sein wollte» - Franz Fümann/Illustr.:Ingeborg Friebel(Übers.: Charlotte Kossuth) (9.4.2023)
Im Urlaub gefunden und schnell nebenher gelesen: ein sehr schönes DDR-Kinderbuch, sowohl wegen der Illustrationen als auch der hervorragenden Geschichte, natürlich mit pädagogischem Zeigefinger auf die Zwölf, aber das stört mich hier gar nicht, das wird durch die sonstige Unmärchenhaftigkeit (wer braucht Könige?) und Nettigkeit leicht ausgeglichen.

«Bad Monkeys» - Matt Ruff (14.3.2023)
Wenn mir mal wieder nach so gar nix vom rumliegenden Bücherstapel ist, gibt's als letzten Ausweg ja immer noch das Gesamtwerk von Matt Ruff - das wird verlässlich gut, auch wenn man vorher nie so genau sagen kann, wie. Das hier war aber der erste Roman, der mich nicht völlig unvorbereitet getroffen hat; da kam mir doch vieles so vor wie die weiter gesponnene, noch verschärfte Idee aus «Ich und die anderen», erweitert um die Grundsatzfrage nach Gut und Böse. Die Handlung hätte ich natürlich trotzdem nie vorhersagen können, dieses Buch ist nämlich auch das Paradebeispiel für den Einsatz von Plot Twists, die sich mit fortschreitender Handlung exponentiell häufen. Was ja ganz angenehm ist so im Kontrast zu dummen Tatorten, in denen man nach zehn Minuten schon ahnt, wie's ausgeht. Hier ahnt man nichts, und wenn man nach der letzten Seite gleich wieder von vorn anfängt, kriegt man vermutlich nochmal ein komplett neues Buch.

«Dinge geregelt kriegen - ohne einen Funken Selbstdisziplin» - Kathrin Passig und Sascha Lobo (10.2.2023)
Dieses Buch hilft nicht gegen Prokrastination. Das stand aber schon gleich in der Einleitung, also war's nicht direkt enttäuschend - wie ich's von Kathrin Passig erwarte, war das fluffig und unterhaltsam zu lesen, aber mein Leben wird's wohl leider nicht verändern, trotz des schönen Titels. Ich komm schon zurecht, danke.

«Zwei nach Shanghai» - Hansen und Paul Hoepner (1.2.2023)
Den Film zum Buch kannte ich davor, hat aber nicht geschadet, es war beides auf die gleiche Art sehr gut: die Hoepner-Zwillinge haben eine mir sehr nahe Art des Reisens - das ist natürlich Abenteuer und es gibt tolle Momente, für die man's macht, aber dazwischen ist es auch immer mal wieder erbärmlich scheiße und das schreiben sie auch so statt heititei draußen ist es doch immer richtig richtig schön.

«Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur» - Andrea Wulf/Übers.: Hainer Kober (15.1.2023)
Weitere Nichtbelletristik, jetzt aber echt - dieses Buch über Humboldt ist so, wie ich mir Biografien wünsche und selten kriege: praktisch jeder Satz ist hier belegt mitsamt Fußnote und Quellenangabe, es gibt einen gut nachvollziehbaren roten Faden und trotz enormer Faktendichte ist das ganze noch prima zu lesen. Einziger Kritikpunkt ist, dass sich meine Laune nicht verbessert hat ob der Erkenntnis, dass Humboldt schon Anfang des 19. Jh. festgestellt hat, dass der Mensch systematisch seinen Lebensraum zerstört, aber das kann man dem Buch ja auch nicht zur Last legen.

«H wie Habicht» - Helen Macdonald/Übers.: Ulrike Kretschmer (4.1.2023)
Belletristik, die nicht unter Belletristik einsortiert ist: die Bibliothek war wohl der Meinung, dies sei ein Sachbuch über Falknerei, und tatsächlich hab ich hier viel über die Beizjagd gelernt, angefangen beim zugehörigen Vokabular, aber trotzdem ist das hier doch ein Roman, das wollen wir nicht vergessen. Es geht darum, wie die Autorin den Tod ihres Vaters verarbeitet und den Habicht Mabel bekommt und abrichtet, und nebenbei wird noch das halbe Leben von T. H. White nacherzählt. Auf all das muss man sich einlassen, dann ist das aber durchaus fesselnd, und auf ne gute Art auch läuternd darin, dass die Natur eben nicht alle Wunden heilt und den Menschen wundersam mit sich selbst versöhnt.

«Tomorrow, and Tomorrow, and Tomorrow» - Gabrielle Zevin (18.12.2022)
Ein vom Internet empfohlener New York Times Bestseller, zuverlässig bereitgestellt von der Stadtbibliothek. Das hab ich in drei Tagen inhaliert, das war fesselnd und rundum gut: es geht um die beiden Spielentwickler Sadie und Sam, aber hauptsächlich geht's um Beziehungen, gar nicht mal romantische, sondern alle Arten von Beziehungen, die zwischen Menschen so bestehen, und wie sie sich mit der Zeit verändern, das war sehr gut beobachtet und spannend, und erfreulicherweise ist das Buch auch sehr vielschichtig und man wird nicht verleitet, irgendeinen Charakter komplett gut oder schlecht zu finden, denn so isses ja selten. Und überhaupt fühlte sich diese fiktive Geschichte in vielerlei Hinsicht viel echter an als irgendeine, die mir sonst einfällt: die Hauptfiguren sind ungefähr so alt wie ich, ungefähr zur gleichen Zeit geboren, und es kommen da immer mal so irgendwelche Nebensächlichkeiten (und Spiele) vor, dass ich das Gefühl hatte, das ist mein Leben, die hätten meine Freunde und Schulkameraden und Nachbarn sein können. Thumbs up, sehr.

«Lauft, Füße, lauft» - Fred Bodsworth/Übers.: Ernst Larsen (14.12.2022)
Ich schätze ja durchaus Bücher, die Menschen mehrere hundert Seiten lang beim qualvollen Verhungern oder Erfrieren begleiten (Scotts Tagebücher!). Aber. Die ganze Geschichte ist quasi auf den Klappentext gedruckt, Jacob (warum hat ein kanadischer Native einen biblischen Namen?!) ist ein schlechter Jäger und verliebt ins schönste Mädchen, die soll an den besten Jäger verheiratet werden, sie fliehen gemeinsam, aber weil der Winter lang ist, drohen sie zu verhungern, also zieht Jacob los, um ein Rentier zu erlegen, aber jedwedes Tier ist schwer auffindbar bei der Kälte, und dann hat er religiöse Gewissensbisse und Stolz und Alter, man hofft, Kälte und Hunger waren der Grund für die ganze Blödheit, den ganzen Konflikt hätte man 100 Seiten eher lösen können, aber dann wär er halt nicht heroisch und stolz und mit Frau draus hervorgegangen, Frau und Kind hätten dafür aber mit Sicherheit und nicht nur ganz vielleicht überlebt. Ist das so'n Männerding, kann ich das einfach nicht verstehen? Einziges kleines Pro: sehr detaillierte, hoffentlich richtige Beschreibungen des Tierverhaltens.

«Das blaue Zimmer» - Rosamunde Pilcher/Übers.: Margarete Längsfeld und Ingrid Altrichter (30.11.2022)
Vorm Urlaub aus einer Verschenkkiste voller Schund gefischt, aber das ist ja quasi auch ne Bildungslücke, ne, und tatsächlich hab ich's dann während der nächsten Erkältung und mit Matschkopf gelesen. Leider zeigte sich eine ganz ungünstige Korrelation: je mehr dieser Erzählungen ich nämlich am Stück gelesen habe, desto fiesere Kopfschmerzen hatte ich. Ich überlasse es jetzt anderen, den kausalen Zusammenhang zu prüfen, denn so ein Erzählband ist ja, als würde man vierzehn Herzkinofilme in Folge sehen, und irgendwann kann man die ganzen tragischen Todesfälle, brenzligen Frühgeburten, Hochzeiten mit Jugendlieben und Landhäuser in Cornwall ja wirklich nicht mehr auseinanderhalten und zudem sämtliche Handlung vorhersagen - wie bei Monkey Island ist ja auch hier Verlass drauf, dass kein Konflikt ungelöst bleibt und immer alles in Heititei und Wohlgefallen endet.

«Nora (Ein Puppenheim)» - Henrik Ibsen/Übers.: Richard Linder (14.11.2022)
Nochmal Ibsen, einfach weil ich manchmal so ein komisches Gefühl habe, dass ich ein Werk kennen sollte, und wenn das dann so kompakt ist, ist das ja schnell erledigt. Gleiches Problem aber wie letztes Mal, viele der Figuren nerven mich extrem (diese Nora!) und noch eh es mir gelingt, mich da reinzufühlen, ist es schon wieder vorbei, mit Konflikt und allem. Jaja, alles ganz schlimm und Rolle der Frau und so und da kann man gut mal drüber nachdenken, aber besser machen kann man's bestimmt auch.

«Das Evangelium der Aale» - Patrik Svensson/Übers.: Hanna Granz (31.10.2022)
Das war kürzlich ein Bestseller, ich habe es trotzdem gelesen und mich gelangweilt ab Kapitel 2: der Aal ist ja schon ein interessantes Tier, das erste Kapitel war die Zusammenfassung der durchaus spannenden Fakten, aber ab da kommen dann abwechselnd die egale Vatersohngeschichte des Autors und längliche historische Aufarbeitung, woher die Aalfakten kommen. Ach, ach, es wär soviel unterhaltsamer, einfach fünf Jahre lang auf dem Ozean zu treiben und Aalbabys zu zählen.

«Die Stützen der Gesellschaft» - Henrik Ibsen/Übers.: Hans Egon Gerlach (22.10.2022)
Plötzlich Bock auf überschaubare Klassiker. Und zwar einstmals streitbare, weil, Jahrhundertwende, da gab's ja Konflikt genug und vor allem den zwischen kleinbürgerlichem Gekrepel und Freude an Revolution kann man ja dramatisch schön aufarbeiten. Andererseits musste ich die ganze Zeit an den «Besuch der alten Dame» denken und der behandelt das gleiche Thema einfach so bisschen aggressiver, bissiger und besser. Naja, aber Dürrenmatt hat ja vielleicht auch Ibsen gelesen und dann einfach noch paar Jahre mehr drüber nachgedacht.

«Ein untadeliger Mann» - Jane Gardam/Übers.: Isabel Bogdan (19.10.2022)
Jane Gardam, zweiter Versuch. Die Geschichte geht mir erst recht nicht näher, ich kann nicht genau sagen, woran es liegt - sind es alles mir zu ferne Themen, ist mir die Beschreibung zu unsympathisch oder doch alles zu blutleer und folglich zu egal oder hängt es wirklich an der Übersetzung, über die ich auch diesmal mehrfach stolpern musste - Wort für Wort mag das Sinn ergeben, aber es transportiert keinen Schreibstil und kein Gefühl, zumindest nicht zu mir. Und dann auch noch diese ständigen Zeitsprünge - dabei haben die Effingers doch bewiesen, dass man eine gute Geschichte einfach langweilig nacheinander weg erählen kann, ohne dass es ihr schadet, im Gegenteil. Ach, ach.

«Bell und Harry» - Jane Gardam/Übers.: Isabel Bogdan (13.10.2022)
Das Internet hat mir Jane Gardam empfohlen. Nun ja, eventuell hat das Internet gar nicht immer recht. Dieses Buch hat mich jedenfalls nicht überzeugt - vielleicht lag's an der Übersetzung, die mir auch ein bisschen hölzern vorkam, aber vielleicht war auch der Ausgangstext schon hölzern, diese ganzen Figuren blieben mir jedenfalls egal, die machen zwar irgendwelches Zeug, aber haben keinen Charakter, in den ich mich hätte einfühlen können, aber vielleicht liegt's ja an mir. Ich geb der Sache noch ne Chance.

«Portugal» - Cyril Pedrosa/Übers.: Annette von der Weppen (6.10.2022)
Ich hab schon enorm gute Graphic Novels von Cyril Pedrosa gelesen (einfach mal weiter unten suchen). Zeichnerisch auch hier: es verschlägt mir den Atem. Wie kann man das? Aber inhaltlich, naja, mit der Hauptfigur wurde ich nicht warm, mit der Geschichte wurde ich nicht warm, so sind es sehr viele gute Bilder, die mir leider irgendwie egal blieben.

«Effingers» - Gabriele Tergit (5.10.2022)
Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, das zu loben. Daran war alles sehr gut. Die Länge mag abschrecken (knapp 1000 Seiten), aber das kann man nicht kürzen, das kam mir eher vor wie ein stark gekürztes 6000-Seiten-Werk, da gibt's kein überflüssiges Gefasel oder endlose Landschaftsbeschreibungen, das sind 80 Jahre Familiengeschichte des imaginären Paul Effinger und seiner ganzen Verwandten zackig runtererzählt. Und zwar grob 1870-1950, man ahnt also, das endet nicht so super (jüdische Familie). Aber ist jedenfalls keine Sekunde langweilig, in brauchbare kleine Kapitel geteilt und man merkt auch, dass es von einer Frau geschrieben wurde, im besten Sinne: da kommen auch die Frauen der Familie relevant vor, fast noch prominenter als die Männer, weil die Frauen ja mit den ganzen absurden gesellschaftlichen Zwängen auch eh die viel interessanteren Konflikte haben... Besser kann man einen historischen Roman glaub ich nicht machen.

«Das Dekameron» - Giovanni Boccaccio/Übers.: Ruth Macchi (9.9.2022)
Der grobe Inhalt dieses Werks ist: zehn reiche Schnösel verstecken sich zehn/vierzehn Tage auf ihren lieblichen Landgütern vor der Pest und vertreiben sich die Langeweile mit unsinnigen Geschichten. So, ich hock in Quarantäne: finde den Unterschied! Wenn so ein Werk 650 Jahre nach seiner Entstehung immer noch übersetzt und gedruckt wird, sitz ich ja leicht der Fehlannahme auf, das müsste irgendwie wertvoll sein. Kommt mir nicht unbedingt so vor. Wikipedia sagt, das Werk galt immer wieder als anstößig - ich fürchte nur, aus den ganz falschen Gründen, denn mir stieß ja vor allem die dargestellte Rolle der Frauen bös auf: eigener Wille nur selten vorhanden und auch nie relevant, Frauen werden geraubt, besessen und verliehen, nun ja. Schön zu sehen, dass sich in 650 Jahren immerhin bisschen was verändert (nicht soviel, wie man sich wünschen würde, und anderswo geht's rückwärts). Und über die Länge kann ich mich auch nicht beschweren, denn es dient explizit der Zeittotschlagung für Damen. Treffer.

«Picknick mit Bären» - Bill Bryson (1.9.2022)
Geschenkter Gaul. Mit Bryson bin ich schonmal nicht so richtig klargekommen, naja, noch ein Versuch, diesmal soll der Appalachian Trail gewandert werden, und leider ist es auch diesmal auf Dramatik gebürstet (Bären!! Also nie wirklich, aber sie HÄTTEN ja da sein können!) und obwohl es sich leicht weglas, ging's mir durchweg so bisschen aufn Keks. Ach ja, und schlecht produziert war's auch diesmal.

«Der liebe Augustin» - Horst Wolfram Geißler (28.8.2022)
Das haben mir vor Jahren Ondra und Ute geschenkt, und seitdem lag es ungelesen rum und wartete auf seinen Moment: jetzt war ich gut amüsiert damit, es liest sich leicht und heiter wie das Gegenteil von Kopfweh, es hat mich sehr froh gemacht von vorn bis hinten, ein Buch zum Gesundwerden. Bei Büchern, die ich mir nie gewünscht hab, frag ich mich ja immer ein bisschen, wieso sie wohl für mich ausgesucht wurden. Es geht um einen ausgemachten Faulpelz. War es das?

«¾ 100 Kleingeschichten» - Erwin Strittmatter (27.8.2022)
Kurzprosa, wir sprachen davon, warum versuch ich's überhaupt? Alles sehr ohne Pointe, gepflegte Langeweile im Nirgendwo, das halt ich gut aus, aber es gibt mir nichts.

«Tagebücher und Briefe» - Maxie Wander (26.8.2022)
Bücherschrankfund, aber Maxie Wander geht ja erwiesenermaßen gut. Nun also die Tagebücher, während ich krank rumliege, das war keine gute Kombination, denn es geht erstmal los mit Krebstherapie, herrje. Aber das ist ein sehr gutes kleines Buch voller brauchbarer Gedanken, und Lust auf Schreiben macht's obendrein, also trotz allem Daumen hoch, sehr.

«The Virginian» - Owen Wister/Bearb.: James J. Passarelli (22.8.2022)
Wenn man mit eingeschränkten Optionen im sprachlich inkompatiblen Ausland sitzt, droht die grüne Langeweile. Da fühlt sich's dann so an, als hätte man die Oase in der Wüste entdeckt, wenn man erstens hinter einer Kirche ein offenes Bücherregal entdeckt und zweitens jenes auch noch genau ein Buch in einer Sprache enthält, die zu verstehen man in der Lage ist. Und der Inhalt ist dann auch egal, aber ich muss sagen, diese flache Westernschnulze kam mir zu den Begleitumständen ganz gelegen, manchmal kann man sowas gut machen, das Schicksal war gnädig. Danke.

«Das große Lesebuch» - Kurt Tucholsky/Hrsg.: Axel Ruckaberle (29.7.2022)
Tucholsky: schon gut. Kurzprosa: nicht so meins. Schöne Bücher: sehr gut. - Also im Durchschnitt im Plus? Leider ist der Inhalt dieser Sammlung größtenteils Ende der 20er/Anfang der 30er Jahre entstanden, er mahnt eindringlich, den Nationalismus im Keim zu ersticken und keinen weiteren Krieg zuzulassen, und wenn man weiß, wie's nach 1933 weiterging, und dann noch bedenkt, wie's politisch bei uns grade so aussieht, ist das alles ne sehr schlechte Pointe.

«Roald Amundsen» - Eduoard Peisson/Übers.: Noa Kiepenheuer (20.7.2022)
Erprobtes Konzept: im heißen Sommer Bücher lesen, in denen viel Eis und Kälte vorkommt. In dieser Hinsicht war das hier ein Treffer, in manch anderer aber nicht: ich komm schlecht damit klar, dass man nie so genau sagen kann, was hiervon Fakten aus Amundsens Leben sind und was nur Spekulation und Ausschmückung des Autors; manchmal driftet es völlig in gefühliges Geschwafel ab (aus der Ich-Perspektive von Amundsen selbst wär das ok, aber zu welchem Zweck ergehen wir uns hier in ihm angedichteten Regungen?), und zu guter letzt macht mich die Übersetzung und der Mangel an Landkarten bisschen wahnsinnig (wo ist wohl die «Goldene Pforte»? Naa, hätten Sie's gewusst?). Aber schicker Leineneinband mit Schiff drauf - vielleicht kann man ja was draus basteln? (Dass ich das mal denke.)

«Der Besuch der alten Dame» - Friedrich Dürrenmatt (24.6.2022)
Kurz und gut, so mag ich Bücher/Theaterstücke. Und ich würd das auch gern mal im Theater sehen, und zwar bitte komplett ohne kreative Eigenleistung des Regisseurs, denn das hat Dürrenmatt ja schon alles sehr lustig zurechtgelegt so, und denken kann man dann ja in der Pause.

«The City and the City» - China Mieville (22.6.2022)
Hab ich hierzu eine Meinung? Irgendwo in meinem Internet fand man dieses Buch sehr gut, ich bin vielleicht eher ratlos, vielleicht hab ich nicht lang genug über die Metaebene nachgedacht oder ich bin so privilegiert, dass es gar nicht bei mir ankommt, was weiß ich, alles möglich. Die Ausgangslage ist, wir befinden uns in einer Stadt, die eigentlich zwei Städte ist, die räumlich am gleichen Ort existieren, sich aber gegenseitig gekonnt ignorieren, und es gibt eine sinistre Kontrollinstanz, die dafür sorgt, dass dieses "Unseeing" nicht mal vergessen wird und da Interaktion stattfindet - und da hinein fällt dann eine Leiche, die wohl Grenzen überschritten hat, aber auch nicht dabei hilft, dass ich mich in das Setting ordentlich reindenken könnte. Hab ich vielleicht Science Fiction verlernt?

«In der Karpatenwildnis» - Józef Bieniasz/Übers.: Elisabeth Szubert/Ill.: Gerhard Goßmann (11.6.2022)
Verschenkregalfund nach Standardbeuteschema: irgendwas vergilbtes mit Tieren und Natur und ein paar schöne schwarzweiße Illustrationen schaden auch nicht, das haben wir hier alles, die nett vor sich hin plätschernde Geschichte des Bären Turul, der seine Mutter an einen Wilderer verliert, dann von Menschen gefunden und aufgezogen wird, in die Wildnis zurückkehrt, weniger freundlich gesinnten Menschen in die Hände fällt (der Zirkus kommt hier nicht gut weg, aber so war das womöglich, mindestens damals), dann aber doch sein gutes Ende findet. Erbauliche Urlaubslektüre, kann man machen.

«Angst vor dem Abwaschen» - Milena Moser (16.4.2022)
Nachhaltigkeit für Fortgeschrittene: Geschenke aus dem Verschenkregal. Kleine leichte Bücher find ich ja grundsätzlich schonmal gut, mit Kurzprosa hab ich manchmal Schwierigkeiten, aber das hier war schon unterhaltsam, noch über seinen Titel hinaus: eine Sammlung von Geschichten, deren Hauptfiguren immer irgendwie irre (im Sinne von: von zweifelhafter geistiger Gesundheit) Frauen sind. Schön schön, danke Caro!

«Kinder von Hoy» - Grit Lemke (28.3.2022)
Buch vom Freund weggelesen, der es sich bestimmt wegen der Gundermann-Bezüge ausgeborgt hatte. Dies ist eine «Oral History» der ersten Generation von Hoy (der Neustadt), also quasi jüngere Geschichte mit vielen O-Tönen und was so draus geworden ist. Sehr unterhaltsam zu lesen mit dem ganzen Säggsch zwischendrin, und für mich war's ein merkwürdiges Zwischending zwischen sehr vertrauter und total fremder Welt. Und man kommt beim Lesen auf den absonderlichen Gedanken, dass auch die eigenen Eltern vermutlich mal irgendwann jung waren...

«12km bis Nowsud» - ein Radreisebericht von Floki (23.3.2022)
Er selbst nennt es «Fanzine», vermutlich gibt's das Buch nur direkt vom Autor, na jedenfalls ist das schön: Floki war mit dem Fahrrad sehr lange unterwegs, ist von Berlin bis ins Pamirgebirge und den Iran und wieder zurück gefahren, hat uns einen Abend lang sehr unterhaltsam davon berichtet und im Buch kann man das alles in Langform nachlesen. Ich muss eventuell auch bald ins Pamir.

«Bridget Jones - Schokolade zum Frühstück» - Helen Fielding/Übers.: Ariane Böckler (21.3.2022)
Bücherschrankfund. Muss ich mich dafür rechtfertigen? Im Rahmen von Quatschfrauenromanen fand ich's eigentlich ok, aber vielleicht ist das so'n Ding wie beim «Kleinen Lord», vielleicht funktionierte das nur für mich, weil ich den Film mochte, was sicher daran lag, dass Renée Zellweger da einen unfassbar guten Job gemacht hat, diese bekloppte Figur sympathisch rüberkommen zu lassen. Besser nicht zu genau drüber nachdenken, dass diese Romanze ebenso konstruiert wie zum Scheitern verurteilt ist. (Gibt es Frauen, deren Lebensrealität dieses Buch abbildet?)

«Von dem Glück, Hrdlak gekannt zu haben» - Janosch (20.3.2022)
Wochenend-Schnelllesen: das hier geht zügig weg, und das Buch enthält ungefähr das, was ich mir bei «Herkunft» vorgestellt hätte, nur bisschen freundlich-verschrobener und gleichzeitig sortierter, merkwürdiges Dorfleben voller Gestalten, aus der vielleicht fehlerhaften Erinnerung notiert. Aber vielleicht weiß ich's auch gar nicht so richtig, ich hab ja eher so 90% gelesen (was halt passiert, wenn jemand anders umblättert), aber das war alles erfreulich und die Sonne schien mir dabei auf den Kopf und ich bin dafür.

«Raising Steam» - Terry Pratchett (17.3.2022)
Eigentlich ist Terry Pratchett ja ein Garant für gute, mittelleichte Unterhaltung, liest sich flüssig weg, bietet trotzdem genug Widerhaken zum Nachdenken. Naja. Also. Die Hauptfigur dieses Buchs ist Moist von Lipwig, und eventuell liegt's daran, dass ich seine Vorgeschichte bisher verpasst hab, aber der Mann interessiert mich einfach nicht, was er macht interessiert mich nicht, das Buch ist für Pratchett unüblich lang und unhandlich und ob ein drohender Krieg grad so ein gutes Thema zur Abenderholung ist, ich weiß ja nich. Hm, hm. Nicht schlecht, aber auch nicht richtig gut. Vielleicht einfach so mittel?

«Stimmen» - Wolfgang Herrndorf (27.2.2022)
Ich bin nicht für Kurzprosa geeignet, das ist wohl einfach so. Für Lyrik noch weniger, und insofern hätt ich ahnen können, dass dieses zusammengetragene Vermächtnis von Herrndorf nicht so mein Buch wird. Es ist Herrndorf, also natürlich nicht schlecht, aber diese ganzen wirren Bruchstücke gaben mir halt einfach nix.

«Herkunft» - Saša Stanišić (16.2.2022)
Um mich zu dem Buch von Frau Göpel zu motivieren, hab ich das hier parallel gelesen: um durch den anstrengenden Text durchzukommen, wechsle ich ab mit... einem anders anstrengenden Text. Das Hirn des Autors funktioniert glaub ich einfach ganz anders als meins, auf die Erzählweise musste ich mich also erstmal ne Weile eingrooven, aber dann fand ich's doch gut - man muss nur die Erwartung über Bord werfen, auf den 350 Seiten einen offensichtlichen roten Faden zu finden. Aber wer hat schon einen offensichtlichen roten Faden in seinem Leben oder gar seiner Herkunft? Insofern also total ok, dass es einfach ein wilder Ritt durch Erinnerung und Fiktion wird, am Ende sieht's vermutlich in jedem zweiten Kopf so aus. Extrapunkte für das Choose-Your-Own-Adventure-Ende (ich hoffe, ich habe alles gelesen). (Und übrigens bin ich fassungslos, wie wenig ich über die jüngere Geschichte Südosteuropas weiß.)

«Unsere Welt neu denken» - Maja Göpel (15.2.2022)
Vorweg: nach dem, was ich bisher so von Frau Göpel gehört hatte, war ich meistens ihrer Meinung. Hier musste also gar keine Überzeugungsarbeit geleistet werden. Pro: ihr gelingt das Kunststück, mich für Wirtschaftsprozesse und politische Strukturen zu interessieren, was beides Themen sind, die normalerweise einen sofortigen Fluchtreflex bei mir auslösen. Con: Es werden hier noch mehr Probleme aufgezeigt, als mir eh schon bewusst waren, und irgendwie ist mir das alles zu komplex, als dass ich irgendwelche konkreten Lösungen entdeckt hätte (auch wenn das Buch schließt, als müsste ich nun wissen, was zu tun ist - nein, ich bin ratlos und mutlos und hab noch bisschen schlechtere Laune als vorher). Und: was wir hier lernen, ist so stark vereinfacht, dass es schon fast wieder falsch ist. We're doomed.

«Girl, Woman, Other» - Bernardine Evaristo (6.2.2022)
Dieses Buch war vom Internet sehr lobend besprochen worden, und in der Bibliothek vorhanden. Ich bin unsicher, ob ich die Begeisterung teile: wir haben hier die (fiktiven, sonst wärs ja das hier) Geschichten von zwölf Frauen (bzw. «Other») versammelt, die meisten nicht weiß, manche überrascht über ihre Vorfahren, manche kennen sich (Innen- und Außensicht auf die gleiche Figur kann tatsächlich ganz spannend sein), andere Geschichten sind nur lose verknüpft. Aaaber. Dies ist ein Buch für Menschen, die Figurenentwicklung lieben, denn das ist es ja, zwölfmal Figurenentwicklung; immerhin muss man lobend erwähnen: mit gutem Timing, denn es wird nie langweilig und immer, wenn ich das Gefühl hatte, von einer Figur jetzt aber wirklich die Nase voll zu haben, war's auch schon vorbei. Con: ich vermisse eventuell doch sowas wie ne Langhandlung und ob ich den speziellen Schreibstil liebe (Umbrüche statt Satzzeichen), ist auch ungewiss.

«Laufen. Essen. Schlafen.» - Christine Thürmer (19.1.2022)
Wie ich Frau Thürmer als Mensch finde, steht fest, nämlich äußerst merkwürdig, und das sag ich als Person, die auch schonmal nächtelang im Wald geschlafen hat. Hier beschreibt sie ihre drei Wanderungen entlang Pacific Crest Trail, Continental Divide Trail und Appalachian Trail, und immerhin war ich nach dem letzten Buch schon so abgestumpft, dass mich das gut unterhalten und weiter Reiselust geweckt hat.

«Das Limit bin nur ich» - Jonas Deichmann (12.1.2022)
Egoistisches Weihnachtsgeschenk: der Reisebericht von Jonas Deichmanns Weltumtriathlonnung 2020/21 (per Rad an die Adria, dort lange rumgeschwommen, dann per Rad nach Russland und im Winter durch Sibirien, rübergeflogen nach Mexiko und dort sehr viele Marathönne gelaufen, um am Ende noch schnell von Portugal nach München zurückzuradeln). Es las sich jedenfalls schnell weg, ob wegen zahlreicher Fotos zwischen den Texten oder der Informationsdichte (einjährige Weltreise komprimiert auf gut 200 Seiten), weiß man nicht, genau wie unklar bleibt, wie ich das ganze finde, diese irre Reise inmitten einer Pandemie und überhaupt Herrn Deichmann als Mensch so. Zweifelhaft alles, aber ich hab jetzt Lust auf Urlaub.

«Little Lord Fauntleroy» - Frances Hodgson Burnett (5.1.2022)
Ausdehnung der Weihnachtszeit durch Weihnachtskitschliteratur (digital, von Projekt Gutenberg). Wie Sybille ganz richtig sagte: «Wie der Film, nur noch mehr.» Wenn ich den Film nicht kennen (und lieben) würde, hätte dieses Buch nicht funktioniert, es ist auch diesmal von allem ne Schippe zuviel, aber da der Film für mich funktioniert, konnte ich mich doch irgendwie in dieses Perfektionsmärchen reinfinden (denke aber, im Direktvergleich gewinnt der Film, denn da wurden Weihnachtsbäume reingemogelt und das steigert meine Kitschtoleranz erheblich).

«Ich lebe mit den Tieren» - Curt Strohmeyer (22.9.2021)
Ein Hoch auf Bahnhofsbücherschränke, in denen man sich gleich neben dem Ticketautomaten noch Reiselektüre aussuchen kann! Das konkrete Exemplar hier: gut genug. Curt Strohmeyer ist ein deutscher Autor, der so unwichtig ist, dass er nicht in der Wikipedia steht, und das Buch war im Grunde hochtrabendes Geschwafel und nicht zu wertvoll, reichte aber zum Neidischmachen auf Herrn Strohmeyers vielfältige Tierbegegnungen und allgemein seinen Lebenswandel mitten in der Natur, mit Hof und Viehzeug und Jagd und Reisen. Keine Empfehlung, aber schlimm wars auch nicht. Manche Bücher findet man halt auch einfach so mittel.

«Die Geschichte der Bienen» - Maja Lunde/Übers.: Ursel Allenstein (1.8.2021)
Was ich mir vorgestellt hatte, ist eine nette Erzählung (von mir aus auch von drei Familien), in die nebenher viel Imkerwissen eingestreut ist, das wär schön gewesen. Stattdessen ist dieses Buch leider das Kind von Cloud Atlas und Rosamunde Pilcher, es werden drei komplett zusammenhang- und belanglose Geschichten erzählt, mit superanstrengenden Protagonisten, die auch echt mal kein Happy End verdient haben, Alter, dieses Buch ist ein einziges Atemtraining, auf jeder Seite ein tiefer Seufzer. Und sind die wenigen eingestreuten Fakten denn verlässlich oder auch nur schlecht erfunden? Und überhaupt, ach, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, ich empfehle das NICHT (aber hab es zumindest schnell ausgelesen und kann jetzt qualifiziert schimpfen).

«Die Lange Erde» - Terry Pratchett und Stephen Baxter/Übers.: Gerald Jung (21.7.2021)
Grad les ich offenbar nur noch, was irgendwo in offenen Bücherschränken rumsteht. Nun mal wieder bisschen Science Fiction: angenommen, es gibt parallel zu unserer Welt unendlich viele andere Welten, zwischen denen man mit Hilfe eines leicht zu bastelnden Geräts (und einer Kartoffel) einfach wechseln kann, und dort sind eben diverse zufällige Ereignisse in der Erdgeschichte anders gekommen, sodass es beispielsweise keine Menschen gibt... das ist sehr spannend, weniger von der Handlung her, als bezogen auf die tausend Denkanstöße, die man hier in praktisch jedem Absatz mitnimmt. Kann man gut machen (und ist schon auch als Einzelbuch mit bisschen offenem Ende ok, eventuell möchte ich den Rest der Serie nicht sofort lesen).

«Pygmalion» - George Bernard Shaw (11.7.2021)
Noch ein Fund, das kennt man ja so grob, «My Fair Lady», ein Phonetikprofessor schließt eine Wette ab, dass er ein einfaches Blumenmädchen, das keinen graden Satz sagen kann, ausbilden und danach als feine Dame ausgeben kann. Das ist ganz gute Unterhaltung so, aber spart halt leider auch völlig die magische Verwandlung vom ignoranten, lernunwilligen, hysterischen Blumenmädchen zur umsichtigen, bedachten und dann halt auch noch ordentlich sprechenden Lady aus - und grad diese charakterliche Wendung kam mir irgendwie unwahrscheinlich vor, aber ach, als Theaterpublikum muss man halt dies und das einfach annehmen.

«Ich will einen Turm besteigen» - Siegfried Maaß/Ill.: Karl Fischer (8.7.2021)
Noch ein Bücherschrankfund, ein DDR-Jugendbuch, mitgenommen vor allem wegen seiner Illustrationen, die ich so toll finde, dass ich's wohl behalten werde, auch wenn die hier erzählte Beinahe-Lebensgeschichte von Günther bisschen sehr auf Dramatik gebürstet und eigentlich mehr als Zeitzeugnis interessant ist (mit Vorsicht - ich kann nur mutmaßen, wieviel der Geschichte politisch motiviert entstanden sein mag).

«Zwischen Nacht und Morgen» - Eugen Jianu/Übers.: Leo Hornung/Ill.: V. Grescenco (27.6.2021)
A propos gute Unterhaltung: ein Fund aus dem offenen Bücherschrank, eine schön illustrierte Sammlung von «Jagdgeschichten», was hauptsächlich sehr detaillierte Naturbeobachtungen meint - wir folgen verschiedenen Tieren und ihrem speziellen Verhalten und das ist alles wunderbar entspannend, als wär man selber draußen und dürfe sich auf keinen Fall zu rasch bewegen, weil man sonst die Beute aufschreckt...

«Don Quijote» - Flix (25.6.2021)
Eigentlich war der Plan gewesen, erstmal das Buch von Cervantes zu lesen und dann den Comic - aber im Grunde hat man ja den Gedanken schnell verstanden, ein bisschen irrer alter Mann zieht mit hohen, aus der Zeit gefallenen Idealen von Ritterlichkeit auf imaginären Missionen in die Welt hinaus und macht sich dabei zum Depp, da bin ich nicht sicher, ob die übrigen tausend (!) Seiten noch irgendwas enthielten, wofür sich's gelohnt hätte, dranzubleiben. Der Graphic Novel ging jedenfalls gut und hatte viel mehr auch gar nicht mit dem Buch gemein als diesen Grundgedanken, flixtypisch war's sehr perfektionistisch (trotz Strichellinien) und detailverliebt gezeichnet (hätte gern doppelt so groß gedruckt werden können, so waren viele Details schrecklich winzig), Geschichte war nicht umwerfend, aber ganz nett, gute Unterhaltung.

«Fräulein Smillas Gespür für Schnee» - Peter Høeg/Übers.: Monika Wesemann (30.5.2021)
Das ist nicht die Art Buch, die ich eigentlich so lese. Aber dafür war's gut - gut genug jedenfalls, dass ich wissen wollte, wie's ausgeht, obwohl ich schon nach der Hälfte (Punktabzug: leichte Überlänge) etwas den Faden verloren hatte, wer diese ganzen dänisch heißenden Leute jetzt nochmal waren. Mit der Figur der Smilla wurde ich überhaupt nicht warm, was irgendwie merkwürdig ist, denn eigentlich ist sie ungefähr so alt wie ich und wurde auf dem Backcover als wunderbar ruppig und unangepasst gepriesen, sie lebt aber auf diesem komplett anderen Planeten, auf dem Menschen darüber nachdenken, welche Strumpfhose angemessen ist zum gegebenen Blazer, auf ihre Flucht vor Todesgefahr ein Fläschchen Mandelöl mitnehmen und überhaupt ihr Leben strategisch und mit großer Ernsthaftigkeit bestreiten. Das ist ein Buch für Erwachsene, nehme ich an, und freu mich ein bisschen dran, dass ich da offenbar immer noch nicht dazugehöre.

«Chaos im Reitstall»/«Das Wildpferd» - Bonnie Bryant/Übers.: Simone Wiemken (13.5.2021)
Ich habe eine Pferdemädchenvergangenheit, der Sattelclub war damals eine meiner Lieblingsbuchserien und da nehm ich doch den Doppelband aus dem offenen Bücherschrank mit, ganz klar! Immer noch keine tiefsinnige Literatur, aber das verlangt ja auch keiner, das ist hier wie so'n Schnulzfrauenroman, nur besser, weil die Hauptfiguren herzensgute Pferdemädchen sind, die die Welt verbessern wollen, statt anstrengende Menschen in der Midlifecrisis, die auf eine ebenso konstruierte wie zum Scheitern verurteilte Romanze zusteuern. Lest mehr Pferdebücher!

«White Fang» - Jack London (11.5.2021)
Hundeabenteuer, Teil 2. Hier jetzt die umgekehrte Geschichte, ein wilder Wolfshund wird so langsam der Zivilisation zugeführt - das war zwar genauso gut und spannend geschrieben wie «Call of the Wild», aber funktionierte für mich trotzdem viel schlechter, und zwar hauptsächlich, weil hier ständig herausgestellt wird, wie der Mensch aus Sicht des wilden Tiers das gottgleiche und überlegene Wesen ist, und speziell der weiße Mensch der allerpotenteste Gott. Auch das Ende entlockte mir nur einen tiefen Seufzer und Kopfschütteln, soll's doch Disney verfilmen.

«Call of the Wild» - Jack London (24.4.2021)
Wieder mal eine Klassiker-Bildungslücke schließen - diese Abenteuergeschichte vom Hund Buck, der von einer Kalifornischen Ranch in die Wildnis Alaskas gerät und seine Instinkte wiederentdeckt, ist durchaus jugendkompatibel, aber die Sprache war's mal nicht, zumindest war mir das Englisch mit erkältetem Hirn einen Tick zu anstrengend, und auch danach hab ich ne Menge neue Vokabeln gelernt. Ansonsten ist das aber prima, halbwegs kurz, ziemlich fesselnd und endlich wird das Draußensein mal nicht sinnlos romantisiert, stattdessen überall Tod und Verderben. Dafür bin ich grad in Laune. Yay.

«Die Kreuzfahrer» - Wladimir Kaminer (11.4.2021)
Reiseliteratur in Zeiten der Pandemie, na witzig. Andererseits: Reiseliteratur über eine Art von Reise, die ich nie machen würde, zu einer Zeit, in der man nicht reist. Passt schon. Und überhaupt ist das schon fein beobachtet, Herr Kaminer geht da eigentlich mit ner ganz sympathischen Einstellung rein und kommentiert den Zoo entsprechend, das war schon unterhaltsam, wenn auch nicht unendlich tiefsinnig, aber das hat ja auch keiner erwartet.

«Sturmwind - Flickas Sohn» - Mary O'Hara/Übers.: Hansi Bochow-Blüthgen (6.4.2021)
Ein Pferdebuch aus dem Verschenkregal - ja, zur allgemeinen Überraschung hatte ich mal ne Pferdephase, und zur leichten Unterhaltung find ich solche Geschichten immer noch nett, aber so leichte Unterhaltung war das hier gar nicht: eigentlich geht's um den Jungen Ken und sein Fohlen Sturmwind, von dem er hofft, es könne mal ein tolles Rennpferd werden und damit die Schulden der Familienranch bezahlen, andererseits aber halt auch um die Familienranch mit allen ihren Bewohnern, besonders die inneren Zerwürfnisse der Mutter Nell, leicht autobiografische Anklänge vermutlich, und sogar die Abenteuer der Pferde. Und dazwischen wunderbare Beschreibungen der erbarmungslosen, weiten Natur Wyomings ohne jede Verklärung - das ist sehr großartig und lebensgefährlich und wunderbar zu lesen, wenn man schon so gar nicht rauskommt. Thumbs up!

«Die unglaubliche Geschichte von der Riesenbirne» - Jakob Martin Strid/Übers.: Sigrid C. Engeler (22.3.2021)
Urlaub fürs Hirn: schön illustrierte Kinderbücher. Dieses hier ist extra hübsch, wir lesen die Geschichte von Mika und Sebastian, die in der Riesenbirne zur geheimnisvollen Insel segeln, von vorne bis hinten wunderbar (Extrapunkte für Vizebürgermeister Knorzig, an den muss ich seitdem öfter denken, hier werden grad einige Menschen bisschen knorzig).

«Auf den Gletschern des Pamir» - Walter Steiner (21.3.2021)
Ein spezielles Buch. Es ist sehr hübsch (Leinengebunden mit Silberprägung eines Pamirmassivs), da bin ich ja anfällig, aber leider ist der Autor Geologe, und mehr muss man fast nicht dazu wissen: 230 Seiten, die ich mir als Expeditionsbericht vorgestellt hatte, sind gefüllt mit theoretischen Abhandlungen über die Geschichte der Steine, zwischen denen man die eigentliche Expedition nur noch mühsam herauslesen kann - u.a. erfährt man praktisch nichts über die Teilnehmer oder den Plan, auf Seite 200 tauchen immer noch neue Namen auf, von denen nie zuvor die Rede war, und ich kann nur vorsichtig zwischen den Zeilen dessen lesen, was ich zwischen den Zeilen der Geologischen Facharbeit herausgeklaubt habe, dass der Autor die wirklichen Bergsteiger der Gruppe endlos genervt hat mit seiner Trödelei an jedem Felsabbruch und seinen weitschweifigen Erklärungen zum Leben der Gletscher. Dieses Buch muss man schon wollen (oder Geologe sein).

«Portrait of Myself» - Margaret Bourke-White (5.3.2021)
Kennst du Margaret Bourke-White? Ich kannte sie bis vor kurzem nicht, und war ein bisschen verwundert, warum das eigentlich so ist: sie war als Fotografin wegweisend, mutig und experimentierfreudig (u.a. erste weibliche Kriegsberichterstatterin, erste Titelfotografin fürs Life Magazine, war unterwegs in Stahlwerken, im 2. Weltkrieg und fotografierte u.a. Stalin und Gandhi), hat diese Autobiografie geschrieben, die direkt zum Bestseller wurde - und inzwischen quasi nicht mehr zu kriegen ist, außer als lieblos gescanntes PDF, dessen Fotos man nur noch erahnen kann. So saß ich dann also am Laptop mit dem «Buch», suchte parallel anständige Versionen der Abbildungen und verfolgte gespannt das Leben dieser Frau, die mit einer erfrischend tatkräftigen Einstellung auf ihr Leben zugegangen ist und hoffentlich nicht so bald vergessen wird.

«Frühe Kraniche» - Tschingis Aitmatov/Übers.: Charlotte Kossuth (10.2.2021)
Aitmatov zum Einschlafen, bewährtes Konzept. Das funktioniert auch nur, wenn mein Kopf schon bisschen müde ist; ich weiß nich, es erinnert mich schon bisschen an die Sibirischen Märchen: was man als von Hollywood und ZDF-Herzkino verdorbener Mitteleuropäer an Spannungsbogen erwartet, ist offenbar Furz, es kommt eine unendlich lange Vorrede, selbst auf die Geschichte vom Elefanten wartet man drei Kapitel, und der Showdown wird gefühlt drei Seiten vor Schluss schnell abgehandelt, auch egal irgendwie, am Ende sterben sie oder leben sie, wen kümmert's, es regnet auf die Felder oder nicht und die Berge stehen auch die nächsten tausend Jahre noch da rum. Immerhin lustig, wie beim Versuch, die Handlung in einen europatauglichen Klappentext zu bringen, gleich 95% aller Ereignisse vorweggenommen wurden...

«The Eyre Affair» - Jasper Fforde (6.2.2021)
Bei diesem Buch muss man sich auf vieles einlassen können, das gleich vorweg. Zeitreisen (und der obligatorische Brainfuck, wenn man bei Zeitreisen irgendwas manipuliert), alternative Geschichte (England 1985: seit über 100 Jahren ist der Krimkrieg in Gange, Literatur ist ein Ding, der Zeppelin ist das Ferntransportmittel der Wahl und man kann laborgezüchtete Dodos als Haustiere halten), Vampire, irre Erfinder, geradezu pilchereske Romanzen, und dann auch noch Jane Eyre, die mich im Film schon immens nervte. Die titelgebende Eyre Affair passiert dann auch erst 75 Seiten vor Schluss, aber bis dahin besticht das Buch durch erstaunliche Handlungsdichte, davon konnte ich höchstens drei Kapitel am Stück verdauen und es sorgte somit für wochenlangen Spaß, eh es dann sogar noch mit einer sehr zufriedenstellenden Erklärung für das total absurde Ende von «Jane Eyre» punktete. Thumbs up!

«Peter Pan» - James M. Barrie (14.1.2021)
(Voller Spoiler, mir egal.) Was für ein Schrottbuch, also wirklich, ich hab mich selten so gequält. Warum war das je ein Bestseller? Alles daran nervt! Hauptsächlich vermutlich, dass wirklich niemand in diesem Buch eine emotionale Bindung zu irgendwem anders hat, denn «children are gay and innocent and heartless», meint Herr Barrie - selbst die quasi abgöttisch verehrte Mutterfigur wird ohne weiteres Nachdenken zurückgelassen, sobald sich Meerjungfrauen oder interessante Abenteuer bieten, und nach ihrem Tod binnen kurzem vergessen; Peter Pan selbst wird als Anführer verehrt, aber dann lassen seine «Lost Boys» ihn genauso spontan sitzen, und selbst das Morden der Piraten passiert mit einer menschlichen Gleichgültigkeit und gleichzeitig einem so gruseligen Heldenethos («We hope our sons will die like English Gentlemen»), schauderhaft. Das wird nur noch übertroffen von dem schauderhaften Frauenbild in Gestalt von Wendy, die sich nichts schöneres vorstellen kann, als diesem krähenden Sauhaufen täglich die Socken zu stopfen; am Ende wird sie quasi Peters Haushälterin: sie darf ihn einmal im Jahr besuchen, um seinen Frühjahrsputz zu machen, jippieyeah! Hab ich schon erwähnt, dass mich das Buch aufgeregt hat? Nein? Zusammenfassend: boah, Alter, ernsthaft?!

«Der Räuber Hotzenplotz» - Otfried Preußler (10.1.2021)
Bildungslücke, Vorleseprojekt. Pro: angenehm kurze Einzelkapitel, prima geeignet für kurz vorm Einschlafen. Schöne Illustrationen. Nur die Geschichte, naja, man kann sich lebhaft vorstellen, wie das alles in einem Kasperltheater stattfindet, in dem alle Figuren besonders lustig mit den Köpfen wackeln, weil sie sonst keine Emotionen transportieren können. Muss ja aber nichts schlechtes sein.

«The Queen's Gambit» - Walter Tevis (4.1.2021)
Volle Punktzahl, in drei Tagen durchgesuchtet - die hervorragende Geschichte von Beth Harmon, die im Waisenhaus ihr Schachtalent entdeckt und sich damit durch die Höhen und Tiefen ihres Lebens arbeitet. Nicht unbedingt supertiefsinnig, eher die klassische amerikanische Geschichte vom Underdog, der's schafft, aber noch dazu «a tribute to brainy women», das gefällt mir alles sehr gut so. Ich kann mir übrigens ernsthaft nicht vorstellen, wie man die Spannung eines Schachturniers in einer Fernsehserie abbilden könnte, aber anscheinend wurde es inzwischen versucht, das Ding ist verfilmt worden.

«Oblomow» - Iwan A. Gontscharow/Übers.: Josef Hahn (1.1.2021)
Wieder so'n Buch zur Pandemie. Oblomow ist der berühmteste Faulpelz der Weltliteratur, wobei «Faulpelz» auch eigentlich das falsche Wort ist, er tut einfach nichts, zum Beispiel steht er während der ersten zweihundert Seiten nichtmal ausm Bette auf, wird dann allerdings von seinem besten Freund dazu gezwungen und in die Gesellschaft geschleppt, wo er sich prompt verliebt, was aber aufgrund seiner Disposition auch zwingend in einer Sackgasse endet. Oblomow ist nicht faul, er ist eher ein Prokrastinator, er ist in vieler Hinsicht unfähig und ohnmächtig (oder fühlt sich zumindest so) und ist gar nicht so glücklich über diesen Zustand - und man muss sehr achtgeben, dass man sich nicht zu oft in ihm wiederfindet. Über dieses Buch schreiben sich die tiefsinnigen Erörterungen praktisch von allein, das kann man gut immer wieder lesen und immer wieder was daraus mitnehmen. Daumen hoch, mit Nachdruck.

«Scheckiger Hund, der am Meer entlangläuft» - Tschingis Aitmatov/Übers.: Charlotte Kossuth (8.12.2020)
Vorleseprojekt. Der junge Kirisk darf zum ersten Mal die Männer des Dorfes bei der Robbenjagd begleiten, aber dabei geraten sie in tagelangen Nebel. Es ist Aitmatov - schon auf der ersten Seite äußerte ich die Vermutung, dass alle Figuren am Ende sterben (nein, ich spoilere nicht). Trotzdem war das hervorragend zum Einschlafen geeignet, denn es passiert halt recht wenig, das Boot dümpelt übers Meer, das Wetter ist genauso wie gestern, alle phantasieren bisschen vor sich hin, das hat viel von autogenem Training. Mit mehr Tragik, aber das ist ja nichts schlechtes.

«Die Reisen des Mr. Leary» - Anne Tyler/Übers.: Andrea Baumrucker (6.12.2020)
Anne Tyler war mir vom Internet empfohlen worden und dieser Roman schien mir noch den am wenigsten schwülstigen Klappentext zu haben. Das Buch balanciert haarscharf auf der Kante zum Kitsch, aber kippt dann doch nie ab, obwohl ich schon immer mal ein bisschen genervt von den plakativ verschrobenen Figuren war - come on, nicht noch eine zwangsgestörte Hauptfigur... Aber irgendwie gestört sind wir ja vielleicht auch eh alle, irgendwie funktionierte die Geschichte dann doch und war ok, und vielleicht war's gar nicht gänzlich schlecht, was ja durchaus ne Leistung ist für einen Roman aus dem Regal «Familie/Liebe».

«Sand» - Wolfgang Herrndorf (24.11.2020)
Volle Punktzahl, muss ich nochwas dazu sagen? Dies ist der Wüstenroman, den Herrndorf kurz vor seinem Tod noch schnell aufschreiben musste, und ungefähr so atemlos hab ich das auch gelesen, obwohl ich mindestens während der ersten hundert Seiten nicht hätte sagen können, worum's überhaupt geht. Das erinnert mich im besten Sinne an den «Elektrischen Mönch» von Douglas Adams - liest sich weg wie nischt, ich hatte keine Ahnung, wo der Irrsinn mit mir hin will, und hätte es nach dem Zuklappen direkt ein zweites Mal lesen können, denn wenn man weiß, worauf's hinausläuft, ergibt wahrscheinlich auch alles vorher plötzlich einen Sinn... wunderbar!

«Kontinente aus der Vogelschau» - Klaus Polkehn (17.11.2020)
Bookcrossingfund; ein leinengebundenes Buch aus DDR-Zeiten über die diversen Entdeckerleistungen der Flugpioniere - mit einer großen Portion Arktis und Antarktis, da bin ich ja immer dabei, und dieses Buch enthält auch sehr viele, sehr kondensierte Informationen, sodass man viel Lust auf Nachforschung bekommt, aaaber: 1962 hatte man anscheinend noch ein recht entspanntes Verhältnis zur Kolonisierung oder überhaupt zum Einfall der europäischen Heuschrecken in alle entlegenen Gebiete dieser Welt, und mit welchem gelassenen Selbstverständnis hier davon berichtet wird, dass man dieses unberührte Fleckchen Erde doch unbedingt nutzen müsse, jenen Rohstoff ausgraben und alle dort anwesenden Urvölker als possierliche Überbleibsel der Steinzeit beiseite schiebt, das ließ mich ratlos bis bestürzt zurück, und fast fürchte ich, soviel hat sich seitdem noch gar nicht geändert. Spannend als Zeitzeugnis, aber nicht komplett genießbar.

«The Secret Garden» - Frances Hodgson Burnett (26.9.2020)
(Spoiler Alert, aber ist auch egal, ich versteck das jetzt nicht.) Gutenberg-Download: schönes Buch erstmal, wunderbare Beschreibungen des erblühenden Gartens und so, und insgesamt ist es auch genau so'n Heile-Welt-Ding wie der kleine Lord, aber irgendwann wurde's mir doch ne Schippe zuviel - ich kann mich ja auf vieles einlassen, aber musste das sein, dass der kleine «Invalide», der alles hasst, was außerhalb vom Haus ist, nach zehn Jahren plötzlich seine Kusine trifft, die ihm erzählt, dass grüne Spitzen aus der Erde kommen, und plups, will er das plötzlich auch sehen und dabei stellt sich gleich noch raus, dass er überhaupt nie invalid war (wtf?!), sondern immer nur bisschen Bewegung an der frischen Luft brauchte und mal ordentlich essen musste, um anständig zuzunehmen und rote Backen und kräftige Beine zu kriegen... und am Ende liegen sich alle glückselig in den Armen, merry christmas jingle bells. Echt jetzt?

«Bastian der Hühnermörder» - Frank Weymann/Barbara Schumann (15.9.2020)
Zweiter Wanderhüttenfund, auch wegen der Illustrationen mitgenommen; die Geschichte hintendran war dann bisschen dünn, naja, aber für ein kleines und unanstrengendes Kinderbuch reicht's grad noch so.

«Der Brief aus Odessa» - Anne Geelhaar/Gerda Schafhirt (13.9.2020)
Ein winziges Büchlein aus der «Kleiner Trompeter»-Bibliothek, gefunden in der Bücherkiste einer Wanderhütte (also keine Gasthof mit Bewirtung, sondern wirklich eine kleine Schutzhütte mitten im Wald!), mit ganz hübschen Illustrationen drin. Inhaltlich so, naja, bisschen lustiger Kontrast zu den Kordon-Büchern kurz vorher, auch hier ne Weltkriegsgeschichte, aber halt irgendwie kindertauglich, zumindest so als Zeitzeugnis ist das ganz interessant, behalt ich mal.

«Erebus. The Story of a Ship» - Michael Palin (13.9.2020)
Ich interessier mich ja schon für Arktisexpeditionen. Und für schöne Bücher auch. Und finde Monty Python sehr gut. Das hier hätte also durchaus was werden können - aber tatsächlich schleppte ich mich über ein halbes Jahr lang durch dieses Buch und selbst nach Auslesen muss ich sagen: das ist schon so bisschen sinnlos. Es geht um die Erebus, das Schiff, das sich unter Kapitän Franklin 1845 auf die Suche nach der Nordwestpassage machte, und bis vor kurzem verschollen war - und das wär der interessante Teil der Geschichte gewesen, aber hier wird ja die ganze Geschichte des Schiffs erzählt, also befassen sich die ersten zwei Drittel des Buches mit ihrem vorherigen Rumgeschipper und einem Haufen für mich nicht nachvollziehbar aneinandergereihten Anekdötchen, vermutlich halt wirklich Hooker's Stockings etc.: ungefiltert alles, was Herr Palin finden konnte. Der wirklich spannende Teil, nämlich, wie die letzte Expedition verlief, woran sie scheiterte und wie's Erebus und Terror inzwischen geht (dass letztere auch gefunden wurde, erfährt man erst in einem Halbsatz im Epilog!), scheitert ein bisschen am aktuellen Forschungsstand und reiht dann wiederum eher unschlüssig alle aktuellen Spekulationen aneinander, und ich würde vermuten, das kann man alles irgendwie besser machen. Pro: schönes Bild vornedrauf.

«Der erste Frühling» - Klaus Kordon (4.9.2020)
Der dritte Teil der Trilogie der Wendepunkte, wir sind jetzt kurz vor Kriegsende 1945 angelangt und die erste Hälfte des Buchs besteht hauptsächlich aus Lebensgefahr und Luftschutzkellern, das ist ganz offensichtlich komplett ungeeignet, um darauf friedlich einzuschlafen. Aber sehr gut waren alle drei Bücher, eben auch, um die Schrecken mal mehr erfahrbar zu machen als das bisschen Geschichtsunterricht mit der trockenen Bemerkung, dass es eben übrigens KZs gab, in denen ne Menge Leute umgekommen sind (ok, wir waren damals auch in Buchenwald und das hatte einen ähnlichen Effekt auf mich wie dieses Buch) - das könnte man ruhig als Schullektüre nutzen, das wär gar nicht verkehrt.

«Effi Briest» - Theodor Fontane (13.7.2020)
Ich musste das in der Schule nie lesen, darum ging ich da jetzt ganz freiwillig und offen ran. Es gewinnt auf jeden Fall durch den Kontrast zum Zauberberg: schon auf den ersten dreißig Seiten gibt's jede Menge Handlung und es vergeht über ein Monat erzählte Zeit, bei diesem Erzähltempo kommt man ja kaum hinterher vor Aufregung! Und Fontane schreibt halt auch grundsätzlich ganz unterhaltsam und beobachtet sehr schön menschliches Verhalten, so quasi die deutsche Jane Austen, das funktioniert schon, auch wenn einem die Befindlichkeiten und Charaktere bisschen aufn Keks gehen eigentlich. (Ernsthaft, was habt ihr alle für Probleme? Bei Jane Austen kann ich mich irgendwie in die gesellschaftlichen Konventionen reindenken; hier denk ich nur: «Nervt doch mal nich!»)

«Der Zauberberg» - Thomas Mann (6.7.2020)
Das Buch zur Pandemie, nee wirklich, das war der perfekte Zeitpunkt, um diesen Schinken (knapp 1000 Seiten, herrje) zu lesen. Nicht nur, weil ich grad bisschen Langeweile übrig hatte, weil ja halt die Monate so hinziehen und man wenig machen kann und eh nix passiert, sondern auch, weil im Buch die Monate (und Jahre) so hinziehen, die Charaktere wenig machen und eh nix passiert. Das ist im Grunde todlangweilig, aber Thomas Mann gelingt damit das Kunststück, das sich hinziehen der Zeit und die Zeitwahrnehmung in dieser Ödnis dem Leser sehr erfahrbar zu machen, und somit ist es, sehr meta, schon irgendwie faszinierend. (Für außerhalb von pandemischen Daheimhockmonaten eher keine Leseempfehlung von mir. Aber was weiß ich schon, die hochgebildeten Diskussionen von Settembrini und Naphta gingen mir irgendwann so aufn Keks, dass ich sie nur noch überflog, und die wahrhaft dramatischen Ereignisse waren leider so subtil dargestellt, dass ich sie mir erst von Wikipedia erklären lassen musste. Man fragt sich, was mein oberflächlicher und nach den ersten 500 Seiten Geschwafel auch schon etwas ungeduldiger Geist noch alles von sich hat abperlen lassen, wo doch vielleicht tiefschürfende Erkenntnis möglich gewesen wäre.)

«Mit dem Rücken zur Wand» - Klaus Kordon (16.6.2020)
Vorleseprojekt Teil 2, weiter geht's in der Trilogie der Wendepunkte, inzwischen sind wir bei der Machtergreifung der Nazis 1932/33 angelangt, und spätestens jetzt hätten wir die Eignung als Bettlektüre vielleicht nochmal überdenken sollen - das ist ungefähr so hübsch und beruhigend, als würde man zum Einschlafen die «Psychologie der Massen» lesen. Also schon irgendwie wertvoll und alles richtig, aber ach, es tut so weh und ist bei weitem nicht so weit entfernt, wie man sich's wünschen würde.

«Everything is Illuminated» - Jonathan Safran Foer (12.5.2020)
Ich mochte Extremely Loud and Incredibly Close sehr gern, ich fand Tiere essen gut, also nahm ich an, Jonathan Safran Foer geht, und den Film zum Buch fand ich auch super (vermutlich hauptsächlich dank Eugene Hütz). Und dann dieses Buch: drei Versuche gebraucht, um überhaupt reinzukommen, und dann auch eher durchgequält als genossen. Wir haben hier eine Melange von Kauderwelsch-Texten, erzählt vom Ukrainischen Guide Alex, die noch das beste sind (sowohl Briefe an den Autor als auch die Nacherzählung der Reise, auf der er aus Amerika in die Ukraine kam, um nach Spuren seiner jüdischen Vorfahren zu suchen), und dazwischen sehr viel dazuerfundene Familiengeschichte, die sich der Autor halt so dazwischenbaut und die im Film meiner Meinung nach aus gutem Grund weitgehend ausgespart wurde, denn Alter, was ist das für ne konstruierte, mit sexuellen Befindlichkeiten vollgestopfte Kacke, beinah die größte Freude an dem Buch waren die auf die Geschichtskapitel folgenden Briefe von Alex, in denen er den Autor rügt, warum er, wenn er schon die Geschichte erfindet, die Geschichte so dusslig erfindet. Ganz meine Meinung; mit der Hälfte vom Buch war ich sehr zufrieden, die andere Hälfte nervte sehr.

«The Mirage» - Matt Ruff (1.5.2020)
Erste Pandemiemaßnahme bei mir: Buchversorgung sicherstellen. Da gab's zwar gar keinen wirklichen Engpass, aber das ist ja kein Hindernis, wegen dem man sich nicht das Gesamtwerk von Matt Ruff zulegen könnte. Dieses Buch hatte ich schonmal als deutsches Hörbuch ausprobiert, aber ich funktioniere halt nicht mit Hörbüchern, insofern war es viel besser zu lesen, und auch inhaltlich spannend: angenommen, die Weltmacht wären nicht die USA, sondern das Zentrum der Welt wäre Bagdad und die Christen würden argwöhnisch beobachtet und als Terroristen gejagt... das ist schonmal ein gutes Gedankenexperiment, und dazu ist da halt die Mirage, die sich langsam auflöst, wie von Matt Ruff gewohnt sehr mitreißend, keine Sekunde langweilig und mit keinem anderen seiner Bücher vergleichbar.

«Die roten Matrosen oder Ein vergessener Winter» - Klaus Kordon (28.4.2020)
Das Zaubererprojekt ist abgeschlossen, was lesen wir uns nun zum Einschlafen vor? Das hier? Das ist: die Trilogie der Wendepunkte, Jugendbücher über eine fiktionale Berliner Familie, im ersten Band zur Zeit der Novemberrevolution 1918/19. Gefühlt hat sich mein Geschichtsunterricht weit länger bei den Pharaonen aufgehalten als im zwanzigsten Jahrhundert, daher schloss dieses Buch schon so einige Wissenslücken, und das Format von «fiktionalisierter historischer Erfahrung» funktionierte für mich auch viel besser als bloße Fakten, das ist schon sehr gut, das kann man sagen, nur leider geht's nicht so richtig gut mit Happy End aus (totale Überraschung).

«The Great Gatsby» - F. Scott Fitzgerald (12.4.2020)
Fällt das unter erstmals gelesene Bücher? Eigentlich war das wohl in Englisch dran, aber ich konnte mich ernsthaft an gar nichts davon erinnern, es sah weitgehend unangetastet aus und sprachlich ist es auch so bisschen anstrengend, vermutlich hätte ich das vorm Abi noch nicht durchgehalten. Und nicht nur sprachlich - das Büchlein ist nur 180 Seiten lang, aber ich hab mich wochenlang damit rumgequält, schon weil die ersten 90 Seiten lang erstmal gar nichts passiert, außer dass irgendwelche Leute irgendwelche Partys und Affären haben und gelangweilt miteinander und einzeln rumsitzen, was sich danach nicht wesentlich ändert, aber da finden sie's dann irgendwie nicht mehr so in Ordnung alles. Aber ach, völlig egal, was da passiert, und wenn's nicht den Sprung in den Kanon englischsprachiger Schullektüre geschafft hätte, wäre das ganze Werk vermutlich in der verdienten Vergessenheit versunken.

«Land und Lotte» - Stefanie Schnitzler (4.4.2020)
Sodann wieder seichte Reiseliteratur? Die Autorin träumte davon, mit einem Pferd durch Deutschland zu wandern, und dann zog sie's durch, traf jede Menge Menschen (mit Pferd lässt sich schlecht heimlich wild campen, also lernt man da Leute kennen) und schrieb ein erfreulich bodenständiges und unaufgeregtes Buch über ihre Reise, da ist einfach alles drin von Anekdoten der Wanderung, schön eingefangener Stimmung unterwegs, nebenher erzählten Problemen der Reise bis zu menschlichen Einblicken sowohl in die Welt der zahlreichen Gastgeber der Pferdefrau als auch ihre eigene Persönlichkeit und ihre privaten Sorgen und Nöte, die sie währenddessen beschäftigten. Und dann ist es trotzdem auch noch kurz, unglaublich! Wunderbar.

«Arbeit und Struktur» - Wolfgang Herrndorf (28.3.2020)
Zum Glück hab ich vorm Shutdown noch ein wenig die Bibliothek leergehamstert, sodass ich jetzt zur Abwechslung auch mal gescheiten Lesestoff zur Hand hatte - wenn ich Tagebuch schreibe, wird's halt Quatsch, wohingegen das Schreiben bei Herrndorf irgendwas zwischen Handwerk und Kunst ist, und an bestürzendem Inhalt mangelt's dann ja auch nicht. Großes Kino, möchte man sagen, aber das ist es ja leider nicht, sondern großes wahres Leben inklusive Ende.

«Das Rosie-Projekt» - Graeme Simsion (14.3.2020)
Bookcrossingfund, empfohlen von Sybille - ein Asperger-Protagonist, der von seinem Glück nichts ahnt, findet die große Liebe. Die Handlung ist etwa so komplex wie ZDF Herzkino, was ja angemessen ist für ein Bestseller-Schnulzbuch, das sich leicht und gefällig weglesen soll, nur hier und da strengte es mich ein bisschen an, dass so dermaßen alle Autistenklischees bedient werden, um noch eine weitere alberne Situation rauszuholen, und das Finale schien mir arg auf Verfilmung optimiert, aber macht mal, bestimmt geht auch noch irgendwer ins Kino, ich ja eher nicht, fand's eher mittelnett.

«Ich bin dann mal weg» - Hape Kerkeling (7.3.2020)
Reiseliteratur aus der Bibliothek, da bin ich ja schon leidensfähig. Es ließ sich eigentlich ganz gut an, war so ganz lustig und las sich so weg, bis... bis es sich dann irgendwie doch zog. Bis der Pilgerweg dem Autor aufs Gemüt schlug, er immer mehr Bekloppte traf, deren bloße Beschreibung mich schon anstrengte, er immer mehr esoterische Erlebnisse hatte und immer mehr in die Richtung spiritueller Selbsterkenntnis wegdriftete, naja, damit kann ich irgendwie doch nix anfangen. Für andere mag's funktionieren, für mich war's nur einmal mehr die Erinnerung, auf keinen Fall jemals auf den Jakobsweg zu geraten.

«Das große Buch der wilden Tiere» - Yuval Zommer (19.1.2020)
Weihnachtsgeschenk vom Brüderchen, mal wieder aus der Abteilung «illustrierte Kinderbücher, die zu groß sind für mein Regal». Inhaltlich nimmt man nicht irre viel mit, da ist die Zielgruppe vielleicht doch etwas jünger, aber die Illustrationen sind einfach wunderbar, also Daumen hoch.

«Orkane über Antarktika» - Günter Skeib (18.1.2020)
Ein wunderbarer Fund aus dem offenen Bücherschrank: außen ein leicht angefressener DDR-Schinken, innendrin aber Leineneinband mit Pinguin drauf, blauer Farbschnitt und inhaltlich haben Polarexpeditionen ja eh gewonnen bei mir, zumal es diesjahr bisher keinen Winter geben wollte, da macht sich's schon gut, wenigstens von Schneestürmen bei -40°C, durchmischt mit dezenter Ostalgie, zu lesen. Großartiges Buch, das bleibt bei mir (und den Namen des Autors kann man sich ruhig auch mal merken).

«Wandern. Radeln. Paddeln.» - Christine Thürmer (5.1.2020)
Ein Leihbuch mit überzeugendem Titel - das sind alles gute Beschäftigungen, da kann ja nix schiefgehen. Ähem. Doch. Alles. Die Autorin, die «meistgewanderte Frau der Welt» und «früher erfolgreiche Geschäftsführerin», war mir praktisch sofort unsympathisch, und mit fortschreitendem Bericht musste ich mich immer mehr wundern, um was für eine absonderliche Person es sich da handelt. Stress, Angst und Übelkeit vor der Tour? Erdrückende Schamgefühle, weil irgendwer sich über ihren Gestank lustig macht (ja klar stinkt man!)? Und was soll diese Panik, von irgendwem beim wilden Zelten entdeckt zu werden? Und diese akribische Planerei? Naja, vielleicht ist das für irgendwen anders spannend und unterhaltsam, aber ich hab vermutlich eine dermaßen andere Herangehensweise ans Draußensein, dass ich dieses Buch ein wenig verstört beendete.

«Harry Potter and the Deathly Hallows» - J. K. Rowling (17.12.2019)
Letzter Band, wohoo, Endspurt! Nochmal Vorleserei, nochmal in Überlänge, mit allen bekannten Augenrollmomenten der letzten Teile, plus einem gänzlich überflüssigen Epilog - ok, damit sind nun wohl alle offenen Fragen geklärt, können wir uns wieder mit Literatur befassen. (Ja, ich gebe zu, wir sind danach ein bisschen in ein Loch gefallen - hat jemand Vorschläge, was man noch gut vorlesen kann zum Einschlafen?)

«Harry Potter and the Half-Blood Prince» - J. K. Rowling (17.11.2019)
So, jetzt zieh'n wir's durch! Vorlesen fetzt, wir können so langsam flüssig englische Texte sprechen, mehr positives kann man ja aber fast nicht dazu sagen, also wirklich, ich musste schon recht viele kritische Anmerkungen machen während des Lesens. Es stört mich vermutlich ein wenig, als Leser für blöd gehalten zu werden, und deshalb muss ich mindestens jedesmal mit den Augen rollen, wenn ein Sachverhalt dann halt nochmal (im Dialog, seufz seufz) nacherzählt wird, weil er ja vor mindestens zwei Kapiteln stattgefunden hat. Und, was man erstaunlicherweise von diesem Buch lernt: so viele Probleme wären vermeidbar, wenn man einfach mal drüber reden würde! Naja, egal, der letzte Band muss dann vermutlich auch noch sein.

«Das letzte Schaf» - Ulrich Hub, Jörg Mühle (12.11.2019)
Ja, ist unwahrscheinlich, dass ich mir ne Weihnachtsgeschichte kaufe. Die Illustrationen von Jörg Mühle haben mich rumgekriegt, und die find ich auch immer noch uneingeschränkt großartig. Die Geschichte, naja, halt die Weihnachtsgeschichte aus Sicht der Schafe, Schafe sind ja immer gut, aber das ist schon ganz schön bemüht humorig, ich weiß nicht. Niedliche Schafbilder, jedenfalls.

«Qualityland» - Marc-Uwe Kling (6.11.2019)
Haben davon jetzt alle schonmal gehört, ja? Falls nicht: dies ist die traurige Dystopie, die sich inzwischen leider hier und da schon erfüllt hat - man ist die ganze Zeit zwischen Lachen über den Irrsinn, verständnisvollem Nicken für die Treffgenauigkeit und tiefer Traurigkeit über... die Treffgenauigkeit? Ja, leider vieles doll auf den Punkt, und der Rest gar nicht mal so doll an den Haaren herbeigezogen, eine leicht überspitzte Version der Gegenwart, alle irre. Trotzdem thumbs up, auf jeden Fall.

«Harry Potter and the Order of the Phoenix» - J. K. Rowling (13.10.2019)
Übergründliche Gründlichkeit! Nochmal 800 Seiten, diesmal in einer Schrift bedruckt, die meine Omi schon gar nicht mehr lesen könnte, nichtmal mit der guten Brille. Puh. Hat mich ein wenig an Game of Thrones erinnert, erneut sehr lange Exposition und es passiert nicht viel, dann einmal großes Bäm und dann noch ein bisschen Erklär-Outro, aber danach, da kommt dann die Geschichte bestimmt richtig in Fahrt! Naja, Game of Thrones konnte mich mit dem Konzept auch nicht bis zum Finale halten, aber mal gucken, wie's hier so klappt. (Speziell in diesem Band musste ich viel Augen rollen über Harrys sagenhaft anstrengend-pubertäres Verhalten, aber das war ja bestimmt genauso gewollt und gibt vielleicht einen halben Punkt für Figurenentwicklung. Wenn wir das jetzt noch bei den anderen eher eindimensionalen Charakteren kriegen könnten...?)

«A Monster Calls» - Patrick Ness (17.9.2019)
Dieses Buch hatte ich so rumliegen, und nun warf sich's mir in den Weg... und wurde binnen zwei Tagen ausgelesen. Heißt das, es war sehr gut? Ich habe Zweifel. Es war fesselnd, ganz sicher - wie sollte es nicht: es geht um einen kleinen Jungen, dessen Mutti fortgeschrittene Krebstherapie durchleidet, und ein Monster besucht ihn und der Rest wäre Gespoiler, aber so viele mögliche Ausgänge der Geschichte gibt's ja nicht und irgendwann will man's dann halt auch wissen und es ist emotional sehr mitreißend, aber genau das hat mich vielleicht am Ende ein wenig gestört - das war einfach bisschen viel hollywoodeske Dramatik auf die Zwölf, dieses Buch ist merklich darauf optimiert, den Leser zu bestürzen, und weil's funktioniert hat, musste ich mich über mich selber ärgern (wer will schon so manipulierbar sein?) und es kriegt dann doch keine uneingeschränkten fünf Sternchen. (Und musste es wirklich illustriert sein? Es hätte schon als Reclamheft einwandfrei funktioniert, aber nein, noch ne Schicht Bombast obendrauf. So halt.)

«Lob des Fahrrads» - Marc Augé (16.9.2019)
Ich bin eventuell schwieriges Lesepublikum. Zu lang soll's nicht sein. Zu kurz darf's nicht sein. Und hübsch möglichst auch noch, und dann müsste man natürlich noch über den Inhalt reden... also hier: es ist kurz, evtl. zu kurz, schon hübsch, aber inhaltlich geht's trotz Fahrrad dann irgendwie doch an mir vorbei, denn just die Aspekte der epischen Heldenhaftigkeit historischer Toursiege und der Praktikabilität im täglichen Leben sind mir eigentlich so bisschen egal, ja ok, aber müssen wir darüber reden? Eventuell könnten Stadtplaner mal über das Utopie-Kapitel nachdenken, das wär tatsächlich sehr schön.

«Ich und die anderen» - Matt Ruff (29.8.2019)
Urlaubslektüre, Teil 2: wir fahren ca. zehn Stunden Zug zurück und das Buch von der Hinfahrt steht ausgelesen irgendwo in Slowenien, aber zum Glück gibt's auch anderswo offene Bücherschränke und manchmal findet man da wunderbare Dinge, zum Beispiel das hier: zwar deutlich länger als die Zugfahrt, aber auf seinen über 700 Seiten keine Sekunde langatmig oder langweilig: es gibt zwei Protagonisten, die mehr oder weniger freiwillig mehr oder weniger gemeinsam versuchen, mit ihrer jeweiligen multiplen Persönlichkeitsstörung zurecht zu kommen, und eine Handvoll wunderbares Personal drumherum, das ist erstaunlich suchterregend und da's zum Ende hin auch immer bestürzender wird, verschlang ich das Finale in Rekordzeit. Thumbs up, Matt Ruff halt, es war zu erwarten.

«Harry Potter and the Goblet of Fire» - J. K. Rowling (10.8.2019)
Gründlichkeit! Jetzt aber echt, denn dieser Band ist sprunghaft auf Überlänge angewachsen, und mit Überlängen hab ich's ja eigentlich nicht so, aber ach, Vorlesegemütlichkeit. Inhaltlich finde ich, man hätte bestimmt hundert Seiten problemlos rauslektorieren können, das hatte seine Längen, und zudem hat sich meine schlimmste Erwartung erfüllt (Spoiler): das Ende ist gar kein Ende, sondern wie bei «Fluch der Karibik 2» wurschtelt man sich durch diese endlose Geschichte, und am Ende ist quasi grad mal der Prolog geschafft. Na immerhin lernen wir Englisch dabei. Vielleicht.

«Die Zeit der Gazelle» - Jo Pestum (13.7.2019)
Urlaubslektüre: wir fahren ca. zehn Stunden Zug, da möcht ich was zu lesen haben, das ich in der Zeit beende und anschließend leichten Herzens aussetzen kann. Das hier also: ein schmaler Bookcrossingfund von einem Autor, den ich schon in der Schule ganz nett lesbar fand, hier aber durchaus ernstere Themen des Jugendbuchsektors: der Erzähler erfüllt sich seinen Traum, nach Afrika zu reisen, und besucht nach der Schule seinen Bruder bei dessen Entwicklungsprojekt, muss aber feststellen, dass das bei den Einheimischen gar nicht mal so gut ankommt und die Afrikaromantik in der Realität auch nicht so ganz funktioniert. Ziemlich gut und schnell zu lesen, viel Inhalt und viele Gedanken für zarte 160 Seiten, Daumen hoch.

«Pippi Langstrumpf geht an Bord» - Astrid Lindgren (11.6.2019)
Gründlichkeit, ne. Vielleicht wird's ja noch. Nun ja - es wurde unwesentlich besser, ich denke, ich lass es dann doch, Pippi ist halt nicht so mein Typ, ich bin mehr für Ronja.

«Harry Potter and the Prisoner of Azkaban» - J. K. Rowling (31.5.2019)
Gründlichkeit! Band 3! Und nun wurde es spannend; wir steigen gleich ein mit Action und von Anfang an endet jedes Kapitel mit einem ordentlichen Cliffhanger, der jede Vorlesesession mit einem dramatischen bambamBAAAAM enden ließ. Und Sirius Black - ich glaube, ich bin eventuell überhaupt nur durch Gary Oldman auf Harry Potter gekommen. Ab jetzt kann's also nur besser werden (und das Ende war bisschen unzufriedenstellend, wir können da jetzt nicht einfach aufhören).

«Pippi Langstrumpf» - Astrid Lindgren (23.5.2019)
Bildungslücken schließen, Teil x. Von Pippi Langstrumpf kannte ich nur die alten Verfilmungen, die mich früher immer bisschen genervt haben, aber auch Pippi hat ja einen riesigen Fanclub weltweit, vielleicht müsste man das mal lesen? Gesagt, getan, aber überzeugt hat's mich dann immer noch nicht, Pippi geht mir einfach aufn Wecker, so ein lautes, manisches Kind, das sich für nichts interessiert als seine eigenen Ideen und diese auch stets ohne Rücksicht auf Verluste sofort umsetzen muss, das wollte ich weder als Nachbarin noch als Chefin haben.

«Harry Potter and the Chamber of Secrets» - J. K. Rowling (3.5.2019)
Ich bin halt offenbar ein gründlicher Mensch, es gibt eine riesige Fangemeinde um Harry Potter und das muss ja irgendeinen Grund haben und wenn der sich mir nach dem ersten Buch noch nicht erschloss, kann man ja mal das zweite noch lesen, sie sind ja immerhin nicht so arg lang und gut zum Vorlesen geeignet. Was man den Büchern zugute halten kann: nicht immer treffen die ganz platten Rosamunde-Pilcher-Plots ein, die man so kommen sieht, manches ist doch überraschend; den Figuren fehlt so bisschen die charakterliche Tiefe (find ich), aber neuerdings haben Kinderbücher halt wohl einfach zu sein, um nicht zu sagen platt, und das Punktesystem von Hogwarts nervt immer noch, aber ach, wo gibt's Band 3?

«Harry Potter and the Philosopher's Stone» - J. K. Rowling (10.3.2019)
Ich hatte, irgendwann damals, als der frühe Hype noch lebendig war, schonmal versucht, dieses Buch zu lesen, hatte allerdings nach ca. 60 Seiten aufgegeben, weil's mir einfach zu blöd war. Nun also noch n Versuch, inzwischen bin ich ja quasi altersweise und kann viel größere Mengen von Langeweile aushalten, und falls es an doofer Übersetzung lag, versuch ich's diesmal lieber gleich auf Englisch. Ok, das ging so, speziell Kinderbücher vorlesen lassen geht ziemlich gut, denn das ist unabhängig von der Qualität des Buches recht gemütlich, aber trotzdem fand ich das alles sehr flach und mit dem absurd autoritären Schulsystem von Hogwarts, dem Quatsch mit den Häusern und der willkürlichen Punkteverteilung, der alle Schüler zu Feinden macht, und dem Konzept von Quidditch konnte ich mich echt nicht anfreunden. Kleiner Daumen hoch immerhin dafür, dass (Spoiler) nicht der offensichtlich Böse am Ende der Böse ist.

«Die Krone des Schäfers» - Terry Pratchett (13.2.2019)
Nix mit schweren Russen zum Winter diesjahr, der Winter ist gefühlt schon wieder durch und es ging nur so bisschen leichte Lektüre nebenher. Mittelleicht, denn ich hab Terry Pratchett erwartet, aber das hier funktionierte für mich etwa so gut wie das «letzte» Anhalter-Buch, als habe jemand angestrengt versucht, ein Terry-Pratchett-Buch zu schreiben und dabei alle liegengebliebenen Fragen vom Tisch zu räumen. Wir bekommen bekannte Charaktere, bekannte Bösewichte, bekannte Gags und Anspielungen und dazwischen ein paar halbgare neue Ideen und bisschen viel auf die Zwölf geklatschte Moral, das wirkt sehr unfertig und wir wollen einfach mal festhalten, dass dies eben Pratchetts letzter und unvollendeter Roman war, vielleicht wär ja die gewohnte Vielschichtigkeit, die feinen Anspielungen und der Tiefgang später noch gekommen. RIP.

«Advent im Hochgebirge» - Gunnar Gunnarsson (25.11.2018)
Mal wieder ein wegen seiner Schönheit gekauftes Buch - kleines Hardcover mit Schaf und Berg und Island, da kann ja fast nix schiefgehen, aber tat es dann doch: diese ganze Adventsgeschichte mit der eigentlich okayen Prämisse (ein Mann geht traditionell jedes Jahr im Advent ins Gebirge, um die Schafe einzusammeln, die beim Herdenabtrieb verlorengegangen sind) funktionierte für mich überhaupt nicht, das war mir alles bisschen viel Symbolik und Religion hintendran und auch für die dolle Weihnachtsstimmung war ich womöglich einfach nicht zugänglich, jedenfalls vergaß ich die ganze Geschichte umgehend nach dem Zuklappen und das Buch wurde anschließend ausgesetzt.

«Die Känguru-Offenbarung» - Marc-Uwe Kling (23.9.2018)
Leichte Unterhaltung in kleinen Häppchen zum Sommer mit allerlei Nebenschauplätzen - das Känguru hat ja eigentlich schon gewonnen, aber als Buch funktioniert das leider nicht so richtig, die meiste Zeit hört man die Stimme des Kängurus im Hinterkopf und wenn das ausbleibt, ist es auch gleich deutlich langweiliger. Fazit: lieber gleich als Hörbuch!

«Fallensteller» - Saša Stanišić (5.8.2018)
Ein Hoch auf Pendlerei, man kommt wieder zu ausgiebigem Lesen in Bummelzügen (wenn schon sonst nicht viel Gutes dran ist). Zum Beispiel diesen Spontankauf aus der Bahnhofsbuchhandlung, hauptsächlich gewählt wegen seines kompakten Formats, und weil der Autor ja auf Twitter ein recht unterhaltsamer Mensch zu sein scheint. Das Buch besteht dann leider aus Kurzprosa und das ist, wie ich schon öfter feststellen musste, halt nicht ganz so meins, die Erzählungen sind manchmal bisschen wirr bis anstrengend, aber immerhin wird's nach hinten raus immer besser, sodass ich das Buch am Ende doch ganz zufrieden zuklappte, auch wenn ich's vermutlich kein zweites Mal lesen muss.

«Ensel und Krete» - Walter Moers (5.8.2018)
Noch mehr Ablenkungsliteratur, wenn auch mit zweifelhaftem Erfolg: mein Urlaub im Wald ist unbestimmt verschoben wegen Schrottknie, und dann dieser Eröffnungssatz: «Wenn man in Zamonien das Bedürfnis nach vollkommener Harmonie hatte, dann machte man Ferien im Großen Wald.» Prima. Aber dann erfahre ich ja zum Glück bald, dass im Großen Wald eh alles nicht so super ist, und dann wird mir das sogar noch vorgelesen, und da war's dann doch sehr schön.

«Jugend ohne Gott» - Ödön von Horváth(18.7.2018)
Urlaub! Dödelei! Um einen reglosen Tag in der Hitze an der Isar zu rechtfertigen, zog ich mir ein Begleitbuch aus Hias' Regal, das man prima in einem Rutsch durchlesen kann und das mich sehr begeistert hat, auch wenn ich eventuell grad in einem emotionalen Zustand war, dass mich das noch doller mitgenommen hat als den Durchschnittsleser. Ein großartiges Buch, jeder Satz ein Treffer, ich hätt mir am liebsten alles an die Wand getackert.

«100 Tage Heimat» - Jens Franke (14.6.2018)
Auch hier ein erfreulich unaufgeregtes Vorhaben: man könnt doch mal bisschen in Deutschland rumwandern, denn hier gibt's auch ne Menge Nationalparks und die meisten davon kennt man kaum, aber ach: der Autor hat einen Hund, und ausgeprägte Ansprüche an ein Frühstück, und gefühlt drei Viertel des Buchs bestehen also aus detaillierten Informationen, was es zum Frühstück gab und was der Hund so macht. Kann man schon schreiben, aber lesen muss ich's eigentlich nicht unbedingt, denn ich hätte doch eher auf so paar Infos gehofft, in welchen Nationalparks man hübsch rumwandern kann oder wo was lustiges passiert ist, aber dem Herrn hier passiert nix lustiges, dieses Buch taugte lediglich zum Schlafbeschleuniger. (Eventuell als Blog angucken, denn fotografieren kann er schon und mit Bildern funktioniert's ja vielleicht doch.)

«Ostseeroulette» - Stephan Boden (1.5.2018)
Mal wieder ein Bibliotheksstöberfund aus der Reiseecke - da bin ich ja schon Kummer gewöhnt. Im Grunde gefiel mir das Buch und überhaupt das ganze Abenteuer sehr gut: einfach mal wochenlang Nichtstun, gespickt mit viel mir leider unverständlichem Seglervokabular, aber trotzdem sehr erholsam, mal von jemand zu lesen, der keine Gebirge oder Weltmeere überqueren und dabei irgendwelche Rekorde brechen musste, sondern der einfach nur rumdümpelt und darüber dann sogar ganz unterhaltsam schreibt, obwohl eigentlich nichts weiter passiert. Einzige Kritikpunkte: der Autor wurde mir im Laufe des Buches dann doch immer unsympathischer, er ist vermutlich ein ziemlicher Arsch, aber ich muss ihn ja zum Glück nicht treffen. Und die vielen Fotos waren zwar nett, aber manchmal sind die doch bisschen sehr komisch mitten im Textfluss untergebracht und die ganzen Glanzpapierseiten stören so bisschen die haptische Erfahrung, ne. Aber ach, weiterdümpeln, wir haben ja Zeit.

«Zuckerguss und Schokoküsse» - Isabelle Johansson (19.4.2018)
Mit dem bereits erprobten Argument wagte ich mich nun schon wieder an eins der schündlichen Bücher von Isabelle Johansson, ausgeborgt von Amazon (was es heutzutage alles so gibt!). Die Heldin ist diesmal Chocolatière, das find ich ja durchaus ansprechend, aber sie wohnt in einem rosa Barbiehaus und hat tausend Komplexe und der Traummann ist ein Klischee-Alpharüde mit kantigem Männerkinn und ebenfalls so einigen Problemen, die ihn mir schon nach wenigen Seiten schlimmst unsympathisch machen, aber im Grunde liegt der Fokus auf dem Schoko-Laden und das ganze liest sich ein bisschen wie eine Beratungsbroschüre für Existenzgründer, was ich in dem Fall sogar ganz gut finde, denn es ließ mich über diese fürchterlich anstrengende Romanze hinwegsehen. Eventuell bin ich einfach nicht gemacht für so Frauenromane.

«The Wee Free Men» - Terry Pratchett (4.4.2018)
Auf die Scheibenwelt ist Verlass, das wird doch jedes Mal amüsant. Nachdem ich die alten Hexenromane nun alle fast auswendig kenne, wird Tiffany Aching vermutlich mein neuer Lieblingscharakter, die Nac Mac Feegle sind mir sowieso grundsympathisch (winzige anarchistische superstarke Wesen mit verdächtig ans Schottische erinnerndem Akzent, die jederzeit für starken Alkohol und eine zünftige Schlägerei zu haben sind), und ansonsten freu ich mich einfach, mal wieder ein Buch gelesen zu haben, dessen Handlung nicht sinnlos in die Länge gezogen wurde, sondern das einfach mal zwei Tage gute Unterhaltung spendete. Vielen Dank an Manu fürs Ausborgen!

«Das finstere Tal» - Thomas Willmann (1.4.2018)
Mal ein kleiner Ausflug in die Welt des Quatschromans vorweg: in Matt Ruffs «G.A.S.» leidet der schreibende U-Boot-Kapitän unter einem Defekt namens «zu viele Adjektive» - seine Werke können leider niemals gedruckt werden, denn er übertreibt's einfach fürchterlich mit seinen Beschreibungen. Das Leiden scheint ansteckend zu sein, denn auch Herr Willmann ist betroffen - zu viele Adjektive, zu viele Metaphern, jedes Bauernhaus muss da lauernd und feindselig am Hang kauern, zwischen der ganzen angestrengt auf die Seiten getackerten Atmosphäre bleibt kaum noch Platz für die Handlung, die aber immerhin auch übersichtlich und ziemlich vorhersehbar ist - über diesen «Thriller» bin ich dreimal eingeschlafen, Spannung geht anders, und hundert Seiten weniger hätten dem Buch weder geschadet noch wär das schwierig zu bewerkstelligen gewesen.

«Gefährliche Ferien: Die Alpen» - v. A., Diogenes Verlag(21.3.2018)
Ursprünglich ausgeliehen wegen Wolfgang Herrndorfs «Der Weg des Soldaten», enthielt dieses Buch eine ganze Sammlung von recht unterhaltsamer Kurzprosa, alles mehr oder weniger direkt mit den Alpen verknüpft. Ok, wie es bei so Sammlungen ist, muss einem ja nicht alles gefallen, und mit Donna Leon und Patricia Highsmith werd ich wohl in diesem Leben nicht mehr warm, aber allein für die abgründige «Mondfinsternis» von Dürrenmatt hat sich schon das ganze Buch gelohnt.

«The Catcher in the Rye» - J. D. Salinger (28.2.2018)
Fließender Übergang von «Tschick» zu Weltliteratur, aber immer noch haltlose Jugendliche, offenbar komm ich grad in das Alter für Adoleszenzromane. Das hier ist noch einen Zacken trauriger und deprimierender (ich denke, Holden Caulfield schlug sich leicht aufs Gemüt bei mir, auf einmal fand ich auch alles depressing and goddam phony), aber auf ne Art auch wieder nicht, und so insgesamt hat's mir dann einfach sehr gut gefallen.

«Der Pfau» - Isabel Bogdan (10.2.2018)
Der zweite Fang aus der Bahnhofsbuchhandlung, vermutlich hauptsächlich wegen hübsch gedrucktem Einband und irgendwas mit Schottland gekauft. Aber ach, diese launige Geschichte über ein paar Businesskasper auf Selbstfindung mit allerlei Irrungen und Wirrungen brauchte hundert Seiten, um mal halbwegs in Gang zu kommen, und bis zum Schluss konnte sie mich höchstens ein paar Mal zum schmunzeln bringen, während ich dachte, Roald Dahl hätte da ne knackige Kurzgeschichte draus gemacht und dann hätte es vielleicht auch funktioniert, aber so ominöse Teambuildingevents auf Romanlänge sind mir dann doch schmerzhaft zu nah an meiner Realität, als dass ich noch gut unterhalten wäre. Schöner Einband, jedenfalls.

«Tschick» - Wolfgang Herrndorf (3.2.2018)
Fang aus der Bahnhofsbuchhandlung - den Film fand ich gut, da kann man das ja mal lesen. Und kann man wirklich, denn das ist in gut verdauliche Häppchen geteilt, hatte mich sprachlich sofort und immer wieder kamen Miniszenen von nur ein paar wenigen Seiten, die mich völlig überrumpelten. Dieses Buch wurde eindeutig für mich geschrieben und ich fand's großartig von Anfang bis Ende.

«Ada's Algorithm» - James Essinger (23.1.2018)
Von Ada Lovelace kann man schonmal gehört haben, gilt sie doch schließlich als allererste Programmiererin der Welt (nach Lektüre: eher streitbare These). Aber ach, dieses Buch! Der Autor hatte anscheinend großen Spaß an Quellenarbeit und Recherche, weniger jedoch daran, aus seinem ganzen zusammengesuchten Krempel dann auch ein schlüssiges Narrativ zu basteln - stattdessen findet man gern mal Fußnoten mit dem Hinweis aufs Sterbedatum irgendwelcher angeheirateten Schwippschwager, die kein Biograph je zuvor wusste (wozu auch?) und auch der Text unternimmt immer mal seitenlange Ausflüge zu irgendwelchen Nebenschauplätzen, man wundert sich, wo das hingeht, aber am Ende hatte das eben möglicherweise peripher mit Ada zu tun und das war's dann, keine weiteren Verknüpfungen notwendig. Ich quälte mich durch, aber am Ende dachte ich bei jedem Kapitel nur noch «Komm aufn Punkt, verdammt», also vielleicht keine so glühende Empfehlung.

«Grillwetter» - Hans-Henner Hess (15.1.2018)
Lokalkrimis von meiner Heimat, yay! Inzwischen Teil drei der Reihe um Anwalt Fickel in Meiningen, und diesmal geht's um das Thüringer Kernthema, nämlich um die Wurst. Um Bratwürschte. Das ist durchaus krimitauglich, sehr unterhaltsam und sogar die im letzten Roman inflationäre Verwendung des Wörtchens «irgendwo» ist nun wieder auf erträglichem Fastnormalniveau, kann man also sehr gut mal lesen.

«Die großen Erzählungen» - Lew N. Tolstoi (9.1.2018)
Mehr große Russen zum Winter. Die hier versammelten Erzählungen waren «Der Tod des Iwan Iljitsch», «Die Kreutzersonate», «Der Teufel» und «Vater Sergius», und allesamt werden sie beherrscht von fürchterlich nervigen Protagonisten, die einfach überhaupt nicht klarkommen und deren Probleme und blödes Verhalten mich ein bisschen an Männern im allgemeinen zweifeln ließen. Jungs, ihr seid doch nicht alle so doof, oder? - Tolstoitypisch hervorragend geschrieben und entsprechend gut zu lesen, aber inhaltlich, naja, werden's dann halt eben keine fünf Sternchen.

«Wayne und die Nacht der echten Cowboys» - Hilke Rosenboom und Eva Schöffmann-Davidow (7.1.2018)
Ein Bookcrossingfund - für schön illustrierte Kinderbücher bin ich ja immer zu haben, aber ich ahne, warum dieses hier ausgesetzt wurde. Diese dämlichen, langweiligen Protagonistenkinder! Es geht in ein Cowboydorf - och nöö, ich bleib lieber daheim. Wir müssen die Nacht mit den Cowboys verbringen - och nöö, will lieber nach Hause. Ein sprechender Hund - boah, der nervt ja voll. Mein persönlicher Tiefpunkt war erreicht, als die Kinder schrien und sich aufregten, dass Mami ihnen Kirschen mit Kernen vorsetzte, das ist ja wohl das letzte. Ich hoffe sehr, das gehörte alles zum Kunstwerk, dessen tiefe Ironie ich offenbar einfach nicht durchschaut hab. Schnell wieder weg damit, vielleicht versteht's ja jemand anders.

«Meistererzählungen» - A. P. Tschechow (30.12.2017)
Es wird Winter, und da braucht's natürlich schwermütige Russen. Leider sind ja die dicken Tolstoiromane nun verbraucht, also versuchen wir's hiermit: gefühlt hundert kleine Erzählungen, aber leider war mir das meiste bisschen zu schnell wieder vorbei, als dass ich in den emotionalen Winter hätte mitkommen können, ich bin vermutlich einfach nicht gemacht für Kurzprosa. Im Grunde sicher gut, aber halt nicht so mein Ding, das alles.

«Im Zelt» - Wigald Boning (28.12.2017)
Auch schön, übers Draußensein zu lesen, wenn man schon grad nicht so viel rauskommt. Wobei, die Jahreszeit ist ja keine Entschuldigung, denn Bonings Prämisse für den im Buch beschriebenen Selbstversuch war, so viele Nächte im Zelt zu verbringen wie möglich, mindestens aber einen ganzen Winter. Unterhaltsam schreiben kann er auch, das wusst ich ja seit dem Nachtsportler, und sympathisch ist er mir seit RTL Samstag Nacht, also durchweg Thumbs Up.

«Schaftherapie» - Isabelle Johansson (7.12.2017)
Dies ist eins von den Büchern, die in der Bibliothek nicht unter Romane einsortiert werden, sondern unter Frauen/Liebe. Wie komm ich zu sowas? Ja ähm, gelegentlichem Kitsch bin ich ja nicht abgeneigt, und in diesem Falle kenn ich die Autorin (klingt das nicht ungemein hochtrabend?) und war einfach fürchterlich neugierig, was sie so schreibt. Sie schreibt, naja, ziemlich erwartbar: über zwei ungleiche Persönlichkeiten, die sich in der schottischen Einöde bei einer absurden Beschäftigung kennen und lieben lernen, also klassisches Herzkinomaterial, aber hey, für den kleinen Absacker zwischendurch kann man sich das schon mal gönnen. (E-Book, zumindest ist kein Baum extra dafür gestorben.)

«What if?» - Randall Munroe (26.11.2017)
Dieses Buch war mein Langzeitprojekt seit Weihnachten 2016. Die Idee: Serious Scientific Answers to Absurd Hypothetical Questions. Dabei kann man noch einiges lernen, und dank zahlreicher Fußnoten und Querverweise las ich irgendwann mit dem Tablet nebendran, um gleich mal alles, was mir dazu so in den Sinn kam, weiter recherchieren zu können; das dauert. Aber großartig ist es ohne Frage, kann man nur rundum empfehlen.

«The Grass Harp» - Truman Capote (21.11.2017)
Und nun noch der zweite Teil aus dem Bookcrossing-Capote-Band, tiefe Verneigung vor Capotes schreiberischen Fähigkeiten, und im Grunde bin ich auch voll bei den Figuren, die sich nicht alles gefallen lassen wollen und dann eben drauf scheißen, was irgendwer erwartet und für erwachsen und sinnvoll hält, aber am Ende gefiel mir Holly Golightly doch noch bisschen besser.

«Breakfast at Tiffany's» - Truman Capote (11.11.2017)
Noch ein Bookcrossingfund. Ein ganz besonders schöner: Leineneinband, Preis in Kopeken, herrlich analog-verschobener (Hoch?)Druck, russisches Vorwort und russischer Appendix, englischer Innenteil. Das hatte also schon gewonnen, bevor's losging, und Capote ist natürlich auch ein Profi: in deutlich weniger als 100 Seiten gelingt ihm eine Entwicklung von Figuren und Geschichte, die mich (womöglich sogar absichtlich?) von Gleichgültigkeit oder gar Abneigung bis hin zu ehrlichem Mitgefühl und Bestürzung bringt, der Mann hat's drauf.

«Münchnerinnen» - Ludwig Thoma (28.10.2017)
Dieses Buch ist mir zugelaufen, aus Angst vor zwei Wochen Mistwetter musste ich mir spontan aus Bookcrossingregalen eine Urlaubsbibliothek zusammenbasteln (natürlich ist aber in Wirklichkeit nie schlechtes Wetter, schon gar nicht zwei Wochen am Stück). Joa, Thoma kann man ja durchaus machen, aber besser hätt ich das Nachwort schon vorher gelesen, an diesem Werk hat er nämlich ewig rumgedoktert und war eher unzufrieden, aber dann wurde es halt doch veröffentlicht, noch bevor er sich eigentlich ein gescheites Ende ausdenken konnte. Pro: interessante Charaktere und schöne Dialoge in Tiefstbayrisch. Con: der Schluss ist keiner, das lässt sehr zu wünschen übrig. Pro: Immerhin war's bis dahin nicht so lang. Ok?

«Aunts aren't Gentlemen» - P. G. Wodehouse (9.9.2017)
Auch das war verlässlich gute Unterhaltung - mit Wodehouse macht man nix verkehrt, mit Jeeves/Woster-Geschichten auch nicht, und verhältnismäßig kurze Bücher kommen mir immer recht. Diesmal beteiligt: Ausschlag, Demonstrationen, gute Landluft, Tanten, Rennpferde, Katzen, Katzendiebe und wieder jede Menge Irrungen und Wirrungen. Wie üblich, große Empfehlung!

«Gironimo» - Tim Moore (2.7.2017)
Unterhaltsame Abenteuerromane! Yay! Diesen hier hab ich mir nur so lange aufgespart (Weihnachtsgeschenk!), um mich durch andere Bücher durchquälen zu können, denn dass der großartig wird, war nach Alpenpässe und Anchovis anzunehmen: diesmal hat sich Tim Moore vorgenommen, statt der schnöden Tour de France das härteste aller Etappenrennen nachzufahren, den Giro d'Italia von 1914, und zwar mit Originalmaterial. Ich muss mich schon sehr wundern, wieviel von dieser Geschichte erfunden oder übertrieben ist, denn wenn Herr Moore nicht entgegen seiner Darstellung ziemlich fit und mechanisch halbwegs brauchbar wäre, wär er da wohl irgendwann gestorben - er kam aber an, und man kann sich nur freuen, dass er die Welt daran teilhaben lässt. Was kann jetzt noch kommen?

«Allein auf den Everest» - Göran Kropp/David Lagercrantz (25.5.2017)
Ich war diesjahr nachlässig mit dem Senf, seit ich dieses Buch gelesen habe, sind ein paar Monate vergangen, und ich muss sagen, ich kann mich ehrlich kaum erinnern. Halt die nächste Aufarbeitung des Everest-Dramas aus neuer Perspektive - grundsätzlich fand ich ja die Allein-by-fair-means-Aktion von Herrn Kropp immer sehr bewundernswert, aber nen Klatsch hat natürlich jeder, der da hochsteigt, man bewundert die Leute besser aus der Ferne. Naja, nu kannte ich die Geschichte schon so ziemlich, aber eigentlich ist es schon immer wieder spannend, und immer wieder werd ich darin bestärkt, dass ich das mal echt nicht möchte. Die können da oben alleine sterben.

«Dany, bitte schreiben Sie!» - Inge Rösener (21.5.2017)
Das Niveau lässt sprunghaft nach - ich würd mir gern einreden, ich hätte dieses Buch im Krankenbett gelesen, aber was schlimmeres als Heuschnupfen wird's wohl nicht gewesen sein, was da mein Hirn beschäftigt hat. Dieses Buch ist Mamis Kandidat zur ultimativen geistigen Erholung, eine fürchterliche Schnulze halt (graue Maus wird Sekretärin bei berühmtem Modeschöpfer; you can imagine where it goes from here), aber immerhin aus den Fünfzigern und somit halb spannend (ach guck, damals haben auch Schwangere noch bedenkenlos einen Cocktail nach dem anderen gekippt?) und halb possierlich. Außerdem sind sämtliche positiven Entwicklungen enthalten, es gibt also schon mitten im Buch zwei recht ordentliche Happy Ends, nur das eigentliche Ende ist dann doch sehr unbefriedigend und gibt leichten Punktabzug.

«Havanna - Eine kubanische Reise» - Reinhard Kleist (8.5.2017)
Comics im deutschen Original, yay! Und Reinhard Kleist hat sowieso gewonnen, das ist meiner Meinung nach der beste Zeichner, den Deutschland grad zu bieten hat, jede einzelne Seite von dem lässt mich in Ehrfurcht erstarren. Jetzt hier auch noch in Farbe - unvorstellbar, wie man so Urlaubstagebücher führen kann, ich komm ja schon mit Bleistift an meine Grenzen. Einfach nur faszinierend, das alles. Und Kuba auch.

«Kann denn Kochen Sünde sein?» - Guillaume Long (7.5.2017)
Comics sind meistens gut, Comics über Essen haben jedenfalls schonmal einen Bonus. Tatsächlich kommen da nützliche Küchentipps und sogar Rezepte vor, dazu Reisetagebücher, Ess- und Küchenanekdoten. Leider fand ich die Übersetzung stellenweise nicht so gelungen - einige Witze funktionierten einfach nicht (speziell die kleinen Zwischencartoons von Pépé Roni, die allesamt auf französischen Worten mit Doppelbedeutung basieren), und so werde ich wieder einmal darin bestärkt, doch immer mal der Selbstüberschätzung nachzugeben und Comics im französischen Original zu kaufen, auch wenn ich dann vier Jahre mit dem Wörterbuch bastelnd in einer Ecke sitzen muss.

«Bioshock - Rapture» - John Shirley (23.4.2017)
Dies war vermutlich das schlechteste Buch des Jahres. Ja, ich hab mir gewünscht, mal endlich die Backstory des Spiels zu begreifen. Okay, ich kenne jetzt ein paar Namen und was die so angestellt haben. Was ich aber immer noch nicht so richtig verstehe, ist, wie nun ADAM, EVE und die Plasmide zusammenspielen, oder überhaupt, wie das Leben in Rapture läuft: ich hab schon von durchdachteren Dystopien gelesen. Das ganze Buch enthielt so viele nutzlose Szenen und war so vorhersehbar, dass ich nebenher immerzu daran denken konnte, dass diese Stadt überhaupt nicht autark ist und das alles unmöglich funktionieren kann. Und grad wollt ich mich aufregen, dass die wenigen mitspielenden Frauen alles leere Dummchen sind, die nur äußerlich und als «junge Dinger» und schlimmeres beschrieben werden, da merk ich, dass der Sexismus in beide Richtungen geht, die Herren sind auch alle furchtbar platte Charaktere, über die man kaum mehr erfährt als den Schnitt ihres Anzugs. Das ist einfach schlecht geschrieben und noch schlechter übersetzt, da kommt leicht die QA durch bei mir, da hat keiner nochmal drübergelesen. Ich denke, vom Wiki zum Spiel hat man am Ende mehr.

«Shackleton's Journey» - William Grill (2.4.2017)
Okay, genug durch Weltliteratur gearbeitet, wir wenden uns der leichteren Kost zu - zwar die schwer verdauliche Shackleton-Expedition, aber kindgerecht erklärt und illustriert, das kann man machen. Blind gewünscht und folglich ein Wagnis, was die Illustrationen betraf, aber am Ende war ich ziemlich begeistert, wie gut die im ersten Moment irgendwie krakelig wirkenden Buntstiftmalereien den Kern der Sache treffen - und das große Format des Buchs gepaart mit der offensichtlichen Geduld des Illustrators machen die Weite und Einsamkeit im Eis sehr schön erfahrbar...

«Cécile» - Theodor Fontane (29.3.2017)
Noch mehr Nachlese zur Harzreise, ziemlich zufällig, muss man sagen, denn ich suchte nur irgendwas von Fontane zur Entspannung und dann sind wir gleich in Thale, na sowas. Fontane hat ja grundsätzlich gewonnen bei mir und die hier beschriebenen Landschaften und Unternehmungen um Thale kommen dem Harztourismus sicherlich mehr zugute als das Geschwafel von Heine, bloß mit dieser Hauptfigur konnte ich nicht so richtig was anfangen, und überhaupt geht mir der ganze Konflikt am Pops vorbei - da wird seitenlang auf den großen Knall hingearbeitet, und dann dachte ich eigentlich nur «Das ist alles? Das ist der ganze Grund, warum du solche Probleme hast? Reiß dich mal zusammen, Mädchen!» Jaja, da kann man sicher empathischer sein. Ich fand trotzdem, es fängt gut an und lässt stark nach, und so witzig wie der Stechlin ist es natürlich auch nicht, Dramatik ahoi!

«Die Harzreise» - Heinrich Heine (13.3.2017)
Wir waren kurz im Harz, und bei so Reisen in mutmaßlich nicht zu aufregende Gegenden ist es ja immer nett, ein bisschen passende Lektüre zu haben. Nun ja, dies hier drängte sich fast auf, aber es ist ein Fragment, und das bedeutet in dem Fall, dass erst ausgiebig über Göttingen gelästert wird und dann kommt wirklich bisschen Reise und Heine knutscht im Vorbeigehen alle sich ihm bietenden gespitzten Damenmünder und muss auch noch auf jeden n Gedicht machen und dann landet er auf dem Brocken, wo er offensichtlich in ein dermaßen ausschweifendes Besäufnis verwickelt wurde, dass er jenes erst zwanzig Seiten lang beschreiben und schließlich darüber den weiteren Fortgang der Reise ganz vergessen musste. Oller Romatiker ey! Das war nicht so meins, aber vielleicht gefällt's ja sonst irgendwem. (Immerhin ist es sehr kurz.)

«Väter und Söhne» - Iwan Turgenjew (6.3.2017)
Weil's völlig unmöglich ist, von Tolstoi direkt auf seichte Unterhaltungsliteratur zu wechseln, nun noch eine Internetempfehlung (man muss würdigen, wie gut die Jenaer Stadtbibliothek ausgestattet ist): Turgenjew, nie gehört, dieses Buch, nie gehört. Im weitesten Sinne geht's um Generationen und ihre unterschiedlichen Wertvorstellungen, man könnte sagen, dies ist das Bindeglied zwischen Tolstoi und Fontane, russische Dramatik gepaart mit erholsamem, fein beobachtetem Getröpfel, soviel passiert da gar nicht, nur kleine Lacher zwischenrein über die liebenswerte Verschrobenheit der Figuren. Kurze Bücher find ich grundsätzlich auch gut, da gibt's für die knapp 200 Seiten hier ein großes Lob, mehr Figurenentwicklung lässt sich da wohl kaum unterbringen und eine runde Sache war's obendrein.

«Krieg und Frieden» - Lew Tolstoi (18.2.2017)
Was mich hier drauf gebracht hat, das ist meine winterliche Stimmung und die Verfübarkeit dieses Buches im elterlichen Regal. Modder und Kälte und alles Mist, das ist genau die richtige Kulisse für 1300 Seiten russische Dramatik, und Tolstoi hat's einfach mal drauf, das muss man diskussionslos so anerkennen, denn wie sonst hätte ich mit meinem ansonsten mangelhaften Interesse für Geschichte und Politik diesen Wälzer über die Napoleonischen Kriege spannend finden können? Doch doch, das ist nicht nur Weltliteratur, das liest sich auch noch scheißgut und man nimmt die ganze seelische Zerrissenheit der vielen Figuren mit, bis hin zu aufrichtiger Bestürzung über die im Buch geschilderten Todesfälle. Würd ich vielleicht sogar noch wärmer empfehlen als die «Anna Karenina», aber gut für den, der noch beide vor sich hat: da kommen zwei herrliche Winter auf dich zu! (Und was les ich jetzt? Da kommt doch eh nix mehr ran.)

«The Boy Who Loved Math» - Deborah Heiligman/LeUyen Pham (12.2.2017)
Hier geht's um das «unwahrscheinliche Leben» von Paul Erdős, und Mathematikerbiografien, zumal so hübsch bebilderte, sind ja prinzipiell mal nicht verkehrt. Ist vielleicht dann doch ein bisschen sehr kindgerecht, nach dem Motto "so stark vereinfacht, dass es fast schon wieder verkehrt ist", aber ein guter Starter, um sich mal ernsthaft mit dem Mann zu beschäftigen. Irgendwann.

«Louis I., King of Sheep» - Olivier Tallec (6.1.2017)
Ich hab da diese Wunschliste, da schieb ich manchmal Bücher drauf, die mir interessant erscheinen, und wenn ich schon längst vergessen habe, wie ich auf dieses Buch kam oder dass es überhaupt auf der Liste steht, schenkt es mir dann jemand (in den meisten Fällen mein Brüderchen, vielen Dank!). So auch in diesem Fall, wobei, ganz unerklärlich ist es nicht, es geht um Schafe und die Schafe sind wunderbar gemalt und noch dazu ist das auf seinen wenigen Seiten nicht nur ungemein niedlich und lustig, sondern auch sehr politisch und hintersinnig: Louis, dem Schaf, weht der Wind eine Krone auf den Kopf, und dann ist er eben König, bis der Wind dreht. Vielleicht sollten wir da mal alle drüber nachdenken.

«Tiere Essen» - Jonathan Safran Foer (31.10.2016)
Dieses Buch ist kein ausdrückliches Plädoyer für den Vegetarismus, schreibt der Autor, aber natürlich ist es doch eins, denn sobald man sich ein bisschen damit beschäftigt, wo unser Fleisch heutzutage so herkommt, möchte man das eigentlich nicht mehr haben - moralische Bedenken völlig außen vor. Ein bisschen bin ich wohl versaut durch Studium und ähnliches, denn obwohl Foer einen recht langen Appendix mit Quellen anführt, fehlten mir die Fußnoten und die Belege waren mir fast noch bisschen dünn gesät; Sachbücher mag ich am liebsten mit allem wissenschaftlichen Unrat und möglichst vollständiger Beweisführung. Zum Schockieren taugte es aber in jedem Fall, und von der Hand zu weisen ist es ganz bestimmt nicht - fehlt mir nur noch die Konsequenz in der Umsetzung. Wie der Autor selbst sehr schön einleitete: «Ich bin ein Vegetarier, der gelegentlich Fleisch isst.» Aber ich arbeite dran.

«Held» - Flix (14.10.2016)
Ok, mal wieder Comic/Graphic Novel, nur zufällig, weil es eindeutig gut genug war, um mich beim kurzen Reinlesen in der Bibliothek schon anzufixen. Leider ärgere ich mich anscheinend jedesmal hinterher, wenn ich Langwerke von Flix lese, denn während ich seine Online-Kurz-Strips sehr fein und viele auch lustig und treffend finde, sind in den sehr autobiographisch geprägten Graphic Novels so viele neurotische Tendenzen versammelt, dass der Zeichner direkt ein bisschen unsympathisch wird. Hmm, nee.

«Extremely Loud & Incredibly Close» - Jonathan Safran Foer (12.10.2016)
Volle Punktzahl. Foer war für mich eher ein Zufallsfund: wegen Eugene Hütz guckte ich mir «Everything is Illuminated» an und befand dann, von diesem Autor könnte man mal was lesen, z.B. das hier. Dringend auf Englisch - in der deutschen Version von «Everything is Illuminated» nervte mich binnen kürzester Zeit der absurde Quatschakzent von Alex, und hier wär das vermutlich ähnlich, wenn auch nicht so deutlich. Das Buch ist jedenfalls ein einziges Kunstwerk und vermutlich hat der Schriftsetzer (oder wie auch immer sich dieser Beruf heutzutage nennt) viel geflucht, aber das Ergebnis ist herrlich geworden; jeden zweiten Satz möchte man sich eigentlich einrahmen und an die Wand hängen, so völlig absurde Gedankensprünge werden da ohne jede Anstrengung zusammengebracht zu einem lustigen, nachdenklichen, traurigen, bewegenden Buch, das man nicht aus der Hand legen möchte. In der Bibliotheksversion mit sehr schwurbeliger Widmung von Björn an Lydia vornedrin, die fast zum Kunstwerk dazugehören könnte. Thumbs up, lesen!

«Bummel durch Europa» - Mark Twain (25.9.2016)
So, jetzt, der Altmeister der Satire. Ein Reisebericht, der nicht so recht ganz Europa umfasst, sondern sich von Heidelberg über Baden in den Alpenraum mäandert, mit weiten Ausschweifungen, aber Fontane konnte man diese ja auch verzeihen. Mark Twain muss man vermutlich mögen; er hat schon eine etwas eigenwillige Art, Fakten, Übertreibungen und Quatsch zu einer Geschichte zusammenzubringen, und gelegentlich nervt seine gefühlte Überheblichkeit dabei ein wenig. Trotzdem ganz nett zu lesen, Alpengeschichten sind ja nie verkehrt.

«Hier kann man gut sitzen» - Pierre M. Krause (18.9.2016)
Warum war dieses Buch wohl unter «Reise» einsortiert? Pierre M. Krause, den ich in «SWR3 latenight» eigentlich durchaus witzig und unterhaltsam fand, schreibt hier über sein Dorfleben im Schwarzwald (wohnen, nicht reisen!), wobei für meinen Geschmack zu sehr der routinierte Spaßmacher durchkommt: hier wird kein Kalauer ausgelassen, kein alter Witz ausgespart, solange es nur die Scherzdichte hochhält - wer darüber lachen kann, ist am Ende ja Problem des Zuschauers bzw. Lesers. In den Episoden des Schwarzwaldlebens werden jedenfalls alle Klischees hervorgekramt und bedient, das ist gar nicht mal so regionsspezifisch und passt wohl auf fast jedes deutsche Dorf, und wenn nicht ganz so offensichtlich versucht worden wäre, auf Biegen und Brechen lustig zu sein, hätte ich vermutlich öfter mal gelacht.

«Zauberspuk beim Weihnachtsmann» - Mauri Kunnas (17.9.2016)
Tis the season! Bzw. ja eigentlich noch nicht so ganz, aber wie jedes Jahr musste ich mich aus beruflichen Gründen schon im September in Weihnachtsstimmung versetzen, und dazu ist kaum irgendwas besser geeignet als die herrlichen Weihnachtsbücher von Mauri Kunnas. Von vorn bis hinten wundervoll und rundum zu empfehlen.

«Ein Ausflug nach wohin eigentlich keiner will» - Kurt Krömer und Tankred Lerch (28.8.2016)
Ich lese im Sommer fast nix - außer, das Buch ist zufällig so gut, dass ich's zwei Tage nicht aus der Hand legen kann (Extrapunkte dafür, dass mich politische Themen eigentlich eher nicht so interessieren). Im ersten Moment war es ein bisschen irritierend, im Hinterkopf ständig die Stimme von Kurt Krömer zu hören, wie er mir das Buch vorliest - aber das lässt mit zunehmender Ernsthaftigkeit des Inhalts auch nach. Es ist ernst: Krömer ist zur Unterhaltung der Bundeswehr nach Afghanistan eingeladen, und um auch den zivilen Teil des Landes kennenzulernen, schiebt er gleich noch eine zweite Reise hinterher, mit verkleinertem Gefolge - zur Bundeswehr wird er von einem Zeit-Reporter begleitet, Auszüge aus seinem Artikel gibt's auch im Buch, und das nervt so sehr, dass man den anderen Teil gleich umso mehr genießt: der Zeit-Mensch versteht was von dramatischer Inszenierung, Krömer eher nicht (oder er hat einfach kein Interesse daran, eine sowieso dramatische Situation noch zu dramatisieren und sich als Held hinzustellen). Der dumme Komiker Krömer kann dem Drang widerstehen, platte «Zum Schießen»-Kalauer zu bringen, der ernsthafte Zeit-Autor nicht. Der Zeit-Mensch schmückt nach Kräften die heroische Reise des Teams aus, auf dass dem Leser vor Entsetzen und Bewunderung der Kaffee kalt wird, und Krömer macht einen Ferientrip, er erlebt Dinge wie ein normaler Mensch, und ab und zu bricht auch mal Humor durch, aber ohne sich über die Situation oder die Menschen lustig zu machen. Das ist großartig, das kann ich nachvollziehen und natürlich trotzdem nicht ganz dieses Land erfassen. Das kann man nämlich höchstens, wenn man sich selber hintraut, und dann auch nur so ein bisschen. Hut ab!

«Auf den Gipfeln der Welt» - Jon Krakauer (27.8.2016)
Ich hatte mir eigentlich nicht vorgenommen, jetzt in einem Rutsch Krakauers Gesamtwerk durchzulesen, aber nun stand das hier halt so rum und enthielt praktische Kurzgeschichten/Einzelreportagen von jeweils 20 bis 30 Seiten, das ist einfach ganz günstig, wenn man im Sommer nur alle drei Wochen mal zum Lesen kommt. Hat nicht geschadet, aber leider hat auch kaum eine Geschichte so bleibenden Eindruck hinterlassen, dass ich am Ende des Buches noch was anderes dazu hätte sagen können als «Alle bekloppt». Das Klettern als «psychoneurotische Tendenz», so isses. Das kann ich in den wenigsten Fällen nachvollziehen, dazu sitzen meine Schrauben wohl doch noch zu fest. Und im Finale kam dann noch ein grandioses Déjà-vu, denn die Geschichte von seiner Alleinbesteigung des Devil's Thumb kann Krakauer wohl einfach nicht oft genug erzählen. Es sei ihm gegönnt; macht nur alle, ich lieg hier schön im Garten rum.

«In die Wildnis» - Jon Krakauer (26.6.2016)
Wie halte ich eigentlich Krakauer durch, wieder und wieder? Kein Humor, aber dieses Buch ist immerhin halbwitzig, seit wir in Schottland mal ein paar Tramper aufgegabelt haben, mit denen wir darüber redeten und uns die fachgerechte Zerlegung eines Elchs erklären ließen. Die beiden wären an solchen Anfängerproblemen nämlich nicht gescheitert. «Ach, habter schon oft gemacht?» - «Nee, aber n gutes Buch dazu gelesen.» Und so muss man sich dann wohl auch die Hauptperson «Alexander Supertramp» vorstellen: große Ideale vom Leben in der Wildnis, dezent mangelhafte Vorbereitung und dazu n Sack voll psychischer Probleme. Die von Krakauer scheinen ähnlich auszusehen, deshalb findet man hier schiere Sympathie, aber ich bin da eher so bei den alten Alaskanern, die meinten, das konnte alles nur schiefgehen. Entsprechend war's auch nicht übertrieben unterhaltsam, und lehrreich höchstens als abschreckendes Beispiel; man hustet, schüttelt den Kopf und schwenkt immer mal den Krückstock. Was sind war alle klug, ne.

«Sibirische Märchen: Tungusen und Jakuten» - Gerhard Doerfer (Verf.) (15.6.2016)
Dieses Buch ist schön. Ein Buchrücken mit Goldprägung, schickes Muster vornedrauf, Vignetten zwischen den Märchen, gelungener Satz. Zum inhaltlichen Genuss dieses Buches ist die erste Voraussetzung, erstmal alles auszublenden, was man so von Märchen erwartet (Spannung/Moral/zusammenhängende Geschichte), dann ist es auf seine abstruse Art und Weise doch ziemlich unterhaltsam. Zur Illustration mal ein Original-Märchenende, willkürlich herausgepickt: «Am See fand sie ihn, er war tot. Da fing sie an zu weinen. Der Mann hörte ihr Weinen, kam hervor, erschoß dort seine Frau. Am nächsten Tag zog er fort, suchte Gesellschaft, fand sie irgendwo, nahm sich dann ein Weib. Ende.» Kein Scheiß. So ist dieses Buch. Die ganze Zeit. Es wird in Nebensätzen erschossen, gemordet und gemeuchelt, man geht anscheinend nicht zimperlich um mit dem Tod in Sibirien. Es werden viele Rentiere gejagt und besessen, Monarchen spielen keine Rolle, wer was auf sich hält, besitzt ein besonders prunkvolles Zelt, dann kommen sehr häufig Dämonen und Teufel und anderes wunderliches Getier vor, von denen mangels erkennbarer Moral nie genau zu sagen ist, auf wessen Seite sie nun eigentlich stehen; es gewinnt auffallend häufig der falsche und bei mehr als der Hälfte der angenehm kurzen, eher seltsam erzählten Märchen ertappt man sich am Ende mit leicht entgleisten Gesichtszügen. Hervorragend geeignet, um das von der Grimm-Sammlung eingeimpfte Schwarzweiß-Denken mal ein bisschen ins Wanken zu bringen - und angesichts meiner sonstigen Nachttischlektüre kam mir auch oftmals der Gedanke, wie das Hellboy wohl gelöst hätte. «Töte mich, weide mich aus, lege mein Herz neben dich schlafen, meine Nieren an den Ehrenplatz im Zelte.» - Oh crap.

«Ein Mann und sein Rad» - Wilfried de Jong (14.6.2016)
Der Fontane des Radsports - wunderschön und ein bisschen verstörend. Eigentlich passiert weiter nichts, wie halt auf so ner richtigen Radtour, der Erzähler fährt ein bisschen umher und entweder fängt er dann an, vor sich hin zu phantasieren, wie halt auf so ner richtigen Radtour, oder es passiert doch mal eine Kleinigkeit, und alles nimmt einen emotional so mit, dass man nach jeder Geschichte erstmal bisschen Zeit zum verarbeiten braucht, man hat also auch recht lange was davon. Als würde man selber fahren, und zwar weitab vom Stress der Rennstrecke. Durchweg zu empfehlen.

«Die wilde Geschichte vom Wassertrinker» - John Irving (25.5.2016)
Es passiert sehr selten, dass ich ein halb gelesenes Buch weglege. Zum letzten Mal Saramagos «Stadt der Blinden», das dann immerhin Manu noch gut gefiel (die ist halt härter im Nehmen als ich), nun das hier. Große Überraschung: Irving ist kein Garant für Lesevergnügen. Nachdem mir das «Zirkuskind» ausgesprochen gut gefiel, kehrt er hier nun zurück zu seinem Lieblingsthema Untenrumprobleme, und seit der ESTA-Application, bei der wir den Fehler machten, ein paar dieser Dinge zu googeln, ist mein Interesse an Details da rapide gesunken. Zweites Problem ist der Wassertrinker Fred «Bogus» Trumper, hier treffend analysiert von seiner Partnerin: «Niemand kennt dich, Trumper! Von dir kommt einfach nichts rüber. Und du machst auch nicht viel. Dir passiert einfach alles, und nicht mal daraus kann man was erkennen. Du machst überhaupt nichts aus dem, was dir so passiert.» - Der erlebt keine wilden Geschichten, der erlebt nichts, das wird einfach nischt. Aufgegeben nach 217 Seiten, soll mir doch bitte Manu erzählen, ob das fulminante Ende für den Weg dahin entschädigt.

«Durcheinandertal» - Friedrich Dürrenmatt (16.5.2016)
Dieses Buch ist rundum sympathisch. Sehr übersichtliche Länge, dazu eine hervorragende Basisidee: ein Verbrechersyndikat kauft ein Erholungsheim in der Schweizer Einöde, um dort sommers einen Haufen Superreiche unterzubringen, die sich von der Bürde ihres Besitzes erholen wollen, und winters dann ihre gesuchtesten Gesichter zur Umgestaltung einzuquartieren. Natürlich läuft dieser grandiose Plan nicht so ganz glatt und so wird man, äußerst entspannt und unterhaltsam, wie nebenbei in die Abgründe der menschlichen Psyche geführt. Großes Kino und dicker Daumen hoch!

«Wilde Schafsjagd» - Haruki Murakami (15.4.2016)
Die Hauptfigur hat genervt. Er sagte von sich selber, er sei ein langweiliger Mensch, und sein Gegenüber antwortete, eigentlich nicht, aber er gebe sich Mühe, alles langweilig zu finden. Oder so ähnlich, ich fand die genaue Stelle dann doch nicht wieder. Ja, so ist das - was von der Idee her wirklich eine spannende, wilde Schafsjagd hätte werden können (Typ wird quasi entführt und kriegt einen mafiös-absurden Geheimauftrag, den er nur dank irrwitziger Zufälle hinkriegen kann), tröpfelt dann im Buch so vor sich hin - eh die Jagd ansatzweise in Gang kommt, hat man schon ein Drittel hinter sich, und wild ist eher auch nichts, denn dem Protagonisten ist ja irgendwie alles egal und er sitzt halt nur so rum, wartet auf unerklärliche Intuitionen, raucht massenweise Zigaretten und trinkt Whiskey mit Eis (warum?!). Die Figuren werden zwar alle mit schillernd-seltsamen Charaktereigenschaften eingeführt, sind aber im Dialog völlig ununterscheidbar und geben die ganze Zeit Assoziationen von sich, die so typischerweise das Hirn kurz vorm Einschlafen ausspuckt. Oder vielleicht auch auf Droge, das würde vieles erklären. Liest sich ganz ok weg, aber da ich der Hauptfigur einen Arschtritt nach dem anderen geben wollte und keine meiner brennenden Fragen je beantwortet wurde, da ihn das ja alles nicht interessierte, war's insgesamt doch nur so mittelgut.

«Wir können ja Freunde bleiben» - Mawil (11.4.2016)
Kurze Mittagspausenlektüre. Ich mag Mawils Zeichen- und Erzählstil, das ist eine völlig subjektive Angelegenheit, macht aber, dass ich sicher über dies und das wegkomme, was andere an seinen Büchern eventuell stören könnte. Hier geht es um einen bierseligen Abend, an dem die «Frauengeschichten» des Autors alle mal rauskommen, gar nicht machohaft-überheblich, sondern alles sehr nachvollziehbar (und mit Tischtennis, man erkennt ein gewisses Muster), nur fehlte mir dann irgendwie die Entwicklung - in die pubertären Katastrophen kann man sich ja noch irgendwie reinversetzen, aber irgendwie wird's auch in seinem späteren Leben nicht anders - aber, Zitat von unserm Hausmeister: «Wenn alles schiefgeht, hat man wenigstens was zu erzählen.» Jo, kennen wir doch alle, oder?

«Das Krokodil» - Fjodor Dostojewski (6.4.2016)
So, ja, Bock auf Dostojewski, aber dann doch nach der Breite des Buchrückens ausgewählt, sonst wird man ja nie fertig. Da es hiervon offenbar zahlreiche Ausgaben gibt, sei erwähnt, dass es die vom Eulenspiegel Verlag war, recht ominös illustriert von Karl-Georg Hirsch und drei humoristische Erzählungen beinhaltend, nämlich «Die fremde Frau und der Mann unter dem Bett», das titelgebende «Krokodil» und «Bobok». Die Reihenfolge war eher ungünstig, denn das nicht endende, sinnentleerte Gequassel des Protagonisten der ersten Erzählung nervte mich dermaßen, dass ich fast das ganze Buch weggelegt hätte, obwohl es danach zusehends besser wurde - die Krokodilgeschichte ist sehr unterhaltsam, machte mir aber ein bisschen den Eindruck, da sei der Schluss einfach vergessen worden, und «Bobok» war dann auch ganz witzig. Einziger, vernachlässigbarer Kritikpunkt: das hab ich alles nicht erwartet! Russische Schwere und Dramatik, das hatte ich mir vorgestellt. Und dann kommt da so seichte Unterhaltungsliteratur, und statt Pointen manches Mal nur Absurditäten, ganz witzig, aber nicht unbedingt meins. Dann wohl doch die dicken Wälzer. Wenn ich mal wieder die Grippe krieg.

«Mit dem Baum über den Atlantik: 'The Tree' und andere Abenteuer» - Rüdiger Nehberg (31.3.2016)
Das hier wurde durch den Kontrast zum Vorgängerbuch ein bisschen kaputtgemacht. Fontane kann halt Romane schreiben, während die Kernkompetenzen von Herrn Nehberg eher im Erdenken und Überleben abenteuerlicher Unternehmungen liegen. Ist schon alles ganz spannend und insofern hält man das Buch auch gut durch, aber Literatur wird's nicht gleich. Komisch, wieso konnten Nansen und Amundsen und diese ganzen Leute eigentlich so hübsch schreiben? Oder haben das nur die Übersetzer für uns verschönert? Das sollte man mal ergründen.

«Der Stechlin» - Theodor Fontane (27.3.2016)
Auch hier ein Votum fürs Märkische - wie kam ich nochmal darauf, das zu lesen? Irgendwer schrieb jedenfalls mal, Fontane sei Meister des Schreibens darüber, dass eigentlich nichts passiert, und das trifft's ganz gut. Die Handlung ist auch hier schnell zusammengefasst (ich will nicht spoilern - wer's dringend wissen will, soll halt vorm Lesen schonmal die Kapitelüberschriften überfliegen), sie wird zusammengehalten von herrlichen Charakteren und wunderbaren Dialogen. Und es passiert praktisch nichts. Komisch, früher hat's mich immer genervt, wenn Bücher so vor sich hintröpfeln (immer noch traumatisiert von Astrid Lindgrens «Madita», dessen dramatischer Höhepunkt auf fast 400 Seiten ist, dass die kleine Schwester sich mal eine Erbse in die Nase steckt), aber nun fand ich das super und kann dieses Buch zum Gesundwerden nur empfehlen. Wann hatte ich wohl diesen Sinneswandel?

«Rheinsberg» - Kurt Tucholsky (9.3.2016)
Grippeliteratur, Teil 3 - nach «Anna Karenina» war ich zwar eigentlich in der Stimmung, mir gleich noch «Krieg und Frieden» oder «Die Brüder Karamasow» anzutun, aber die Bibliothek war halt zu weit weg und so wurden es doch vorhandene Minibücher unbekannter Provenienz: schnell gelesen und sehr unterhaltsam, besonders das Nachwort (hm?), und langsam glaube ich, man sollte mal einen Kurzurlaub im Märkischen machen.

«Anna Karenina» - Lew Tolstoi (6.3.2016)
Grippeliteratur, Teil 2. Natürlich hab ich mit diesem Buch schon vor der Grippe begonnen, aber wenn man wochenlang rumliegt und nichts mit sich anfangen kann, freut man sich direkt, sich so ein dickes Buch vorgenommen zu haben. 1200+ Seiten, das sollte man sich schon vorher überlegen. Und die Handlung ist eigentlich flink zusammengefasst: Anna Karenina, die verheiratet ist, verliebt sich in Graf Wronski, beginnt eine Affäre mit ihm und diese endet äußerst unglücklich. Lewin indes ist über beide Ohren verliebt in Kitty und beide werden schließlich ein glückliches Paar. Ja, das alles hätte Rosamunde Pilcher bestimmt auch auf 300 Seiten mit einem Kitschfoto vornedrauf unterbringen können, aber dann wäre es eben ein anderes Buch gewesen - obwohl ich dicke Bücher grundsätzlich eher nicht mag und das alles auch nicht so leicht und heiter war, wie man sich's während anstrengender Krankheiten wünschen könnte, ist doch nichts dagegen zu sagen: hier gibt's alles, und der hinterher gesehene Film wird den unglaublich lebendigen Figuren und den sehr nachvollziehbaren Handlungsweisen nicht ansatzweise gerecht, und wenn einem auch vieles zuerst als unnützes Beiwerk erscheint, so ist doch alles am Ende ein Baustein zu der sehr vollständig erzählten Welt von Anna Karenina. Thumbs up und Zeit mitbringen.

«Der weiße Dampfer» - Tschingis Aitmatov (4.3.2016)
Grippeliteratur, Teil 1. Diese handliche kleine Novelle wäre auch gut für die Sauna geeignet gewesen, aber es sollte nicht sein und stattdessen lag ich apathisch im Bett rum und gönnte mir immer mal ein Kapitel dieser Geschichte, die sich eigentlich ganz und gar nicht zum Gesundwerden eignet. Es geht um einen Jungen, seinen Großvater, zwei Märchen, die beider Weltsicht bestimmen, und am Ende dann doch die Realität - und das in einer Garstigkeit, dass meine fiebergeschwächte Psyche kurz vorm Heulen war. Im ganzen Buch passiert eigentlich nicht viel, aber trotzdem kommt das Ende wie ein Hammerschlag. Ein grandioses Buch - wenn man nicht gerade was positives lesen wollte...

«Gebrauchsanweisung für Südfrankreich» - Birgit Vanderbeke (2.2.2016)
Dieses Buch ist kein Reiseführer. Dieses Buch ist Prosa, und ganz unterhaltsame noch dazu. Dass ich gar nicht nach Südfrankreich möchte, hab ich schnell gemerkt, aber diese Gebrauchsanweisung ist doch recht possierlich. Und sehr kulinarisch - im Text sind haufenweise Rezepte eingestreut, und außer dem «heißen Wasser» möchte ich eigentlich nichts ausprobieren; zwar halte ich mich nicht für mäkelig, aber die französische Küche und ich, wir werden wohl keine besten Freunde mehr. Konzentration auf den Alpenraum!
Dieses Buch muss man indes nicht gelesen haben, aber wenn's schonmal rumliegt und einem überzogene Klischees (die in dem Kontext halt einfach zu erwarten sind, für beide Seiten der Geschichte) nicht auf die Nerven gehen, ebensowenig der Umstand, dass die frankophile Frau als jämmerliches Dummchen namens Hildegard durchs Buch geleitet, dann kann man sich's als schlichte Bettlektüre mal gönnen.

«To Be or Not To Be (A chooseable-path adventure)» - Ryan North (25.1.2016)
Man muss ja sagen, dass dieses Gelesen-Datum nicht so richtig zählt, da ich im ersten Versuch den vermutlich kürzesten verfügbaren Pfad durch die Geschichte wählte, indem ich Hamlets Vater sein wollte und keine so rechte Lust hatte, ein Geist zu werden - und selbst das wurde direkt belohnt. Schon jetzt würde ich jedenfalls vermuten, dass sich jede einzelne Möglichkeit der Geschichte lohnt. Und total lustig ist. Oder vielleicht auch dramatisch, Shakespeare hat schließlich auch aus diesem Buch abgeschrieben. Auf jeden Fall aber hervorragend illustriert. Abendbeschäftigung ist gesichert. Mit diesem Buch wird man niemals fertig.

«A long way down» - Nick Hornby (9.1.2016)
Die Grundidee klingt erstmal spannend: auf dem Dach eines Hochhauses treffen sich vier Menschen, alle hinaufgestiegen mit der Absicht, den kurzen Weg nach unten zu nehmen. Da sie nun schonmal beisammen sind, reden sie miteinander beschimpfen sie sich ein Weilchen und steigen dann wieder hinab, mit der Absicht, gemeinsam noch ein paar Wochen weiterzuleben.
Nun gut, dass in einer Gruppe von vier Selbstmordcharakteren keine Figur voll sprühendem Esprit zu finden sein würde, hätte man ahnen können, aber dass alle vier jeweils auf ihre Art so dusslig sind, dass man sich nicht im mindesten wünscht, das würde ein gutes Ende nehmen, das war irgendwie nicht nötig. Auch die jeweilige sprachliche Abgrenzung der einzelnen (abwechselnd aus der Ich-Perspektive erzählenden) Figuren hat mich ein bisschen genervt, da wurden schön Stereotype bedient, die Kirchentrulla, der bei Schimpfworten schwindelig wird, der fluchende Fernsehproll, das Teenagergirlie, das alle nur aufs übelste beschimpfen kann (wobei ihre hierbei verwendete Ausdrucksweise klang, als wäre das Lexikon der Jugendsprache zu Rate gezogen worden, mit geringem Erfolg - ist das im englischen Original besser?) und der irgendwie recht farblos bleibende Rockerheini (schon sein Selbstmordmotiv ist so unsinnig, dass man ihm einen saftigen Arschtritt geben möchte).
Es las sich schnell, ist nicht allzu lang und nicht allzu teuer, aber entgegen der Pressestimmen auf dem Backcover blieben Lachen, Nachdenken und Weinen dann doch aus, und so ein Thema zu verarbeiten, sodass es beim Leser keinerlei Emotion erzeugt, ist ja vermutlich auch ne Leistung.

«Augie and the Green Knight» - Zach Weinersmith (illustriert von Boulet) (3.1.2016)
Das war das beste Buch des Jahres! Ja ok, ich weiß. Aber trotzdem. Wann hab ich zuletzt mehrere Stunden lang ununterbrochen kichernd und gackernd auf dem Sofa gelegen? Die Geschichte: das kleine Mädchen Augie (kleines Mädchen im Sinne von jung, neugierig, selbstsicher und voller Forscherdrang, keine rosa Prinzessinnenaccessoires o.ä.) hat einen Tag ohne Aufpasser, begibt sich auf eine wissenschaftliche Expedition in den Wald und findet dort einen seltsamen grünen Riesen, der sie in seine Welt entführt, wo sie ein Jahr damit verbringt, ihm die Grundbegriffe der Zivilisation beizubringen und so Sir Galahads Kopf zu retten. Ja, das ist ziemlich brutal, und absurd, und die Diskussionen immer wieder zutiefst wissenschaftlich, philosophisch und völlig unkindgerecht - immer wieder ertappte ich mich bei dem schrecklichen Gedanken, für welche Zielgruppe dieses Buch wohl eigentlich gedacht ist. Dabei ist die Antwort ganz offensichtlich: für mich. Genau für mich ist dieses Buch gemacht, und für die gut 9000 (neuntausend, jawohl!) anderen Backers, die das ebenfalls für eine tolle Idee hielten. Inzwischen gibt's das Buch sogar schon auf Amazon, also hat keiner mehr eine Entschuldigung, es nicht zu kaufen.

«Vampire im Zitronenhain» - Karen Russell (2.1.2016)
Noch so eine Empfehlung aus dem Internet, vom Weihnachtsmann gebracht. Man muss sagen, das ist kein Buch zum Wohlfühlen, dazu ist es einfach zu schräg. Schräg-schräg (amerikanische Ex-Präsidenten wiedergeboren als Pferde) bis gruselig-schräg (die menschlichen Seidenraupen gefielen mir auf ihre bizarre Art und Weise aber doch am besten). Auf jeden Fall liest es sich weg wie nix, jede einzelne der acht Erzählungen ist sehr kurzweilig und jede eröffnet eine völlig neue Welt, und die Autorin spielt mit der Sprache, dass es eine wahre Freude ist, all dem zu folgen. Alle Erzählungen haben ein offenes Ende und manche Enden waren so offen, dass ich die Geschichten wohl noch ein paar Mal lesen muss, ehe ich mir eine Meinung gebildet habe, wo das nun wahrscheinlich hingeht. Gibt schlimmeres.

«12 Geschenke für den Weihnachtsmann» - Mauri Kunnas (27.12.2015)
Nachdem mir das Mauri-Kunnas-Verschenkbuch so gut gefiel, ließ ich mir selber gleich sein dickes Weihnachtsbuch schenken, und dies war Teil 2 daraus. Die Illustrationen nach wie vor herzallerliebst und wimmelig, und mindestens ein Bild würde ich direkt einem Architekten als mein Traumhaus vorlegen, die Geschichte legt ein wenig zu an Komplexität: ein kleines Wichtelkind will dem Weihnachtsmann bis Weihnachten jeden Tag ein Geschenk machen, stiftet leider jeden Tag neues Unheil bei diesem Versuch, und schließlich stellt sich heraus, dass der Weihnachtsmann in Wirklichkeit meine Oma ist, denn der Wanst wird nicht etwa versohlt oder mit Kohle beschenkt, sondern der alte Mann freut sich und sieht nur das positive und alles endet prima. Na dann mal frohe Weihnachten.

«Russell, das schlaflose Schaf» - Rob Scotton (24.12.2015)
Es gibt in Erfurt auf der Krämerbrücke einen Kinderbuchladen, und in diesem Laden gibt es sehr, sehr viele sehr, sehr feine Kinderbücher. In Russell hab ich mich jedenfalls sofort verliebt und man muss schon ein herzloser Tropf sein, um das nicht zu tun, denn dieses Schaf flauscht einem von jeder Seite herrlich entgegen, ist einfach großartig illustriert und Schlaflosigkeit trifft ja wohl auch jeden mal irgendwann, da kann man sehr mitfühlen. Wunderbar!

«Kinderland» - Mawil (22.12.2015)
Ich hatte vor einiger Zeit aufgehört, hier meine gelesenen Comics zu verewigen, denn so richtig Literatur ist das ja nun nicht und Manu juckt es vermutlich auch eher nicht, aber dieses fast 300 Seiten starke, vollfarbige Werk ist fast so ehrfurchterweckend wie Crumbs «Genesis» und verdient auf jeden Fall eine Erwähnung hier. Der Graphic Novel geht, auf den ersten Blick, hauptsächlich um Tischtennis, aber erstens verdient es schon eine lobende Anerkennung, dass es der Autor geschafft hat, dieses Spiel als etwas nervenzerfetzend spannendes darzustellen, und zweitens hat die eigentlich recht übersichtliche Handlung auf den zweiten Blick dann doch tausend Facetten, die man erst bei genauerem Hinsehen bemerkt - von den ganz unaufdringlich eingestreuten (n)ostalgischen Kleinigkeiten ganz zu schweigen, da stimmte wirklich alles, schon bei den Bushäuschen zog direkt meine Kindheit wieder an mir vorbei. Da war ein Meister am Werk, das sollen bitte alle einsehen und sofort dieses Buch lesen!

«Wo der Weihnachtsmann wohnt» - Mauri Kunnas (17.12.2015)
Noch ein Kinderweihnachtsbuch. Auf Empfehlung aus dem Internet, notgedrungen vorm Internet verheimlicht wegen Verschenkungsabsicht. Was soll ich sagen: 11 von 10 Punkten. Wunderschön. Grandiose Illustrationen, Wimmelbilder, von denen ich mir noch ne Scheibe abschneiden kann, und die Geschichte ist vielleicht nicht Shakespeare, aber das ist ja für die kleine Leserschaft auch nicht unbedingt notwendig. Herrlich - bekommt jetzt seinen Standardplatz an meinem Schreibtisch, um mich pünktlich Anfang September in Weihnachtsstimmung zu versetzen, damit ich dann meine Aufträge hoffentlich mal ohne Stress fertigbringe...

«Dezember - Gedichte» - ausgewählt von Evelyne Polt-Heinzl und Christiane Schmidjell (4.12.2015)
Trotz deutlicher Unterschiede in der Covergestaltung ist der Übergang vom November ziemlich nahtlos, auch hier geht's los mit Trauer und Trostlosigkeit, und einer wirklich sehr, sehr unschönen Legende vom heiligen Nikolaus. Die einzigen brauchbaren Weihnachtsgedichte waren die paar, die man auch irgendwann in seiner Schulzeit schonmal auswendig lernen musste, sonst nix, und pünktlich zu Silvester dann wieder alles doof und so. Naja. Ich brauch die nächsten Bände erstmal nicht.

«Turing's Cathedral» - George Dyson (3.12.2015)
Tja hm. Mal wieder ein Großprojekt. Ich kann mich nicht erinnern, was mich zum Kauf dieses Buches bewogen hat, aber vermutlich fand ich halt die Idee so ganz nett, was über die Geschichte der Rechentechnik zu lesen. Aber das war's dann doch nicht so richtig - es beginnt zwar irgendwo im Urschleim mit der Besiedlung des nordamerikanischen Kontinents, aber bleibt dann nach ein paar Kapiteln Aufbauarbeit doch sehr am IAS in Princeton hängen und obwohl man anfangs noch einen dezenten roten Faden zu sehen glaubt, geht es bald (für meine Begriffe) ein wenig durcheinander und mäandert immer wieder um die gleichen Personen und Probleme, allen voran natürlich John von Neumann. Technisch ist es anstrengend (die Zielgruppe scheinen kluge Elektrotechniker zu sein, die allerdings von keinem anderen Thema den Hauch einer Ahnung haben) und auch bei den ganzen Namen ist irgendwann die Grenze der Aufnahmefähigkeit erreicht; immerhin sind die Kapitel meist hübsch in sich abgeschlossene Teilgeschichten, sodass man das Lesevergnügen problemlos auf ein Vierteljahr ausdehnen kann. Zuletzt: die Entwicklung der universal computing machine und die Atombombe! Wie der Radsport und das Doping - so genau wollte man's dann doch lieber gar nicht wissen...

«November - Gedichte» - ausgewählt von Evelyne Polt-Heinzl und Christiane Schmidjell (28.11.2015)
Ich vermute mal, ich habe seit der Oberstufe keine Gedichte mehr gelesen, jedenfalls nicht freiwillig (damals auch nicht). Aber mir war's so - schon wegen der herrlich morbiden Umschlagillustration dieses Reclambüchleins, und weil mich der Kontrast November-Dezember interessiert hat, obwohl ja diese Monate so klimatisch eigentlich eine Brühe sind, das eine mit Totenschädel vornedrauf und das andere mit Kerzenschimmer, es wird spannend. Der November war quasi vorhersehbar, Fäulnis und Verwesung und wer da nicht gleich aus dem Fenster hüpft, der tut es auch nicht mehr (btw, Rilkes «Herbsttag» war nicht dabei, den hätte ich eigentlich zuallererst erwartet!). Mit Gedichten ohne Reim kann ich nach wie vor nix anfangen (zumal die Abwesenheit des Reims anscheinend gern als Erlaubnis missbraucht wird, auch auf jegliches Versmaß zu pfeifen), ich bin da mehr so Mainstream und die bekannten Namen produzierten die erfreulicheren Ergebnisse; Pluspunkt zum Schluss für Mascha Kaléko, die mir bis jetzt gar nichts sagte, aber auch sehr schöne Sachen geschrieben hat.

«Pinnegars Garten» - Reginald Arkell (14.11.2015)
Ein Glücksgriff! Dieses Buch sagte mir eigentlich nichts, es wurde entdeckt, als ich auf Geschenksuche längere Zeit in einem Buchladen rumdödelte (in einem richtigen Buchladen, auf der Suche nach etwas, das kein sogenanntes Geschenkbuch ist), und nachdem meine Mutti schon ganz begeistert war, musste ich das kurz nach ihr gleich auch noch lesen: und wirklich, es ist wunderschön! Die Lebensgeschichte des verschrobenen Gärtners Pinnegar, verschrobene Hauptfiguren sind ja meistens ganz nett. Wir waren uns ein bisschen uneins, ob das Ende nun furchtbar traurig oder wunderschön ist, aber darüber mag sich jeder selbst eine Meinung bilden - es ist klein und hat nicht zu viele Seiten, also gebt euch n Ruck und lest es schnell! Und dann gleich nochmal.

«Wer rechnet schon mit Weihnachten?» - Stefan Wilfert/Illustration: Claudia Weikert (13.11.2015)
Das letzte Buch vom Weihnachtsstapel. Puh, nun wird's endlich gemütlich! Nee, im großen und ganzen war das schon ganz nett und dieses Buch mit «24 Knacknüssen für Rätselfans» hat mich angenehm in Beschlag genommen (Rechenniveau war so ca. Ende Grundschule - für Zugfahrten reicht's...). Eher nicht so weihnachtlich-herzallerliebst, denn das sind im wesentlichen Textaufgaben, also Mathe. Ob man das unterhaltsam finden muss, darüber lässt sich sicherlich streiten, aber hier geht's ja auch eher um die Rechenaufgabe als um die Geschichte. Leider kam dann die QA bei mir durch: der Lektor hat das offenbar weniger akribisch nachgerechnet als ich, und so entging ihm, dass eine Aufgabe mitsamt ihrer Lösung völlig abstrus war (das verwirrte mich derart, dass ich sie gar schon Manu zur Ansicht vorlegte!) und bei zwei weiteren die Erklärung fehlerhaft war. Nun ja. Ich bin ja schon still.

«Wichtelweihnacht im Winterwald» - Ulf Stark/Illustration: Eva Eriksson (10.11.2015)
War ja irgendwie abzusehen, dass es erst ein paar Skandinavier braucht, um ein rundum schönes Kinderbuch zu produzieren. Dieses hier. Auch hier konnten die Autoren dem Drang nicht widerstehen, ein Kapitel für jeden Adventstag zu schreiben (genaugenommen 25, mit Epilog). Die Geschichte ist relativ weichgespült und kleinkindtauglich und die Zeichnungen entsprechend niedlich, aber bei einem Buch voller felliger Kaninchenohren und einem grantigen Wichtel mit butterweichem Kern wird ja wohl jedem warm ums Herz... Sehr fein.

«Psychologie der Massen» - Gustave Le Bon (1.11.2015)
Noch eins aus Papis Regal - gut hundert Jahre alt und in Zeiten von Pegida immer noch schrecklich aktuell. «Je bestimmter eine Behauptung, je freier sie von Beweisen und Belegen ist, desto mehr Ehrfurcht erweckt sie.» Leider nahm sich das auch der Autor zu Herzen - man sollte hier ganz schnell seine naturwissenschaftliche Auffassung vom Beweis vergessen, denn hier werden haufenweise Dinge «bewiesen», denen jede Beweisführung fehlt und die sich maximal noch auf vorangegangene Behauptungen stützen. Wollen wir einfach mal hoffen, dass es noch haufenweise Studien davor gab, die zu erwähnen in diesem populärwissenschaftlichen Werk die Mühe nicht wert gewesen wäre. Auf jeden Fall bekommt man ein sehr mulmiges Gefühl beim Lesen - es steht doch zu Befürchten, dass der Mann in vielen Dingen Recht hat und wir rein gar nichts dagegen tun können. Morgen werd ich Eremit. Seit wann kann man sich mit dieser Tätigkeit eigentlich kein Auskommen mehr in irgendeinem lauschigen Landschaftsgarten verdienen?

«In eisige Höhen» - Jon Krakauer (30.10.2015)
Dieses Buch hat es viele Jahre, komplett von mir ignoriert, in Papis Regal ausgehalten. Dann kam der Trailer zu «Everest» raus und mein erster Gedanke war «So'n Scheiß, da lieste mal lieber das Buch!» Der Film hätte den kleinen Vorteil gehabt, dass ich nicht mitten in der Spannung (wobei sich jene übers ganze Buch zieht und man's eigentlich in einem Rutsch lesen sollte) eine fast einmonatige Pause hätte ertragen müssen (jaa, natürlich selbst verschuldet) - alles in allem kann ich hier aber nur Daumen hoch geben. Unglaublich. Alle bekloppt. Da bleib ich lieber bei meinen Brunnenhügelbesteigungen.

«Die kleine Dame feiert Weihnachten» - Stefanie Taschinski/Illustration: Nina Dulleck (16.5.2015)
Erfreuliche Nachricht vom Weihnachtsstapel: es geht bergauf! Kurve gekriegt! Hier fand ich die Illustrationen eher mittel (persönliche Geschmackssache, alles sehr klar und digital, wer's mag), aber die Geschichte ist um Längen besser: zwei Schwestern reisen mittels Magie ins Winterland, um den Weihnachtsstern zu finden, der sich nämlich versteckt, weshalb alle Leute unweihnachtlich werden und keinen Baum mehr wollen und nichts backen und nichts schenken (siehe Zimpernickel-Familie aus dem letzten Buch!) und am Ende wird alles gut und weihnachtlich und wo wir nun einmal in Stimmung sind, stehen im Anhang gleich noch ein paar feine Plätzchenrezepte. Danke, Nachmittag gerettet!

«Frau Zimpernickels Weihnachtsregeln» - Andrea Schütze/Illustration:Joëlle Tourlonias (16.5.2015)
Wir arbeiten uns anscheinend abwärts im Weihnachtsstapel - auch hier geht der Daumen runter. Die Illustrationen sind quietschfarbig und für meinen Geschmack mit deutlich zuviel Kindchenschema belastet, eher kitschige Standbilder als was lebendiges. Und die Geschichte ist völliges Antiweihnachten: die Haushälterin (oder so? Erschließt sich nie so ganz) Frau Zimpernickel will ein gescheites Weihnachtsfest, stellt deshalb haufenweise Regeln auf, aber die unweihnachtliche Familie verletzt diese sämtlich und ist am Ende doch ganz zufrieden - ohne Baum (ups! Vergessen!), mit versautem Gänsebraten und einem Onkel, der leider nur brüllend kommunizieren kann (bestimmt witzig beim Vorlesen). Und der kleine Junge definiert sich nur über Dinos und das Mädchen nur über glitzernde Prinzessinnenaccessoires, da krieg ich ja gleich nervösen Ausschlag... argh.

«Lottas schönstes Ponyweihnachten» - Berit Bach/Illustration: Dorothea Tust (22.10.2015)
Bei diesem Buch vom Weihnachtsstapel hätte ich ja vermutet, dass es mein Favorit wird; stattdessen bekam ich dezente Zustände beim Lesen. Dieses bescheuerte Kind hat alles und kriegt alles und wie alt bin ich eigentlich, dass ich schon finde, bei Weihnachtsgeschichten könnte man ruhig ein bisschen irgendeinen moralischen Zeigefinger schwenken oder so? Gab mir nix, und die Illustrationen waren zwar niedlich, aber konnten's nicht rausreißen.

«Die eiligen drei Könige» - Renus Berbig/Illustration: Anke Kuhl (22.10.2015)
Zu leichterer Lektüre: willkommen zu meinem Stapel Kinderweihnachtsbücher, die mich dieses Jahr in die geeignete Laune zu Weihnachtsillustrationen versetzen sollten. Den Start machen diese 24 «Weihnachtsrätsel», die aber keine so richtigen Rätsel waren - wir haben einfach nur 24 Geschichten, in denen die Könige ohne erkennbaren roten Faden durch unsere Zeit unterwegs sind und da eben so manches nicht kennen (ihre Dämlichkeit stellt die Eignung als «Weise aus dem Morgenland» ein wenig in Frage), umständlich umschreiben (zum mitraten?) und schließlich klären die Kamele Amel, Bemel und Cemel auf, was das sternförmige Wunderding diesmal war. Spoiler: auch das Ende ist eher unzufriedenstellend, aber einen großen Pluspunkt gibt's für die Illustrationen, die waren prima.

«Persuasion» - Jane Austen (22.9.2015)
Nach dem Englandurlaub und Besuch in Bath war mal wieder ein neues Jane-Austen-Werk aus der Public Domain dran. Ich hatte dieses Buch schonmal zu lesen begonnen, aber ohne irgendeinen Bezug dazu zu haben, ist es anfangs erstmal ein wenig schwergängig. Da half die grandiose Verfilmung von 1995 als Vorspeise, und nachdem man dabei schon knapp zwei Stunden mit Anne Elliot gelitten hat, bis endlich alles gut wird, kann man das im Buch gleich noch mehr ausdehnen. Leiden ist das Schlüsselwort! Von allen Austen-Romanen, die ich bis jetzt kenne, war dieses das trübste und eher nicht zum Weglesen bei schlechter Laune geeignet, denn bis zum Schluss badet man in Mitleid für die Heldin, sodass man sich selbst noch bis drei Seiten vor Schluss ganz elendig fühlt...

«Snuff» - Terry Pratchett (18.7.2015)
Long time no review! Inzwischen musste ich das Datum hierzu schon raten... Aber das ändert nichts daran, dass dies ein großartiges Buch ist, ich liebe Sam-Vimes-Geschichten, und speziell diese ist aktuell wie kaum was anderes und sollte eigentlich direkt überall in Schulen als Pflichtlektüre eingeführt werden. Denn Goblins sind Menschen, auch wenn wir sie nicht verstehen. Und die Dunkelheit ist auch zu was gut.

«I shall wear midnight» - Terry Pratchett (16.5.2015)
Ich hatte ungefähr mit dem Tod von Josh Kirby meine Pratchett-Lektüre eingestellt, was es meiner Freundin leicht machte, mir mal wieder zwei aktuellere Scheibenwelt-Romane, die ich garantiert noch nicht habe, zum Geburtstag zu schenken. Der Mann wurde aber nicht nur älter, sondern gefühlt auch um Längen besser: zwar mochte ich die alten Bücher auch schon gern, aber da löste sich doch immer vieles in großes Chaos auf, während sich hier eine spannende Geschichte mit klarem roten Faden entspinnt, Pointen und grandiose Erkenntnisse lückenlos aneinanderreiht und den Leser beinahe schon sprachlos zurücklässt. Ich werde nun also noch Pratchetts gesamtes Spätwerk lesen müssen, nun ja, es gibt schlimmere Strafen. (Wie sich dieses Buch allerdings für die Kategorie «for young readers» qualifiziert, ist mir ein bisschen rätselhaft - die Handlung fand selbst ich stellenweise ganz schön bestürzend bis unheimlich, aber andererseits vertrag ich ja auch keine Thriller oder ähnliches.)

«Very good, Jeeves!» - P. G. Wodehouse (5.4.2015)
Sodann, leichte Lektüre. Jedenfalls inhaltlich, denn bei Wodehouse in Originalsprache schadet's nicht, das Wörterbuch daneben zu legen. Dieses Buch war noch eins meiner Boston-Mitbringsel und ganz wunderschön, mit einer herrlichen Cover-Illustration und kürzeren Einzelgschichten (so kostet es noch weniger Energie, all die Verstrickungen im Kopf zu behalten, als in der Romanform), die allesamt großartig sind und zu ausgelassenem Kichern anregten. Und Jeeves bringt immer alles in Ordnung, ich brauch auch so einen Butler.

«A Game of Thrones» - George R. R. Martin (22.3.2015)
Noch ein Großprojekt. Ein sehr großes. Selten hab ich mich mit gut 800 Seiten so gequäult (und ich hab schon Marion Zimmer Bradley gelesen - ask me anything!) - wobei es natürlich strategisch ungeschickt gewesen sein dürfte, das Buch zu lesen, nachdem ich die Serie gesehen hatte. So wusste ich also im wesentlichen schon, was passiert, es dauerte sehr lange, bis das dann tatsächlich mal passiert, das Buch hält derweil keine wertvollen Zusatzinfos bereit, die mir in der Serie gefehlt haben könnten, und nach dem triumphalen Zuschlagen dieses scheußlich billig produzierten Paperbackwälzers bleibt nur das Gefühl zurück, dass man den Prolog nun überstanden hat und sich endlich in die eigentliche Handlung stürzen könnte. Werd ich eher nicht tun, dazu brauch ich deutlich mehr Ausdauertraining.

«Me and Mr. Darcy» - Alexandra Potter (8.2.2015)
Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll: dieses Buch war der letzte Scheiß! Im Urlaub kurz (zu kurz) angelesen, leider neugierig gewesen (ich als alter Jane-Austen-Fan, ne) und direkt bestraft worden. Alles, wirklich alles an dieser Geschichte war falsch. Diese tussihafte Hauptfigur (natürlich ist sie so'n total spezielles Büchermädchen, aber trotzdem kreisen ihre Gedanken verdächtig oft um Kleidung, Duftkerzen und ihre seltsamen Komplexe). Ihr pubertäres Verhalten. Ihre unerträgliche beste Freundin (arbeitet im gleichen Buchladen, würde aber im Leben nie mehr als ne Broschüre mit Beautytipps lesen - top qualifiziert über irgendwelchen nervigen Nerds, die zwar lesen mögen, aber noch bei ihrer Mutter wohnen). Der Schwarm (seltsamer Hipster, man sieht ihn im Geiste immer umgeben von einem Apple-förmigen Halo). Und natürlich das völlig konstruierte Problem. Und dessen Fortgang. Und dessen Lösung. Ich will nicht zuviel verraten, aber es hat mit erfolgreichem Shopping zu tun. Noch Fragen?

«Information Doesn't Want to Be Free» - Cory Doctorow (25.1.2015)
Als ich rumfragte, was man in Boston so treiben könnte, überwog eine Antwort: SHOPPEN! Ok, ich war in einem Laden. Ich brachte mir Andenken mit. In Buchform. Dieses las ich dann auf dem Flug schon halb aus, wobei das erfreulich hübsche Design mich das Buch vielleicht sogar behalten lassen wird, wenn sein Inhalt in ein paar Jahren dann rettungslos veraltet ist. Hoffentlich lacht man dann drüber - hier geht es, stets wackelig balancierend auf der Grenze zum Gezeter, um Copyrightfragen, DRM und den ganzen Stumpfsinn, den sich diverse Politiker/Lobbyisten/etc. so dazu ausdenken. Kann einen aufregen, auch wenn man's schon wusste. Und dann denkt man so, eigentlich sollten sich das doch lieber mal die Leute zu Gemüte führen, die diese ganzen schwachsinnigen Entscheidungen treffen. Da Angie und Konsorten das hier sicherlich lesen: macht mal!

«Dubliners» - James Joyce (23.1.2015)
Das erste Großprojekt 2015 beendet - dieses gut zweihundertseitige Büchlein hab ich wohl nur wegen der hübschen Aufmachung der Penguin English Library gekauft, und zur Strafe hab ich mich da monatelang durchquälen müssen. Den Stil bezeichnet Wikipedia als Naturalismus, ich würde es hochgradig nervend nennen: jede der fünfzehn Kurzgeschichten beginnt mit einer minutiösen Beschreibung einer Person, ihres Wohnhauses oder sonst welchen alltäglichen Schnullis, was mit etwas Unglück von einem Subjekt zum nächsten springt, bis dann nach sechs Seiten mal der Protagonist ins Bild rückt. Nach deren jeweiliger «epiphany» suchte ich vergebens; stattdessen stieß ihnen eventuell irgendwas zu oder auch nicht, im wesentlichen blieb es öd und eintönig, um sich zu völliger Aussichtslosigkeit zu steigern, oder aber die Geschichte endete einfach abrupt und ohne erkennbare Pointe. Nun weiß ich immerhin ziemlich sicher, dass ich «Ulysses» gar nicht erst anfangen muss, und hab endlich gemerkt, welchen Unterhaltungswert Kafka so hat.

«Der Bobmörder» - Hans-Henner Hess (18.1.2015)
Wohl dem, der das haufenweise Auftreten des Wörtchens «irgendwo» verdrängen kann - aber irgendwo muss sich so ein Dichter ja vermutlich auch stilistisch hervortun. Sonst gibt's hieran aber nichts auszusetzen - wie schon beim Erstlingswerk von HHH war ich binnen zwei Tagen durch (das hätte auch schneller funktioniert, wenn da nicht dieses maßlose Schlafbedürfnis wäre), aus gut unterrichteter Quelle ließ ich mir erzählen, dass der Oberhofer Größenwahnsinn gar nicht so aus der Luft gegriffen ist und auch sonst gibt's praktisch durchweg wieder Daumen hoch - schon für den literarischen Auftritt vom Dingslebener Bier und das diesmal etwas gemäßigtere Ende. Und Kufensport ist ja irgendwo auch ganz interessant.

«G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke» - Matt Ruff (7.1.2015)
Manche Bücher haben anscheinend einfach so ihre Zeit. Dieses hier zum Beispiel hatte ich schon zweimal zu lesen begonnen, dann jedes Mal wegen rettungslos verlorenem Faden weggelegt und nun konnte ich mir das gar nicht mehr erklären, denn binnen weniger Tage hatte ich das durchaus nicht kleine (>600 Seiten!) Buch verschlungen. Und das ließ keine Wünsche offen: Umweltschutz, Science Fiction, Feminismus, Anti-Feminismus, Piraten, Pfadfinder, Philisophen, Kapitalisten, AI und ein praktisch unendlich großes Wirrwar an weiteren Nebenhandlungen und Anspielungen, da bleibt kein Auge trocken! Großartig.

«Brennerova» - Wolf Haas (27.12.2014)
Weihnachten, juhu! Um sicherzugehen, den neuen Brenner als Erste lesen zu dürfen, stand der auf meinem eigenen Wunschzettel, und weil ich so artig war, hab ich ihn auch bekommen. Um meine Artigkeit auf die Probe zu stellen, wurde ich dann zwar in den Folgetagen krampfhaft vom Lesen abgehalten, bis sich tatsächlich gewisse Erinnerungslücken betreffs der laufenden Handlung bildeten, aber der Unterhaltsamkeit tat das keinen Abbruch. Ob das ganze irgendeinen Sinn ergibt, werde ich dann demnächst wohl bei nochmaligem Lesen prüfen müssen...

«Guten Morgen, du Schöne: Protokolle nach Tonband» - Maxie Wander (30.11.2014)
Keine Ahnung, wie ich auf dieses Buch kam. Offensichtlich aus Muttis Regal gezogen; peripher konnt ich mich erinnern, dass das entscheidend zu meiner Taufe beigetragen haben sollte. Das Buch enthält mehrere Geschichten ganz verschiedener Frauen, was durchaus interessant ist und als Abschrift tatsächlicher Interviews auch durchaus fesselnd und lebendig - und ganz und gar nicht so glatt und disneyhaft, wie man sich das Leben nach der Lektüre durchschnittlicher «Frauenbücher» vorzustellen geneigt ist. Leider konnte ich grad mit der Geschichte dieser Julia nicht besonders viel anfangen, aber interessant war's trotzdem.

«Jenseit des Tweed - Bilder und Briefe aus Schottland» - Theodor Fontane (6.10.2014)
Urlaubslektüre - Schottland in Prosa. Leider ist es unmöglich, durch dieses Land zu reisen und gleichzeitig in der vom Autor vorgesehenen Reihenfolge mit dem Buch voranzukommen - so las ich die Kapitel also wild durcheinander und je nachdem, wo wir gerade das Nachtquartier aufschlugen, und zum Schluss daheim noch alles, was wir verpasst haben. Darunter haben weder der Urlaub noch der Lesegenuss gelitten, und was gelernt haben wir auch noch. Und ich mag meine Beine wieder sehr gern: «Die Hochländer, (...) denen man im Süden Englands begegnet, (...) sind meist Bettler, (...) südschottische Farmerssöhne, die dem Verlangen nicht widerstehen können, dem lang- und dünnbeinigen Londoner zu zeigen, was es mit einer national-schottischen Wade auf sich habe.»

«Galahad at Blandings» - P. G. Wodehouse (20.9.2014)
Mal wieder was schnell gelesenes: was zeichnet ein gutes Bed & Breakfast aus? Jepp - vor Ort vorhandene Bettlektüre. Wodehouse in Originalsprache ist zwar eine ziemliche Herausforderung, aber es lohnt sich. Herrlich wie immer!

«Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand» - Jonas Jonasson (3.7.2014)
Diese Seite wurde vermutlich nur so lange vernachlässigt, weil ich mir hierzu einfach keine Meinung bilden kann. Es war sehr unterhaltsam zu lesen. Ein moralisch nicht einwandfreier Protagonist, das kommt immer gut. Dazu jedes zweite Kapitel Rückblenden, auf einer idealen Ebene für historische Volldeppen wie mich (ich hab es mit meinem traurigen Halbwissen alles kapieren können, jemand Gebildeteres hätte sich vermutlich über fachliche Fehler beschwert). Ging also ganz gut so - nur vom Ende war ich dann etwas enttäscht, das war einfach bisschen viel Zuckerguss und irgendwas französisch-melancholisch-halboffenes hätte ich viel lieber da gehabt.

«Herrentag» - Hans-Henner Hess (4.3.2014)
Noch ein potentieller Wolf-Haas-Nachfolger, angeblich. Ja, es sind gewisse Parallelen erkennbar, aber bei seinem Schreibstil hat sich der Herr HHH nicht ganz so weit aus dem Fenster gelehnt, da dürften die schlimmen Schmähungen unterbleiben. Auch sonst ist das Buch ganz unterhaltsam und bekommt natürlich obendrauf den Heimatbonus (Schauplatz Meininger Land, und das ziemlich gut recherchiert) - nur das Ende empfand ich dann auch als ein bisschen zu viel.

«Der Schweiß der Götter» - Benjo Maso (17.1.2014)
Ich hab nicht nur anderen Leuten ihre Weihnachtsbücher weggelesen, sondern doch auch selber ein paar bekommen. Zum Beispiel dieses Buch über die Geschichte des Radsports, speziell natürlich der Tour de France (aber ist ja eh klar, dass eben die paar wenigen Radsportnationen in der groben Geschichte den Ton angeben). Hmm ja, der Radsport und ich, wir werden nicht so recht warm - umso mehr, wenn man sich nochmal durch den Kopf gehen lässt, dass es in keiner Phase vordergründig um Radfahren oder gar Spaß ging - wie im Privatfernsehen ist auch in diesem Kontext der Wettkampf nur das notwendige Übel, dank dem sich die Werbeplätze verkaufen lassen (and who pays the piper may call the tune). Die Dopingdiskussion ist angenehm zurückhaltend in den Gesamtkontext eingebunden, aber so geschickt platziert, dass man das Buch trotzdem mit dem Gefühl zuklappt, mit diesem Zirkus echt nix zu tun haben zu wollen. Trotzdem: ein tolles Buch!

«Oberwasser» - Jörg Maurer (4.1.2014)
Wegen der Suchtwirkung dieser Romane musste nun gleich noch Band 4 der Reihe sein - zumal er mir ja nicht gehört, also musste das erledigt werden, solange er noch in Reichweite ist! Wieder ganz anders als die «Niedertracht»; der Fall selbst konnte mich nicht so besonders fesseln, aber die Rahmenhandlung war lustig bis hin zu gruselig, und die italienischen Rückkehrer bescheren dem Leser ein nicht enden wollendes kulinarisches Kopfkino - das Wasser läuft einem im Mund zusammen und der nächste Alpenurlaub ist schon so gut wie gebucht. Fein gemacht, Herr Maurer!

«Niedertracht» - Jörg Maurer (2.1.2014)
Der Trick mit den Büchergeschenken geht ins nächste Level: statt selber Bücher zu verschenken, die ich gern lesen würde, gebe ich Leuten Tipps, welche Bücher (die ich gern lesen würde) sie anderen Leuten schenken können. Ich unterstelle mal, die Beschenkten hatten auch Spaß, denn das Buch wurde seit dem Heiligabend schon mit zwei Lesezeichen verziert (von einem durchwandert). Wir finden uns nun also damit ab, dass offenbar in jedem Buch die gleiche Mannschaft aufs Feld darf, aber trotzdem lassen sie sich eigentlich in beliebiger Reihenfolge lesen, denn die Verweise halten sich knapp. Außerdem hatte der Leser diesmal auch (mehr als im zweiten Band) einige Mühe, sich die Fakten zusammenzusammeln - wunderbar unterhaltsam und suchterregend!

«Ein geschenkter Tag» - Anna Gavalda (27.12.2013)
Da waren wir überzeugt, dass die Frau Gavalda so herrliche Bücher schreibt - zum Liebhaben und Wohlfühlen... aber anscheinend klappt's nicht immer so ganz. Diese Erzählung hat zumindest übersichtlichen Umfang, stammt aus der gleichen hübsch gemachten Buchreihe und ist, wohl Gavalda-typisch, sehr lebendig geschrieben und flüssig zu lesen, man fand sich durchaus auch hier und da mal wieder, aber andererseits auch wieder entschieden nicht, und die ganzen Seufzer der märchenhaften Liebesgeschichte mussten hier halt leider notgedrungen ausbleiben, da es keine gibt. Nicht schlecht, aber lang nicht so gut wie «Zusammen ist man weniger allein».

«Petropolis - Die große Reise der Mailorder-Braut Sascha Goldberg» - Anya Ulinich (1.12.2013)
Das war irgendwie in Vergessenheit geraten - und nun wieder aufgetaucht, pünktlich zum Winter. Wie kann man das nun beschreiben? Gut geschrieben, es las sich prima so weg, hat eine verrückte Geschichte, eine wunderbar bildreiche Sprache und es tauchen immer wieder ganz clevere Beschreibungen auf - andererseits werden da aber hauptsächlich ziemlich öde Landstriche (Sibirien, Arizona, Chicago) beschrieben, die einen nicht gerade über die temporär trüben Landstriche vorm eigenen Fenster hinwegtrösten, und die ausweglose Situation und das ewige Pech der gar nicht mal gänzlich unsympathischen Protagonisten machen's auch nicht schöner. Irgendwie schon ein bisschen märchenhaft, aber eher auf die verstörend-niederschmetternde Art von Andersen und Konsorten. Wahrscheinlich ist «bittersüß» wirklich eine ganz treffende Umschreibung dafür. Buchgewordener November.

«Understanding Comics» - Scott McCloud (24.11.2013)
Und schon ist das nächste Großprojekt beendet - rückblickend kann ich mir gar nicht erklären, wieso ich mit diesem Buch ewig nicht warm geworden bin... wahrscheinlich hat's eben nicht ganz so viel praktische Anwendungsmöglichkeiten wie das fantastische Making Comics, sondern hier geht der Herr schon fast ins Philosophische. Man muss sich also darauf einstellen, beim Lesen das Hirn eingeschaltet zu lassen... dann funktioniert das hier auch. Und: wieder was gelernt!

«Zusammen ist man weniger allein» - Anna Gavalda (19.11.2013)
Dies war hingegen ein Buch, zu dem ich mich kein bisschen zwingen musste: die hübsche Fischer-Dünnblattausgabe mit Metalldruckeinband und Lesebändchen erfreut schon beim Angucken, und der Inhalt las sich weg wie nichts: der Tee wurde kalt, eine Verabredung fast versäumt und nach drei Tagen war ich durch, inklusive Gänsehaut auf dem Rücken während beinahe der kompletten zweiten Hälfte - und das Ende ist so schön, dass ich am liebsten gleich mitgeheult hätte. Hach ja, die Weihnachtssentimenalität... das ist jedenfalls noch viel schöner als der Film.

«Das Schweigen der Lämmer» - Thomas Harris (16.11.2013)
Zu manchen Büchern muss man sich wirklich zwingen. Ich will ja wirklich die Sachen lesen, die mir geschenkt oder sonst wärmstens ans Herz gelegt werden, aber das hier war wieder so ein Großprojekt: «Komm schon, noch 20 Seiten schaffst du... noch 19...» Ich weiß nicht, ob es doof geschrieben oder nur doof übersetzt war (ist dem Heyne-Verlag bei seiner lieblosen Hinrotzerei von möglichst gut verkäuflichen Paperbacks durchaus zuzutrauen), die Sprache und das Gehüpfe zwischen den Zeitformen fiel jedenfalls immer mal negativ auf und ich habe zudem ziemliche Schwierigkeiten, 380 Seiten ohne den geringsten Anflug von Humor durchzustehen - mit dem Ergebnis, dass sich immerzu die Erinnerungen ans «Schweigen der Hammel» in den Vordergrund drängten. Und sowas wie Spannung stellte sich auch erst 20 Seiten vor Schluss ein - kein Wunder, wenn einem alle Hauptpersonen so ziemlich egal bleiben und man eh weiß, wie's ausgeht (diesen Film hat ja wohl echt jeder gesehen). Wahrscheinlich bin ich einfach nicht der Typ für Thriller. Sorry. Hab mich bemüht.

«Lost Star: The Story of Amelia Earhart» - Patricia Lauber (30.7.2013)
Dass ich das nochmal sage: dieses Buch war zu kurz! Wahrscheinlich, weil's so eine Art Schulausgabe zu sein schien und die ADS-Generation keine langen Texte mehr lesen und begreifen kann. Aus einem ähnlichen Grund war's vermutlich auch so billig aus dünnem Recyclingpapier mit schlechter Bindung produziert. Das allein wäre ja kein Hinderungsgrund, aber ich hätte mich durchaus gefreut, mal noch ein bisschen mehr Geschichte drumrum zu kriegen - aus so einem spannenden Leben kann man doch durchaus was machen! Fazit: gut für einen knappen Überblick, ansonsten aber doch lieber zu den dickeren Büchern greifen.

«Wie die Tiere» - Wolf Haas (6.7.2013)
Gibt's hierzu noch was zu sagen? Brenner-Krimis sind toll und das hier war leider der letzte, den ich noch nicht kannte. Wer gibt mir Tipps, was ich als nächstes lesen könnte?

«Put Me Back On My Bike - In Search of Tom Simpson» - William Fotheringham (23.6.2013)
Nun hab ich den Senf dazu schon lange vor mir hergeschoben, aber weiß trotzdem noch nicht so ganz, was ich dazu sagen soll. Was wir hier haben, ist die angeblich beste Tom-Simpson-Biografie des Universums. Zu den anderen hab ich erst recht keine Meinung; hier hätte es womöglich geholfen, dem Mythos des Mannes ein wenig mehr erlegen zu sein, sodass man sich weniger daran stört, dass irgendwie in jedem Kapitel die gleichen Aussagen wieder von vorn kommen. Auf Englisch war's auch nicht ganz einfach zu kapieren, die vielen involvierten Personen machten's noch verwirrender und die Selbstverständlichkeit, mit der Radsport und Doping verwoben zu sein scheinen, entsetzt mich auch immer wieder ein bisschen (selbst wenn man's ja nun eigentlich schon weiß). Zweihundertfünfzig Seiten Leistungsdruck, Gier nach Siegprämien und Experimente mit mehr oder weniger legalen Substanzen bis hin zur Selbstvernichtung lassen den Leser mit einem ziemlich seltsamen Gefühl zurück. Ich fand mich darin kein bisschen wieder, bin darüber aber auch ziemlich erleichtert.

«Albina und das Fahrrad» - Jacques Faizant (17.5.2013)
Grober Handlungsabriss: ein Mädchen, das eigentlich im Leben kein Rad besteigen wollte, lässt sich von ihrem Umfeld (und überhaupt: in Frankreich!) vom Fahrradfieber anstecken und lernt nach und nach die vielen Facetten dieses Hobbies kennen. Wunderschön geschrieben (angesichts des Erscheinungsdatums spielt da natürlich auch der 60er-Jahre-Charme mit rein), zwischen den Anekdoten über Albinas Fortschritte sind noch weitere Geschichten über die Abenteuer anderer Randonneurs eingestreut, in denen ich mich ziemlich häufig wiederfand, und ich hab auf jeden Fall auch was gelernt dabei. Zum Beispiel: Fahrradenthusiasten brennen darauf, Neulinge in ihre Geheimnisse einzuweihen - warum bin ich nicht (und war ich nie) umgeben von einer Meute solcher Leute? Gibt's die nur in Frankreich? Na dann mal auf dahin.

«Hochsaison» - Jörg Maurer (6.4.2013)
Jetzt auch noch der zweite Maurer-Krimi. Wieder das gleiche Schema: der Leser weiß ziemlich bald, was eigentlich passiert ist, und verfolgt ab da dann interessiert, wie sich die SoKo zu diesem Wissen vorarbeitet und wie die vielen kleinen, wirren Fakten vielleicht irgendwann sogar noch einen Sinn ergeben. Nett, auf jeden Fall, aber natürlich kein echter Wolf-Haas-Ersatz. Und ich hätt's auch besser gefunden, wenn die Geschichte ganz und gar unabhängig von der «Föhnlage» geblieben wäre - so hat's ein wenig den Beigeschmack vom Zweitaufguss...

«Föhnlage» - Jörg Maurer (1.4.2013)
Der nächste Verdächtige der Serie «Bücher verschenken zum selber lesen» - weil Wolf Haas leider kein ausreichend umfangreiches Lebenswerk besitzt, um mich und meine Familie bis in alle Zeit zu beschäftigen, muss man's halt mal noch mit einem anderen Alpenkommissar versuchen. Das ist zwar (abgesehen von der geographischen Lage - aus der Sicht des Quasi-Flachländers alles irgendwo unbestimmt südlich) eine ganz andere Liga, aber auch sehr unterhaltsam und kurzweilig. Fein!

«Johnny Wander Vol. 3: Ballad of Laundry Cat» - Yuko Ota & Ananth Panagariya (20.2.2013)
Wenn die Arbeit nervt und alles andere auch, wenn du denkst, es geht nicht mehr... dann steckt just der neue Johnny-Wander-Band im Briefkasten und rettet zuverlässig den Abend. Diesmal inklusive einer Einweihung in die Geheimnisse von Photoshop - hätt ich das mal ein paar Jahre früher schon alles gewusst! Großartig.

«Sprichst du noch oder kommunizierst du schon?» - Wiglaf Droste (9.2.2013)
Der Titel lässt es bereits befürchten: Herr Droste ist bezüglich sprachlicher Entgleisungen im täglichen Leben noch unentspannter geworden als eh schon. Ok, dies und das nervt mich schon auch ein bisschen, aber ich kann mich weder über ein einzelnes «Unwort» zwei Seiten lang aufregen, noch möchte ich überhaupt soviel Zeit mit Aufregerei verplempern. Man glaubt fast nicht, dass die sehr vereinzelt in diesen Viel-Lärm-um-Nichts-Kolumnen eingestreuten Berichte über die besonderen Genusserlebnisse des Autors da noch der Wahrheit entsprechen können... da war doch bestimmt auch ein Haar in der Suppe...

«In Nacht und Eis» - Fridtjof Nansen (26.1.2013)
Das bisschen Winter kann man ruhig mal unterstützen: durch kalte Bücher! Aber eigentlich ist das ja zu jeder Jahreszeit toll. Und faszinierend sowieso. Wie sowas geht. Beneidenswert: Nansen hat(te) offenbar das richtige Timing zwischen lebensrettendem Realitätssinn (Umkehr wegen Aussichtslosigkeit) und absurdem Optimismus (kein Wort von irgendwelchen Sorgen, so unerreichbar sein Ziel mir als Leser auch schien) raus. Da kann ich noch was lernen!

«Auferstehung der Toten» und «Der Knochenmann» - Wolf Haas (28./29.12.2012)
Mal ein ganz neuer Tipp: nach einem intensiven Tauchbad ins Kinderbuchangebot von Christine Nöstlinger direkt mit Wolf Haas weitermachen. Da muss der Kopf nichtmal zwischen den Sprachen umschalten, wunderbar. Dafür wird er umso verwirrter sein, wenn dann gleich mal eine Leiche auftaucht... ansonsten natürlich - ist ja Haas - ein klares Thumbs Up für beide Bücher.

«Die Wanderbibel» - Matthias Kehle und Mario Ludwig (28.12.2012)
Die Pros sind schnell zusammengefasst: halbwegs wetterfester Reisebibel-Einband und leicht verdauliche thematische Einzelhäppchen. Wären wir auch schon bei den Cons: sowas wie einen roten Faden scheint es nicht zu geben, der Schluss kommt überraschend und zusammenhanglos, die Autoren nehmen sich irgendwie ganz schön wichtig (wenn man bedenkt, dass Wandern als «Sport» ungefähr so anspruchsvoll und fordernd ist wie Nordic Walking), haben andererseits nicht wirklich irgendwelches Wissen zu bieten, das mir gefehlt hätte, und die Hackerei auf die bösen bösen Mountainbiker nervt erst recht. Das musste eigentlich nicht sein.

«Held am Sonntag» - Henri Lesewitz (27.12.2012)
Hach, Männer. Ihr seid mir ein Rätsel. Aber hier ist ja endlich ein Nachschlagewerk, in dem man sich mit euren seltsamen Eigenarten vertraut machen kann: ein Radrennen besteht nämlich nicht etwa nur aus Spaß haben, sondern hauptsächlich geht's da um maskulines Fingerhakeln, Materialschlacht (da war's wieder: Ausgleich des eigenen Unvermögens durch Kohlefaserprodukte) und ständige angstvolle Leistungsvergleiche. Was bin ich froh, dass ich solche Probleme (noch?) nicht hab. Naja, trotzdem ganz lustig und flüssig geschrieben.

«Schwarz, Weiß, Tot» - Lapinot (24.12.2012)
Das musste sofort sein. Gleich nach dem Auspacken. Hach, ein Traum. Und wegen meines unkontrollierten Gekichers machte es dann gleich noch die Runde durch die halbe Weihnachtsgesellschaft... ich spreche hiermit eine uneingeschränkte Empfehlung aus!

«Tour des Lebens» - Lance Armstrong und Sally Jenkins (7.10.2012)
Ok, die Übersetzung des Buchtitels ist vielleicht nicht so gelungen - da kommt das englische «It's not about the bike» schon ein wenig dezenter - aber ansonsten gibt's nicht allzu viel Kritik anzubringen: zu Lance Armstrong kann man natürlich meinen, was man will, aber dieses Buch umfasst nicht nur ein gut und flüssig geschriebenes Stück seiner Lebensgeschichte, sondern dann doch auch eine ganze Menge «about the bike», von dem Wahnsinn, sich das anzutun, bis hin zu dem Grund, wieso man's eben doch tut. So, und nun fahren wir noch schnell ne Runde...

«Verirren: Eine Anleitung für Anfänger und Fortgeschrittene» - Kathrin Passig und Aleks Scholz (23.9.2012)
Sollte ich mir Sorgen machen, solche Werke ausgeliehen zu bekommen mit den Worten «Was du da neulich erzählt hast, hätte aus dem Buch stammen können!»? Offenbar brauch ich gar keine Anleitung für Fortgeschrittene - ich bin längst Experte. Und das Buch? Naja. Halbwissenschaftliche Aufarbeitungen, in denen ich mich leider nicht wiederfand, neben absurden Geschichten. Mal nett, aber definitiv kein Muss.

«Trizophrenie» - Jef Mallet (26.8.2012)
Es erhärtet sich der Verdacht, dass ich überhaupt nur allen Leuten Bücher schenke, um sie mir später ausleihen und selber lesen zu können. Dieses Exemplar war ja nun wirklich ganz unterhaltsam, auch wenn ich wenig brauchbare Informationen aufgesogen habe - außer der, dass diese «Du schaffst es!»-Motivationsrufe gar nicht mal so gut sind... und dass es letztlich gar keine Rolle spielt, ob sie das sind oder nicht. Finished.

«Längengrad» - Dava Sobel (19.8.2012)
Pro: kurz und knackig. Hier gibt's geschichtliche Eckdaten der Seenavigation ohne viel störendes Drumherum. Con: mich stört das Drumherum nicht, und mit etwas mehr davon hätte ich mich vielleicht sogar mal in die Geschichte reindenken und mir ein paar mehr Namen merken können. So bleibt's ein informatives und interessantes Sachbuch ohne viel Nachklang.

«Duell im ewigen Eis» - Rainer-K. Langner (12.8.2012)
Ok, das ist jetzt das letzte Buch zu dem Thema - versprochen! Hier haben wir kurz und knapp die Zusammenfassung der Aktionen von Scott und Amundsen, sehr informativ und flüssig zu lesen, und wenn man eigentlich gar keine Zeit hat und trotzdem alles wissen will, dann würde ich am ehesten dieses Buch hier empfehlen. Auch wenn man sich nach allen dreien natürlich eine etwas differenziertere Meinung zu den Verrückten bilden kann...

«Die Eroberung des Südpols» - Roald Amundsen (29.7.2012)
Natürlich wollen wir beide Seiten der Geschichte kennen - und sie sind wirklich unterschiedlich wie Tag und Nacht: bei Scott ein paar einsame britische Gentlemen, die sich durch Schmerz, Verzweiflung und Entbehrungen kämpfen, und bei Amundsen dagegen ein erweiterter Klassenausflug. Das klingt nach Geigel - zwar zeigen die eingestreuten Randbemerkungen zu Frostbeulen, abgefrorenen Fersen (bäh!) und ähnlichen Niedlichkeiten, dass es auch hier nicht ganz so erholsam lief, aber insgesamt scheint hier der richtige Geist zugrunde zu liegen: jede Menge Spaß, und sei es noch so übel. Das betrifft auch den Leser - ich empfehle es also vollends!

«Letzte Fahrt» - Robert F. Scott (21.7.2012)
Der Sommer ist kalt. Und noch dazu hatte ich noch kältere sportliche Pläne. Was machen wir da? Geheule über die vorherrschenden Temperaturen einstellen. Sitzlehnen aufrecht positionieren. Und voller Spannung die Tagebücher von Robert Scott lesen: was dieser Mann geleistet hat, ist einfach unvorstellbar und all meine privaten Problemchen mit dem Sommerwetter verblassen dagegen deutlich. Chapeau für den Zweitplatzierten - tihi, das kenn ich doch...

«Sport» - Marvin Running (23.6.2012)
Ein weiterer Griff ins Klo aus der Serie "während der Regeneration zumindest sportliches lesen" - ausgehend davon, dass Lesen Training fürs Hirn ist, ist dieses Buch das Nordic Walking unter den Büchern. Eigentlich mochte ich die Kolumne ja sogar mal ganz gern (bevor er anfing, esoterisch zu werden und alles in leicht verdauliche Häppchen zu stückeln und durchzunummerieren), aber in Buchform ist es sehr flach, sprachlich auch eher so mittel und statt Lust auf Sport hab ich dem eher entnommen, dass alle Sportler (außer den Läufern?) eh ziemliche Kloppis und besser zu meiden sind. Thumbs down mal wieder.

«Der Brenner und der liebe Gott» - Wolf Haas (16.6.2012)
Wochenende! Eingeleitet von körperlicher Selbstzerstörung, ist am Samstag dann Rundum-Rumgammeln angesagt, und um das möglichst kurzweilig zu gestalten, kann einem kaum was besseres einfallen, als dieses Buch zu lesen. Wie immer herrlich geschrieben; wie immer kam ich bis zum Schluss nicht so recht dahinter, wie sich alles auflösen wird, und den lieben Gott hätte ich da dann auch nicht vermutet. Fazit: ich brauch auch eine Südtirolerin, die mir täglich Mitternachtsspaghetti kocht. Und Schokolaaaade.

«Rekordjagd» - Steve Fossett/Will Hasley (5.5.2012)
Dieses Buch war hervorragend geeignet, mich in einen tiefen Zwiespalt zu stürzen: einerseits finde ich Herrn Fossetts Abenteuer durchaus spannend, seine Leistungen bewundernswert und habe den größten Respekt vor den von ihm aufgestellten Rekorden, aber andererseits... dachte ich mir auf praktisch jeder Seite dieses Buches (teils auch mehrmals): «Was für ein Arsch!» Denn neben den spannenden Abenteuern tropft hier der American Dream aus den Seiten; der Autor wird nicht müde, zu betonen, dass man mit festem Willen (und ein paar Millionen aus Börsengeschäften auf der Kante) alles erreichen kann. Bestimmt spricht aus mir aber bloß der Neid, weil ich im Moment meinen Job nicht einfach hinschmeißen und mal eben das Iditarod fahren kann...

«Blankets» - Craig Thompson (13.3.2012)
Erkenntnis des Tages: wenn man einen Künstler gut findet, ist es unter Umständen trotzdem nicht die klügste Idee, wirklich alles von dem lesen zu wollen. Blankets ist natürlich auch großartig gezeichnet, die Geschichte ist packend erzählt und überhaupt versteht der Mann einfach mal sein Handwerk, aber insgesamt hat mich die Geschichte dann doch eher runtergezogen und da es sich um was autobiografisches handelt, wurde mir gleich noch der Autor ein bisschen fremd (wo kann man nur so viele Psychosen hernehmen?). Schade drum!

«Johnny Wander Vol. 2: Escape to New York» - Yuko Ota & Ananth Panagariya (14.2.2012)
Wenn man ein mit Sicherheit gutes Comicbuch sucht, dann ist Johnny Wander die richtige Wahl. Auch der zweite Band ist wunderschön, und die angehangene Ask-John-Kolumne ist auch gleich noch nützlich in allen Lebenslagen.

«Alpenpässe und Anchovis» - Tim Moore (29.12.2011)
Weihnachtsbuch Nummer 2: Juhu! Volle Punktzahl! Auf dem Jakobsweg hat mich Tim Moore ja eher ein bisschen genervt, aber das gleiche Konzept auf die Tour de France gebracht funktioniert für mich wunderbar: mit mangelhaftem Vorwissen und einer guten Portion Understatement (jemand, der so untrainiert ist, wie Herr Moore von sich behauptet, radelt nicht mal eben 130 km pro Tag) soll die komplette Strecke der Tour abgefahren werden, was garniert wird mit Erlebnissen, in denen ich mich auch gut wiederfinden konnte (selbst wenn mein Rad Frankreich bis jetzt noch nicht kennt) und herrlichen Zitaten. Zum Beispiel: «Jedesmal, wenn ich die Zeichnungen von Mr. Boardman betrachtete, wie er auf allen Vieren einen unsichtbaren Mond anheulte oder sein Bein über den Esstisch schwang, hatte ich das dringende Bedürfnis, sein erschreckendes Buch zuzuklappen und in der Stadt Dinge aus Kohlefaser zu kaufen.» Herrlich! Lesen!

«Pintlaschk und das goldene Schaf» - Jurij Koch (27.12.2011)
Nun konnte ich mich ja endlich den Weihnachtsbüchern zuwenden - ein hübsch illustriertes Märchen war das hier, mit leichten Abzügen in der B-Note für eine sich etwas zu lang und dröge hinziehende Handlung, was aber die Moral der Geschichte wieder aufwiegt.

«Beneath the Surface» - Michael Phelps with Brian Cazeneuve (25.12.2011)
So, was haben wir denn falsch gemacht? - Ich sollte mich mal an meine Grundsätze halten: wenn man prominente Personen dezent sympathisch und inspirierend findet, bleibt man besser in seliger Unwissenheit über deren Umtriebe, denn alles andere ist tendenziell nur schädlich. Dieses Buch zum Beispiel: eine Ansammlung von «And then I swam that event, and then I won that race, and then I broke that record, and then I swam...» ohne jeglichen erkennbaren roten Faden und noch dazu mit einem klischeeamerikanischen Unterton, der zumindest mich irgendwann ziemlich nervte. Zuletzt: schwimmen ist langweilig! Wer hätte das gedacht? - In diesem Buch wirkt's jedenfalls so. Mir hat das überhaupt nichts gegeben.

«Habibi » - Craig Thompson (4.12.2011)
Nachdem ich mich erstmal vorsichtig an Craig Thompson herangetastet hatte, kam nun das unglaubliche Meisterwerk des Herrn: ein wunderschön aufgemachtes, unheimlich dickes Comicbuch, bei dem jede einzelne der vielen hundert Seiten wunderschön gestaltet ist. Zu den sowieso schon im Überfluss vorhandenen zeichnerischen Fähigkeiten des Autors gesellen sich hier noch eine anscheinend recht gute Kenntnis der arabischen Kalligraphie und eine wunderbare, ergreifende und gut erzählte Geschichte um Liebe, Phantasie, Magie und den ganzen Rest, die dieses Buch in jeder Hinsicht zu einem Meisterwerk machen.

«Hellboy 3: The Chained Coffin » - Mike Mignola (21.11.2011)
Nachdem ich den zweiten Band hier irgendwie vergessen und ausgelassen habe, soll nun doch mal wieder ein kurzes Zwischenfazit kommen. Positiv: Der wunderbar sympathische Hellboy! Und natürlich die Zeichnungen. Eher nicht so: Was sind das bloß für hirnlose Stories? Wen interessiert dieser ganze esoterisch-übersinnliche Unsinn? Und wieso um Gottes Willen müssen amerikanische Comics immer durch so grässliche Farben verunziert werden, wenn sie doch schwarzweiß eigentlich viel schöner wären? Na immerhin: diesmal gab's mehrere angenehm kurze Geschichten in einem Band, sodass die verfügbare Aufmerksamkeitsspanne des Lesers nicht allzu sehr ausgereizt wird.

«Zirkuskind» - John Irving (30.10.2011)
Dieses Buch hat eine meiner Theorien über den Haufen geworfen, an denen ich nun schon jahrelang hing. Die Theorie war: kein belletristisches Werk mit mehr als 500 Seiten ist den Leseaufwand wert, und wenn doch, wäre es zumindest mit halb so vielen Seiten doppelt so gut. So - dieses Buch hatte knapp doppelt so viele. Und ich hätte auf keine verzichten wollen, und hab mich bis zum Schluss keine Minute gelangweilt. Indien mag ich deshalb zwar immer noch nicht, aber es wurde ja schon ganz richtig angemerkt: das ist halt nicht für jedermann.

«Good-bye, Chunky Rice» - Craig Thompson (23.10.2011)
Und noch ein wunderbares Fundstück - wie war mir Craig Thompson eigentlich so lange entgangen? Hier haben wir jedenfalls ein kleines, hübsches Buch von ihm, das er wunderbar schwarzweiß mit dem Pinsel gezeichnet hat - traumhafte Bilder, noch besseres Lettering und dazu eine Geschichte, die so seltsam und traurig ist, dass man eigentlich gleich ein bisschen mit weinen möchte...

«Chew Vol. 1: Taster's Choice» - John Layman/Rob Guillory (18.10.2011)
Hier ist ein Ergebnis dessen, was bei Amazon-Empfehlungen rauskommen kann: was Gutes! Die Comicgeschichte hat eine ganz interessante Basis (der Detektiv kann über den Geschmack von Dingen deren Vergangenheit herleiten - psychischer Defekt oder sowas), die Handlung schwankt auch gerade genug zwischen garstigem Bösewichtsgeballer, intelligentem Krimi und absurder SF/Fantasy, um nicht langweilig zu werden, und die Zeichnungen sind von vorn bis hinten großartig. Ich befürchte zwar, dass der Spannungsbogen in späteren Bänden absolut schwachsinnig aufgelöst werden wird (siehe «Die Vergessenen»), aber das muss ich mir ja nicht mehr unbedingt antun...

«Yotsuba&! 1» - Kiyohiko Azuma (17.10.2011)
Irgendwer hatte mir wieder irgendsowas empfohlen, weil angeblich ja gar nicht alle Mangas doof sind. Aber vielleicht ja doch - von diesem hier wurde ich jedenfalls erstmal nicht vom Gegenteil überzeugt. Hundert Seiten lang ist man damit ausgelastet, seine Leserichtung im Auge zu behalten (wieso können übersetzte Mangas nicht einfach gespiegelt werden?), was aber womöglich auch gut ist, weil einen dann die überdrehten Charaktere, die flache Handlung und die linealgezeichneten Landschaften weniger nerven. Ich könnte mir schon vorstellen, dass ich das eines Tages mal nett finde... aber ich warte noch bis zur Demenz damit...

«Die Kunst zu beleidigen» - Arthur Schopenhauer/Franco Volpi (10.10.2011)
Die gute Nachricht vorweg: dieses Büchlein hat nur gut hundert Seiten. Und nun die schlechte: man kann sich trotzdem endlos damit quälen. Schopenhauer an sich ist nicht unbedingt mein Fall; dadurch, dass hier nur sein besonders garstiges Gezeter aphorismenartig zusammengekarrt wurde, wird das Gesamtwerk aber auch nicht besser. Mein Vorschlag, um dem Buch doch noch ein wenig Unterhaltung abzugewinnen: Liste führen, wie oft sich Schopenhauer über Dinge aufregt, die genau so wenige Seiten später in seinen eigenen Texten zu finden sind. Na immerhin hab ich mal wieder das Wissen aufgefrischt, dass Philosophie für mich Zeitverschwendung ist.

«Die Tote in der Bibliothek» - Agatha Christie (4.10.2011)
Das ist die Art von Buch, die man lesen kann, wenn man sich ein paar Stunden lang mal weder körperlich noch geistig bewegen will: ich hatte es ja schon wieder vergessen, aber bei Agatha Christie scheint es prinzipiell völlig sinnlos zu sein, der kriminalistischen Ermittlung zu folgen, da am Ende sowieso alles anders ist und sich selbst der Leser verarscht vorkommt von der alten Schachtel Miss Marple, die schon wieder alles vom Dorfpastor ertratscht hat...

«Eiserne Hochzeit» - Gerd Bieker (1.10.2011)
Nachdem sich meine Eltern schon jahrelang an dieser Geschichte erfreut hatten, musste ich's nun auch wissen: ja, hübsch! Ein nettes, unterhaltsames DDR-Buch, mit dem man ganz nebenbei auch den eigenen Sprachschatz mal wieder ein wenig um halbvergessene Worte auffrischen kann - und ein gutes Ende nimmt's am Ende auch. Perfekt fürs Wochenende.

«Achilles' Verse II: Lerne Laufen ohne Leiden» - Achim Achilles (24.9.2011)
Eine clevere Taktik während Regenerationspausen wäre, schöne Bücher über Bewegung zu lesen. Dass dieses hier aber nicht zu der Kategorie gehört, verrät eigentlich schon der Titel: Leiden?! Wie bitte? Zwar sind das stark übertriebene Kolumnentexte, aber der Erzähler wirkt alles in allem so, als sei ihm der Sport die schlimmste Bürde seines Lebens. Und das saugt einem gleich selber die halbe Motivation aus... Prädikat: großer Bullshit!

«Kafka» - David Mairowitz/Robert Crumb (30.8.2011)
Noch mehr Kafka - und diesmal sogar sein ganzes Leben. Das ist sehr passend von Crumb illustriert, was aber nicht unbedingt positiv gemeint ist, denn das ganze Ding zieht einen ziemlich runter - Kafka halt, Bukowski ist ein Sonntagsspaziergang dagegen. Ein ziemlich gestörter Typ in einer ziemlich gestörten Zeit. Im Prinzip wollt ich's gar nicht so genau wissen.

«Give It Up! and other short stories» - Franz Kafka/Peter Kuper (29.7.2011)
Ok, jetzt kommt die Reihenfolge durcheinander - eigentlich wollte ich nach dem Book of Genesis auch noch Crumbs Kafka-Biografie lesen, und damit mich jene nicht ganz so sehr runterzieht, besorgte ich mir gleich noch die Kurzgeschichten von Kuper dazu. Die sind zwar auch kafkatypisch deprimierend, aber immerhin genial illustriert. Und, was mich ein wenig erschreckte: nach zwei Jahren Deutsch-Leistungskurs kannte ich wirklich alle. Ich kann es trotzdem nur empfehlen.

«The Book of Genesis Illustrated» - Robert Crumb (3.7.2011)
Die Bibel. Ähem. Eigentlich schadet's nicht, das mal zu lesen, und die aufwändigen Zeichnungen von Crumb (schon das Lettering muss Jahre gedauert haben!) jagen einem auch die nötige Ehrfurcht ein, die man als Atheist ja vielleicht vorm Text allein nicht hat. Wie dem auch sei, die wertvolle Lektion dieser Lektüre war: ich bin in über zehn Jahren Christenlehre, Konfirmandenstunde und Religionsunterricht nur verarscht worden! Denn in Wirklichkeit ist da nüscht mit friedlichen Geschichten von Lämmern und weißhaarigen alten Männern. Und wenn, dann in einer ganz anderen Ebene... Schlusswort: Obwohl Crumb im Vorwort schrob, dies sei ausschließlich ernst gemeint, gibt es trotzdem Bilder und Deutungen, über die ich den ganzen Abend kichern musste. «My wife is beautiful to behold», sag ich nur!

«Das ewige Leben» - Wolf Haas (22.6.2011)
Den seltsamen Stil der Haas-Romane hab ich ja nun zu genüge beschrieben, und auch an der Gesamtwertung muss ich nichts mehr groß hinzufügen: wunderbar, unterhaltsam, lustig, und wieder war alles so verzwickt, dass mein ansonsten noch halbwegs intakter Schädel bis zum Schluss auch nicht mehr Ergebnis geliefert hat als der durchlöcherte vom Brenner (zumal ich noch die ganz falschen Ohrwürmer hatte!).

«Johnny Cash: I See a Darkness» - Reinhard Kleist (16.5.2011)
Wer kam eigentlich auf die Idee, ich würde Johnny Cash mögen? Dieser Graphic Novel (inklusive Spezial-Begleit-CD) hat mich dennoch positiv überrascht: schick gezeichnet (sieht mir nach Tusche und Pinsel aus... yay) und noch besser erzählt, das war fesselnd von vorne bis hinten und las sich weg wie nichts. Profi-Tipp aber trotzdem: es ist nicht der tollste Einfall, Johnny Cash aufzulegen, wenn die Gäste noch ein Weilchen bleiben sollen.

«The Trouble with Chickens» - Doreen Cronin/Kevin Cornell (10.5.2011)
Kinderbücher, hurra! Dieses ging natürlich deshalb in meinen Besitz über, weil es vom wunderbaren Kevin Cornell illustriert wurde. Die Geschichte ist, naja, unterhaltsam, bestimmt auch schön zum Vorlesen geeignet. Und die Bilder sind toll!

«Der berühmte Springfrosch» - Mark Twain (30.4.2011)
Endlich habe ich mal wieder eins der ewig andauernden Leseprojekte beendet. Mark Twain mag durchaus unterhaltsam sein, aber der teils garstige Zynismus dieser Sammlung von Erzählungen lässt sich deutlich besser in kleinen Dosen aushalten. Einige Geschichten sind ein wenig langatmig, andere dafür wirklich lustig und genau ins Schwarze getroffen - wie dem auch sei: über fünfhundert Seiten, selbst in hübschem Leineneinband, sind eine Aufgabe. Die ich nun bewältigt habe. Juhu!

«Wir müssen da hoch» - Peter Brunnert (17.4.2011)
Eine ziemlich seltsame Laune muss mich dazu gebracht haben, spontan dieses Buch mit lustigen Kletterergeschichten zu kaufen (die und die Cartoons von Erbse) - hier eröffnete sich mir ein völlig fremder Planet; teilweise konnte ich eine ganze Seite lang keinem einzigen Substantiv einen bekannten Gegenstand zuordnen. Magisch, magisch, dieses Kletterer-Vokabular. Trotzdem waren ein paar auch für mich als Nichtkletterer verständliche und sehr unterhaltsame Geschichten dabei. Bleibt nur noch die Frage offen, wieso um Gottes Willen meine Versicherung nachfragt, ob ich einen solch unbedenklichen, friedlichen Sport wie Tauchen betreibe, während es ihr völlig egal ist, ob ich womöglich ab und zu klettern gehe!

«Bekenntnisse eines Nachtsportlers» - Wigald Boning (27.2.2011)
Angenehmes Kontrastprogramm folgt sogleich: Wigald Boning hat ja sowieso seit «RTL Samstag Nacht» gewonnen bei mir, aber dieses Buch macht ihn erst recht faszinierend: der Herr hat eine überaus sportliche und abenteuerlustige Seite! Ganz egal, ob die Berichte nun der Wahrheit entsprechen oder frei erfunden sind: das motiviert zum Nachahmen und lässt vor allem meine eigenen Vorhaben für dieses Jahr, für die ich schon des Wahnsinns bezichtigt wurde, richtiggehend gewöhnlich und eigentlich durchaus steigerungsfähig erscheinen. Die Erlebnisse im Buch, kurz zusammengefasst: ein paar friedliche kleine Marathons zum Einstieg, dann mal ein Triathlon, Bergläufe, 24-Stunden-Mountainbiking, Schneewanderungen, Nachtskitouren... dagegen bin ich ja wohl ein Waisenmägdelein! Sehr fein. Will ich auch alles machen! Nur mein Schlafbedürfnis werde ich nicht derartig runterfahren können... :)

«Wir haben gar kein Auto ...» - Jutta Speidel und Bruno Maccallini (3.2.2011)
Aaaargh! Hiermit vergebe ich bereits Anfang Februar den Preis für das dümmste Buch 2011. Wenn zwei so C-Promis, die Aufmerksamkeit brauchen und maximal noch als der mit dem «gar keine Auto» bekannt sind (btw: wann war das? Ende der Neunziger?! Traurig, traurig...), so ein Machwerk über etwas ausrotzen müssen, worüber sie besser für alle Zeiten geschwiegen hätten, kommt halt ein Buch wie dieses dabei raus: die beiden Schnuckis hatten anscheinend Erstkontakt mit einem Fahrrad und sind damit dann direkt über die Alpen gefahren, alle Unbillen des Radlerlebens inklusive: es geht ab und zu bergauf, der Popo schmerzt, ein platter Reifen kommt einem auch mal unter und womöglich springt sogar die Kette ab! Aber all diese Schicksalsschläge haben die beiden Helden knapp überlebt, na ein Glück. Schreiben können sie trotzdem nicht, alle beide, und unsympathisch waren sie mir noch dazu. Gib denen doch mal jemand wieder ne kleine Fernsehrolle, dass die sowas nicht nochmal machen müssen!

«Anständig trinken» - Kingsley Amis (21.1.2011)
Dieses Buch ist von allen Seiten sympathisch: es ist nicht allzu dick - das kann nur gut sein. Die Ausgabe von Rogner & Bernhard ist wunderschön: glänzender Leineneinband mit Silberreliefdruck und passendem Lesebändchen. Und zu guter letzt ist auch der Inhalt wunderbar: hier wird in aller nötigen Kürze das wichtigste über «Anständiges Trinken» gesagt, von verbesserten Cocktailrezepten, dem notwendigsten für die Hausbar und Tricks für den Weinhändler des Misstrauens bis hin zu angeblich wirksamen Katermitteln - und das auch noch auf sehr unterhaltsame Art und Weise. Die reimenden Zitate (Gedichte?) scheinen etwas holprig übersetzt zu sein, aber das soll mich jetzt auch nicht weiter stören. Cheers!

«TOUCHÉ 5500» - ©Tom (15.1.2011)
Juhu, noch einer! Naja, einige Running Gags erschöpfen sich so langsam... aber die Bademeister und der kleine 10-Meter-Brett-Experte sind immer noch super.

«Silentium!» - Wolf Haas (15.1.2011)
Das Buch ist... eigenartig geschrieben, eigenartig gut, es fühlt sich nicht an, als würde man ein Buch lesen, sondern als bekäme man die Geschichte von einem leicht angetrunkenen Freund in der Kneipe erzählt, was nicht schadet, vor allem, wenn man sich besagten Freund auch noch mit österreichischem Akzent vorstellt. Und alles andere war ja sowieso wunderbar, in einem halben Tag ausgelesen, Bestwertung von mir, Amen und Silentium!

«TOUCHÉ 5000» - ©Tom (2.1.2011)
Die Tore zur geheimnisvollen Parallelwelt haben sich geöffnet, und ungesehene TOUCHÉ-Bände sind wieder aufgetaucht! Erstaunliche Erkenntnis: man kann sie auch lesen, wenn man nicht auf dem Klo sitzt! Und lustig sind sie sowieso immer.

«Fool» - Christopher Moore (01.01.2011)
Gut geschrieben, ach ja? Diese Geschichte König Lears aus der Sicht seines schwarzen Narren liest sich, als hätte sich Wodehouse heftig betrunken und wäre anschließend im Jungenklo eingesperrt worden, wo er unverzüglich mit dem Schreiben begann (obwohl in solchen Situationen das Zehnfingerschreiben gern mal zu kurz kommt). Es liest sich tatsächlich flüssig weg, hat seine guten Stellen und sorgt auch für vereinzelte Lacher, aber ansonsten ist es genau das, was ungefähr so auch der Autor im Nachwort schrieb: eine Spermafontäne über den öden Shakespeare. Schwarzer Humor ist was anderes.

«Questionable Content Vol. 1» - Jeph Jacques (29.12.2010)
Der erste Band umfasst die ersten 300 Webcomics (angesichts dessen, dass es inzwischen fast 2000 gibt, fürchte ich mich schon vor den kommenden 6 Büchern), teilweise (ca. 10-20?) neu gezeichnet. Definitiv geeignet für QC-Nostalgiker, die sich gern an das knubblige Aussehen erinnern, mit dem Faye und Marty das Licht des Web erblickt haben; Comic-Fetischisten wird es wohl eher nicht genügen und zudem auffallen, dass das Format der QC-Strips nur bedingt für den Druck geeignet ist - trotz des üppigen Buchformats ist der Comic ein Albtraum für sehschwache Menschen. Gesamt trotzdem: Thumbs up!

«Pure Anarchie» - Woody Allen (26.12.2010)
Zum Glück ist es nicht so lang - und zum Glück ist das noch nicht das beste, was man über dieses Buch sagen kann. Hier sind 18 «Neue Stories» des alten Meisters vereint, aber wie auch einige Filme, haben für mich auch ein paar seiner Geschichten ihre Längen, und ungünstigerweise sind dieselben alle am Anfang dieses Buches versammelt. Wenn man sich aber erstmal zu «Wie viel Trüffeln braucht der Mensch?» durchgearbeitet hat, kommt man schließlich doch noch zu ein paar Lachern und Herr Allen findet zu seiner gewohnten Form zurück.

«Ring Circus 1: Zirkusluft» - David Chauvel & Cyril Pedrosa (25.12.2010)
Der erste Band der Ring Circus-Serie, geschrieben von David Chauvel und gezeichnet von Cyril Pedrosa: die Bilder kamen mir teils fast so wirr vor wie die Geschichte, aber wer sich darauf einlässt und die Seiten (evtl. in weniger müdem, trunkenen Zustand) noch ein zweites Mal liest, findet eine wunderbar farbige Geschichte voller Spannung und Phantasie.

«Johnny Wander Vol. 1: Don't Burn The House Down» - Yuko Ota & Ananth Panagariya (25.12.2010)
Wer den Webcomic Johnny Wander noch nicht kennt, der möge sich sputen, dieses Versäumnis nachzuholen. Das erste Buch enthält eine Auswahl der bisherigen Comics, ergänzt um Anekdoten aus der Johnny-Wander-Welt, sowie Sticker. Und mein Special-Edition-Maw trägt eine wollige Wintermütze! Juhu! Danke, Yuko. Danke, euch allen. Ich zitiere den Klappentext: this book is like getting a hug from your favorite friend.

«Hellboy: Wake the Devil» - Mike Mignola (18.12.2010)
Dem Review des ersten Bandes ist nicht mehr viel hinzuzufügen: tolle Zeichnungen und spannende Geschichte... Mignola ist ein Meister seines Faches und einmal mehr hat man das Gefühl, dass wochenlange Recherche die Basis für dieses ganze mythologische Gebrabbel war. Und immer, wenn man dann anfängt, es selbst ein wenig albern zu finden, nimmt einem Hellboy direkt die Worte aus dem Mund und entschärft die Situation... fantastisch.

«Auto Bio» - Cyril Pedrosa (10.12.2010)
Erstaunlicherweise gefunden bei einem der Buchhändler, die mich nach meinem Exjob immer noch ab und zu in meinen Albträumen heimsuchen: der wunderbarste Zeichner der Welt hat eine Sammlung von ein- bis zweiseitigen Comics über sein Leben als «Öko» veröffentlicht. Ich mag eigentlich gar keine Ökos im herkömmlichen Sinne, aber sowohl mit der Haltung des Autors als auch den Gags konnte ich mich durchaus anfreunden - herrlich! Mehr von diesem Zeichner!

«The Meek 1: Lost and Found» - Der-Shing Helmer (22.10.2010)
Gleiches Problem wie bei «Hanna Is Not A Boy's Name» auch hier: die Druckqualität. Ok, es sind unbedeutende Newbie-Zeichner. Ok, es ist ein unbedeutender Newbie-Verlag. Aber hey, der Comic war für Comicverhältnisse wirklich billig, und ich persönlich würde lieber drei Euro mehr bezahlen und die erste Episode des herrlichen «The Meek» dafür auf einem Glanzpapier bekommen, das die Farben besser herauskommen lässt als dieser Niedriggrammatur-Ökoalptraum, auf dem fast noch die Rückseite durchschimmert. Schade um die großartige Vorlage, aber bestimmt wird's die irgendwann auch noch besser geben. Btw: wieso hat Angora eigentlich keine Brustwarzen?

«Hanna Is Not A Boy's Name 1» - Tessa Stone (22.10.2010)
Und mal wieder was Neues aus der Reihe «Juja unterstützt arme kleine Indiecomiczeichner, die aber immerhin erfolgreicher sind als sie selber» - in diesem Fall sogar einen Indieverlag mit noch recht übersichtlichem Angebot. Leider enthält das Heft nur die erste Episode des doch recht lustigen Webcomics (den ich online nie gelesen habe) - wunderbar gezeichnet, aber es hätte dem Gesamtkunstwerk nicht geschadet, das ganze auf doppelt so große Seiten zu drucken. Kann ja noch werden! Aber ansonsten thumbs up.

«Hellboy: Seed of Destruction» - Mike Mignola/John Byrne (21.10.2010)
Nach den sinnlosen letzten Comic-Reviews nun endlich der erste aus dem großen, tollen Paket: der erste Teil der Hellboy-Reihe. Unglaublich, dass es mich ganze 24 Stunden gekostet hat, ihn durchzulesen, denn eigentlich kann man ihn nach dem knappen Überfliegen der Intro nicht mehr aus der Hand legen. Viel besser als der Film, geniales Storytelling, großartig-minimalistisch gezeichnet und nichtmal die Syndicate-Farben nerven. Ich liebe Hellboy.

«Nichtlustig 5» - Joscha Sauer (16.10.2010)
Es ist anzunehmen, dass mich nicht mehr die Qualität der Cartoons, die Spezialgeschichten oder sonst irgendwas logisch erklärbares zum Kauf treibt, sondern die pure Sammelleidenschaft. Zwei meiner Lieblingscartoons der letzten Zeit waren erfreulicherweise enthalten. Aber (Spoiler): leider nicht die versprochene Auflösung, wieso Herr Riebmann in der Wand wohnt.

«Luuna - Der Spiegelkreis» - Didier Crisse und Nicolas Keramidas (16.10.2010)
Manu behauptet, dieses Buch hätte ich nur wegen dem Verkäufer haben wollen, aber da ich mich nichtmal an ihn erinnern kann, verneine ich das mal. Mein eigentlicher Grund waren die wunderschönen Zeichnungen - andererseits stehen die Chancen hoch, dass im eigens für mich geöffneten «Kind des Blitzes» die Geschichte weniger flach und sinnlos gewesen wäre (Mädchen aus geheimnisvollem Indianerstamm spricht mit Tieren, findet einen Prinzen und kämpft gegen ihren Fluch an - in der Grundschule wäre ich von sowas begeistert gewesen). Naja, vielleicht lern ich ja, auch so schick zu zeichnen und eine bessere Geschichte draus zu machen. Tipp an ComicAttack Erfurt: mehr Softcover für unter 15 Euro anbieten, am besten in Originalsprache - dann geb ich euch gern mein ganzes Geld.

«Writing for Comics» - Alan Moore (12.10.2010)
Wieder ein wenig Theorie - schön wär's gewesen, wenn hier Hinweise zu kreativer Ideenfindung, zu sinnvoller Struktur oder ähnliches zu finden gewesen wären. Aber das Buch war dünn und die brauchbaren Ratschläge passen auch auf einen zurückhaltend dimensionierten Spickzettel. Es ist halt auch schon zwanzig Jahre alt, und beim Lesen der Swamp Thing-Beispiele wird einem vor allem eines klar: was für ein blödsinniges Medium der Comic doch eigentlich ist. Immerhin: das Nachwort (mit der Grundaussage «vergesst alles, was ich bis hierhin geschrieben habe») war sein Geld wert.

«The Metamorphosis» - Franz Kafka/Peter Kuper (19.9.2010)
Und gleich noch ein wunderbarer Graphic Novel - die Geschichte ist ja nun bekannt und halbwegs deprimierend, die Umsetzung dafür aber großartig. Ich bin nicht so richtig sicher, ob es nun Drucke oder Zeichnungen sind (die unvorstellbare Arbeit, Platten für so viele Seiten zu schneiden!), aber für das Ergebnis kann ich mich durchaus begeistern.

«Three Shadows» - Cyril Pedrosa (17.9.2010)
Ein Graphic Novel, bei dem eindeutig ein Profi am Werk war: die Geschichte nimmt einen schon nach der zweiten Seite mit, sie ist gut geschrieben und noch besser gezeichnet - da kann man sich gar nicht entscheiden, ob man wegen der Tragik der Handlung in Tränen ausbrechen soll, oder in Glückseligkeit über diese beeindruckenden Perspektiven und Charaktere, die hier aufs Papier gebracht wurden. Einfach wunderschön.

«Sein und Schwein» - P. G. Wodehouse (16.9.2010)
So, nun wieder Hirn abschalten: der Klappentext sagte «Besser kann man seine Zeit nicht verschwenden», und das trifft's. Zum Glück ist Zeitverschwendung ja genau das, was man an faulen Urlaubstagen tun möchte, und wenn's mal nicht so toll ist, eignet sich's (zusammen mit einigem Bier) auch recht gut, um die Realität einfach mal auszublenden. Und natürlich wird alles gut!

«Geheime Botschaften» - Simon Singh (2.9.2010)
Nach einer wie immer langen Lücke mal wieder ein wenig Intelligenzlektüre - sogar noch unterhaltsamer als «Fermats letzter Satz», und gekoppelt mit diversen Nachforschungen im wirklichen (Arbeits-) Leben zum Thema Verschlüsselungsalgorithmen sowohl spannend als auch praktisch.

«Six-Penny Anthems», «Ambidextrous Collection I», «The Curious Case of Benjamin Button», «The Wippins Campaign», «The Superest» - Kevin Cornell (26.8.2010)
Da es sich im Wesentlichen um Bilderbücher bzw. illustrierte Geschichten handelt, fasse ich die ganze Sammlung mal unter einem Eintrag zusammen. Mal trotzdem eine einzelne Einschätzung: die besten Six-Penny-Anthems standen schon auf der Website, von den anderen war ich eher mäßig begeistert. Ambidextrous war toll und ich hätte gleich noch den zweiten Band bestellen sollen. Benjamin Button war immerhin besser als der Film, was aber daran liegen dürfte, dass die Originalgeschichte eben schon deutlich lustiger als der Film ist. Bei The Superest war ich ein wenig enttäscht, dass die Helden von der Website durch neue ersetzt wurden - aber die waren dann auch toll. Und zuletzt die Wippins Campaign - was hab ich für Tränen gelacht!

«The Return of Sherlock Holmes» - Arthur Conan Doyle (31.7.2010)
Wenn man keine Lust auf Experimente hat und einfach mal was lesen will, was anregt, gut geschrieben und unterhaltsam ist, dann sind die Sherlock-Holmes-Klassiker immer wieder ein Treffer ins Schwarze. Böse Zungen behaupten, nach der fünften Geschichte würde es langweilig, aber das kann ich nicht bestätigen.

«Frühstück mit Kängurus» - Bill Bryson (11.7.2010)
Ich vermute, Bill Bryson ist ein guter Autor, und dieses Buch könnte auch ganz nett sein. Aber damit kommen wir auch schon zur Kritik: es beginnt mit dem schmerzhaft übersetzten Titel (wenn's schon nötig ist, «Känguruh» ohne h zu schreiben, dann doch bitte erst auf Seite 20, wenn's gar nicht mehr anders geht), und auch der Rest der deutschen Ausgabe von Goldmann ist eher lieblos produziert: ein billig geklebtes Paperback mit schlechter Fotomontage vornedrauf (Känguru(h) muss sein), ein Haufen Tippfehler im Text und auch sonst so grottig übersetzt, dass jegliche Freude am Lesen flöten geht. Kann natürlich auch daran liegen, dass ich viel schönere Reiseberichte von Douglas Adams kenne. Keine Bestwertung an dieser Stelle.

«The Witches» - Roald Dahl (6.6.2010)
Hier ist nun mein zweites Mitbringsel aus dem Dahl-Kinderbuchregal: das grausame «The Witches». Eine spannende Geschichte, von der man im frühen Kindesalter womöglich noch Alpträume bekommen könnte - aber für abgebrühte Erwachsene ist sie ganz herrlich. Wie immer kommt das verfressene Kind nicht gut weg, während der clevere kleine Junge die Welt oder mindestens England (also den wichtigen Teil davon) rettet - also ist für die Moral von der Geschicht' auch schon gesorgt. Lesen!

«Tank Girl» - Jamie Hewlett und Alan Martin (5.6.2010)
Diese Comicserie beschert mir ein einziges Chaos: Teile dieses Bandes kannte ich schon aus der deutschen Version, andere aber auch nicht, und meine Hoffnung, dass die britischen Ausgaben nicht so hässlich nachkoloriert sein würden, wurde auch schon auf dem Cover («Now in full colour!») zerstört. Dennoch: Tank Girl! No worries, dogshit!

«Monty im Glück» - P. G. Wodehouse (31.5.2010)
Was gibt es zu Wodehouse noch zu sagen? Jedes seiner Bücher ist ein unerhörter Glückstreffer, jedes hält neue Irrungen und Wirrungen für die mehr oder weniger heiratswilligen bereit und immer kommt es zu einem völlig abstrusen Happy End. Glück für Juja...

«Making Comics» - Scott McCloud (28.5.2010)
Ein großartiges Buch über die Theorie am Comiczeichnen ist es bestimmt - mir gefiel zumindest, wie dort viele Gedanken analytisch und verständlich durchgegangen wurden, die sonst nur als intuitives, unbeschreibliches Gewabbel in meinem Kopf umherschwirrten. Ob es mir was gebracht hat, ist eine ganz andere Frage - das werden meine nächsten Bilder zeigen...

«The Twits» - Roald Dahl (25.5.2010)
Bei einem Besuch bei Freunden fiel mir der fettgedruckte Autorenname im Regal auf - und sofort bekam ich zwei hübsche Bücher des Besagten ausgeliehen. Bei diesem hier begann ich sogar (unter Einfluss von einigem Kuchen und Wein) unkontrolliert in mich hineinzukichern. Wunderbar entspannend und lustig!

«Fool on the Hill» - Matt Ruff (24.5.2010)
Seit langem war das das erste Buch, das ich ungewünscht bekam - und ich bin begeistert! Von Anfang an wunderschön zu lesen, und obwohl ich nicht an Gott und Schicksal glaube, war in dieser Geschichte alles perfekt und sogar die Geister glaubhaft. Danke nochmal für das tolle Geschenk! Und jetzt lass ich erstmal einen Drachen fliegen.

«The Memoirs of Sherlock Holmes» - Arthur Conan Doyle (30.4.2010)
Wenn ich schon im Urlaub kaum gelesen habe, dann doch wenigstens davor: (Spoiler Alert) hier kommt der dramatische Showdown zwischen Holmes und Moriarty, der sicher auch demnächst von Guy Ritchie zu einem billigen Hollywood-Brei verwurstet wird. Mein Tipp: Reichenbachfälle nochmal schnell besuchen, bevor sie in Disneyland eingegliedert werden.

«Tim und Struppi: Der blaue Lotos» - Hergé (7.4.2010)
Dieser Band der bekannten Serie hat es nun so lange ungelesen bei mir ausgehalten, und hat mich beim Lesen dann auch so wenig gefesselt, dass die Vermutung nahe liegt, ich habe nun langsam genug von dieser Serie und kümmer mich demnächst besser darum, die fehlenden Asterix-Hefte zu sammeln. Trotz allem: ein Hoch auf Hergé, den Klassiker!

«xkcd volume 0» - Randall Munroe (27.3.2010)
Endlich gibt's das Buch zur Website - und selbst für regelmäßige Leser wie mich lohnt es sich eindeutig. Dazu kommt die Suchtgefahr: nachdem ich am Samstag Morgen ganz beiläufig begonnen hatte, mal die Brailleschrift zu entziffern, fand ich mich etwa vier Stunden später bis zum Scheitel eingegraben in Verschlüsselungssysteme (und Gedichte von Lewis Carroll) wieder. Vorsicht damit, und nicht in der Nähe von kleinen Kindern aufbewahren!

«Sherlock Holmes - The Sign of Four» - Arthur Conan Doyle (24.3.2010)
Wieder einmal hat mich Projekt Gutenberg gerettet: so konnte ich doch noch das spannende Ende lesen, obwohl ich das Buch nicht zur Hand hatte. Im Vergleich zu sonstigen Sherlock-Holmes-Geschichten ist diese ziemlich finster, was aber nach der Wodehouse-Lektüre nicht verwundert: bei anstehenden Hochzeiten bleibt eben in der Regel nur die nackte Verzweiflung. Obwohl Bertie Wooster unterhaltsamer damit umgeht...

«Wo bleibt Jeeves?» - P. G. Wodehouse (17.3.2010)
Dieses Buch war, wie alles von Wodehouse, wieder pure Erholung. Und wie immer gibt's ein Happy End: Wooster muss abermals niemanden heiraten, das hirnlose Hühnchen wurde aber sicherheitshalber und vorteilhaft anderweitig unter die Haube gebracht. Alles fein. Falls dies der richtige Ausdruck ist.

«Der Graf von Monte Christo - Band 1» - Alexandre Dumas (16.3.2010)
Nach den Musketieren und «V wie Vendetta» meinte ich nun, mir auch noch dieses Werk antun zu müssen - der zweite Band kostet aber deutlich mehr Überwindung, als ich im Moment aufbringen kann (zumal ich auch noch bessere Bücher rumliegen habe). Hier wurde wieder einmal meine These bestärkt, dass es kein belletristisches Werk gibt, das mit mehr als 500 Seiten noch unterhaltsam und kurzweilig ist. Den Protagonisten weitere 500 Seiten bei der Ausführung seines komplizierten wie hirnlosen Racheplans zu verfolgen, halt ich nicht aus. Wie Geld doch den Menschen verdirbt!

«Sherlock Holmes - A Study In Scarlet» - Arthur Conan Doyle (7.2.2010)
Nachdem Amazon meine kleine Büchersendung erfolgreich in maximales Chaos transformiert hat, bekam ich es endlich doch noch - und nun weiß ich, wie die ganze Geschichte mit Holmes und Watson anfing (nämlich genauso toll, wie sie weitergeht). Angesichts des aktuellen Kinoprogramms hätte ich aber lieber Ildicko von Kürzy oder sonst irgendwas geistloses lesen sollen, denn mit dieser genialen Vorlage im Hinterkopf konnte der Film nur eine Enttäuschung werden. Was er dann auch wurde. Auf zu den restlichen Büchern!

«Die drei Musketiere» - Alexandre Dumas (31.1.2010)
Ein neuer Beitrag in der Reihe «Was ich schon immer mal gelesen haben wollte» - fällt meiner Meinung nach unter Allgemeinbildung und man quält sich damit deutlich weniger als zum Beispiel mit Faust 2. Das Buch ist, laut Nachwort, historisch ziemlich schlampig und entsprechend, im Gegensatz zu akkuraten historischen Wälzern, ein Vergnügen zu lesen. Das einzige, was ich nicht kapiere, ist, wieso das in der Geolino-Kinderbibliothek erschienen ist - und das ohne FSK-Siegel...

«Und übrigens noch was...» - Eoin Colfer (25.1.2010)
Was soll ich dazu sagen? Herr Colfer ist sicher kein schlechter Mensch, vielleicht auch kein übler Autor. Wenn er zum Beispiel einen Science-Fiction-Roman geschrieben hätte, in dem drei Erdlinge, ein grünes Alien und zwei durchgeknallte, aber humanoide Außerirdische irgendein Abenteuer erleben, wäre das womöglich gar nicht schlecht gewesen. In diesem Fall irritierte nur, dass die sechs genauso hießen, wie ein paar ziemlich bekannte Figuren von Douglas Adams, aber sich plötzlich ganz anders verhielten und auch das Buch selbst so ganz und gar kein Adams war. Trotz der bis zum Erbrechen eingestreuten Referenzen auf die Randgestalten der fünf ersten Bände. Aber Happy Ends und gänzlich bis zum Schluss aufgelöste Handlungsstränge...? Naja, wem's gefällt. Ich würde mich freuen, wenn Zaphod & Co. nicht nochmal derart durch den Kakao gezogen würden.

«Vom Leben gezeichnet: Tagebuch eines Endverbrauchers» - Harald Martenstein (24.1.2010)
Herrlich geistlose Bettlektüre, immerhin etwas bissiger geschrieben als die Hausfrauenkolumnen und somit stellenweise wirklich ganz lustig. Obwohl der Autor was gegen ihn zu haben scheint, mag ich auch Wiglaf Droste. Aber das ist ja kein Hindernis. Ich mag ja auch Mark Twain und Jane Austen.

«Haushaltsschnecken leben länger» - Christine Nöstlinger (24.1.2010)
Das österreichische Äquivalent zu meiner Heimzeitungskolumnistin Sabine Latzel: hier werden alle die Hausfrau bewegenden Themen (Kinder, Ehemänner, Jacken, Gefriertruhen, Gartenarbeit, Muttis) erschöpfend beleuchtet. Es bekommt den Unterhaltungsbonus für die österreichische Sprache, die ich immer wieder toll finde - ansonsten muss man das aber wirklich nur lesen, wenn die Klinikbibliothek partout nichts besseres bereithält.

«A Fish Called Wanda - The Screenplay» - John Cleese (23.1.2010)
Wunderbar! Herrlich! Lustig! Spannend! Britisch! Kurz gesagt: wie der Film, nur auf Papier.

«Monty Python's Flying Circus: Sämtliche Worte» - Monty Python (16.1.2010)
Das aufwändigste Buch seit langem: innerhalb eines Jahres habe ich es geradeso geschafft, alle Folgen zuerst anzusehen und dann nochmal die Texte nachzulesen, und nun müsste ich eigentlich von vorn anfangen, um die Feinheiten, die man erst in den Texten entdeckt, auch im Film wiederzufinden... Auf jeden Fall auch lesenswert, und für evtl. unübersetzbare Scherze gibt's sogar einen eigenen Anhang.

«Elixier - Das Geheimnis des Glupions» - Scotch Arleston/Varanda (7.1.2010)
Bahnhofsschätze, Teil 2: zur gleichen Gelegenheit gekauft, aber erst jetzt gelesen. Hier gesellen sich zu Spannung und wunderbaren Zeichnungen auch noch herrlich hirnlose Gags ohne Ende. Zum Glück bin ich ja Millionär, sodass ich mir nun gleich alles von Arleston kaufen kann (ich vermute, die Trolle lohnen sich am meisten)...

«Der Skorpion - Der Schatten des Engels» - Stéphen Desberg, Enrico Marini (4.1.2010)
Das ideale Klima für die Comicindustrie ist hereingebrochen: wegen Schneeverwehungen, Weichenstörungen und Verzögerungen im Betriebsablauf sitze ich auf dem Erfurter Bahnhof fest, und weil außer McDings und Presse&Buch nichts mehr geöffnet hat, bin ich förmlich gezwungen, mich mit Schätzen wie diesem über die Wartezeit zu retten. Spannend und hinreißend gezeichnet. Ich werde Fan.

«Sherlock Holmes - His Last Bow» - Arthur Conan Doyle (28.12.2009)
Was macht man in Leipzig, morgens um neun, bei Minusgraden? Richtig: man flüchtet in Buchläden! Und der beste hierfür war wieder einmal Jokers: klein, aber fein, sammeln sich hier auf engstem Raum so viele tolle Dinge, dass man direkt seinen Weihnachtswunschzettel nochmal anbauen muss. Zum Beispiel dieses, in der feinen Ausgabe von Headline Review. Gefiel mir deutlich besser, als es der Film sicherlich tun wird.

«André Cornelis» - Charles-Joseph-Paul Bourget (26.11.2009)
Angesichts seines Bekanntheitsgrads (kein vernünftiger Treffer bei Google!) und des schönen Einbands muss dieses Buch ein kleiner Schatz sein. Mit zweihundert Seiten ist die Geschichte auch gerade noch erträglich kurz gehalten, denn sonst würde man sich bestimmt irgendwann mit dieser heulsusigen Hauptfigur herumärgern - so kann man aber darüber hinwegsehen, dass man das Ende schon gleich von Anfang an ahnt und schließlich recht unspektakulär bestätigt findet.

«Der Feuergott der Marranen» - Alexander Wolkow (19.11.2009)
Wieder ein paar Exemplare dieser tollen Buchreihe ausgegraben - dieses hier kannte ich noch nicht. Trotzdem wie erwartet schön und spannend, genau wie die bekannten Bände.

«Sense and Sensibility» - Jane Austen (9.11.2009)
Nachdem ich hierzu schon den Film kannte, verlangte ich dringend nach einigen Erklärungen, die dann aber auch das Buch nicht zufriedenstellend geben konnte. Nicht vergleichbar mit anderen Austen-Werken, aber immerhin war's nur eine schöne, kostenlose PDF vom Gutenberg-Projekt. Wer erklärt mir, warum der Name der älteren Miss Steele unterwegs von Anne auf Nancy wechselt?

«Handcarved Coffins» - Truman Capote (3.9.2009)
Wieder eins aus der Sparte «Langweile auf dem Bahnhof». Ich beginne, die Sprachlern-Reclams zu mögen, trotz der Zeilennummern, die einem das Lesen gut versauen können. Dieses Buch war jedenfalls fesselnd bis zum Schluss - aber wie es wahre Geschichten so an sich haben, fehlt ihr eben das geschliffene Hollywood-Ende.

«Jetzt oder nie!» - P. G. Wodehouse (29.7.2009)
Selbst wenn Jeeves nicht auftaucht, sind die Bücher von Wodehouse offenbar durch die Bank die perfekte Urlaubslektüre: erholsam, unanstrengend, sprachlich meisterhaft und immer wieder unglaublich - nach dreihundert Seiten humoristischem Drahtseilakt gibt es doch noch ein unvorhersehbares Happy End!

«Wir sägen uns die Beine ab und sehen aus wie Gregor Gysi» - Wiglaf Droste (8.7.2009)
Wenn man auf Godot oder den UPS-Mann wartet, ist man in einem aufgedrehten Gemütszustand. Jedes vorbeifahrende Auto könnte ein brauner Transporter sein, draußen scheint die Sonne immer überzeugter und man ist viel zu hibbelig, sich mit Langprosa zu befassen. Perfekt sind daher die Werke des germanistischen Großmeisters, der auch hier mit Humor, umfassendem Nischenwissen, einwandfreier Sprache, Sarkasmus und gelegentlichen Anflügen von Arroganz seine Weltsicht zum Besten gibt.

«Tintenherz» - Cornelia Funke (3.7.2009)
Die noch größere Herausforderung bei diesem Buch bestand darin, mal länger als zehn Seiten wach zu bleiben, denn es war hochgradig einschläfernd. Empfohlen also allen Menschen mit schweren Schlafstörungen - wie kann man nur auf die Idee kommen, ein Kinderbuch mit knapp 600 überflüssigen Seiten zu schreiben?! Und die psychologische Analyse war auch schon auf Seite 200 abgeschlossen: wenn einem der Gemütszustand, die detaillierte Umgebung, wörtliche Rede und Gedanken aller Figuren bis ins kleinste vorgekaut werden, schaltet man eben unweigerlich das Hirn ab und fällt nach zwei Kapiteln ins Koma aufm Sofa. Thumbs down.

«Eine Liebe im Sechsachteltakt» - Helge Schneider (13.6.2009)
Eine Herausforderung. Als langjähriger Terry-Pratchett-Leser bin ich inzwischen daran gewöhnt, zig eigenartige Namen und einzelne Handlungsstränge im Gedächtnis zu behalten, sodass ich tatsächlich die meiste Zeit dem Spannungsbogen folgen konnte und mit Spannung das Finale erwartete. Das auch denen Pratchetts sehr nahe kam. Ich kenne zu wenig Bücher vom Helge, als dass ich zu dieser Behauptung qualifiziert wäre, aber: typisch!

«A Series of Unfortunate Events I: The Bad Beginning» - Lemony Snicket (1.6.2009)
Da das Buch nur ein Drittel der Handlung des Films umfasst, ist es sogar noch kurzweiliger und schneller verschlungen. Es liest sich fantastisch, und die Reclam-Ausgabe hat zusätzlich zu den schönen Illustrationen auch noch auf jeder Seite die kniffligsten englischen Vokabeln zusammengetragen, sodass man am Ende gar was lernt!

«Tim und Struppi: Tim in Tibet» - Hergé (1.6.2009)
«Asterix im Morgenland» - A. Uderzo und R. Goscinny (1.6.2009)
Lässt sich zu diesen beiden Serien noch was anderes sagen als... schön?

«Zwei Esel auf dem Jakobsweg» - Tim Moore (29.5.2009)
...und ein dritter auf der Couch. Wer Langeweile hat, mit spiritueller Selbstfindung was anfangen kann oder auf Kurzarbeit ist, der kann sich schon auch mal dieses Buch ansehen und dabei zumindest jeden Keim der Idee, irgendwann mal selbst den Jakobsweg zu wandern pilgern, wirksam ersticken. Was für Freaks! Besser als Harry Potter, aber dann doch nicht so gut wie etwas Bewegung an der frischen Luft. Ohne Santiago.

«Die Flatterzunge» - Friedrich Christian Delius (9.5.2009)
Fängt vielversprechend an und ebbt dann langsam ab, bis man sehnsüchtig das Ende erwartet. Trotzdem ein schönes kleines Buch, mit dem man sich prima in allen möglichen Situationen beschäftigen kann: in der Bahn, nach dem Mittagsschlaf auf der Wiese, begleitet von Summen aus der Badewanne... ;)

«Drei Männer im Schnee» - Erich Kästner (8.3.2009)
Man weiß noch nicht, ob wir nun Winter oder Frühling haben. Anlass zu übler Laune ließe sich bei diesem Wetter zumindest finden. Und ehe es soweit ist, empfehle ich jedem dieses kleine Buch: nein, nicht anspruchsvoll, nur einfach schön und aufs perfekte Ende ausgerichtet - da vergisst man glatt den ganzen Modder vor der Tür...

«Tim und Struppi: Der Schatz Rackhams des Roten» - Hergé (1.3.2009)
Jetzt bin ich wieder Bahnfahrer - und werde so vielleicht wieder regelmäßig zu halbstündigen Aufenthalten in Erfurt kommen. Die Bahnhofsbuchhandlung ist eine Gefahr für den Geldbeutel. Und ein Segen fürs Bücherregal, und die langweiligen Abende, die ich bis jetzt nicht habe. Und der Comic ist toll - wie immer!

«Dintemann und Schindemann» - Peter Rühmkorf (28.2.2009)
Genau das richtige, wenn draußen zwei Meter Schnee liegen, die sich mit dem unaufhörlich fallenden Regen vollsaugen, es drinnen gemütlich warm ist und die «Desert Blues» läuft... und überhaupt sind die «Aufgeklärten Märchen» so schön geschrieben, dass sie einfach nur Spaß machen. «Auch noch Denkanstöße vermitteln - soweit kommts! 'n Dichter ist kein Ziegenbock!»

«Siddharta» - Hermann Hesse (14.2.2009)
Manchmal, überraschend häufig, passiert es, dass man auf genau das richtige Buch im richtigen Moment trifft. Dieses war es. Jetzt. Von vorn bis hinten wert, gelesen, verinnerlicht, mitgefühlt, übers Bett gehängt und seiner wunderbar poetischen Sprache wegen allein schon geliebt zu werden. Ich bin so einfach glücklich zu machen. 121 Seiten genügen.

«Meister Breugnon» - Romain Rolland (3.1.2009)
Mit genau solchen Büchern sollte man alte Jahre beenden und neue anfangen: dieses hier ist die Bibel meines Vaters, und womöglich zu Recht. Wohlan, ein bisschen leben wie der alte Colas! Gutes Neues!

«Persepolis. Jugendjahre» - Marjane Satrapi (21.12.2008)
Ich hätte ahnen müssen, dass der zweite Teil bescheuert wird, schon nach dieser Eröffnung mit dem Lippenstift. Tja, die gute Frau ist Künstlerin. Entsprechend gibt's hier auch keine interessante Geschichte, sondern nur Probleme, Selbstfindung, deprimierenden Sex, Drugs and no Rock'n'Roll at all.

«Persepolis. Eine Kindheit im Iran» - Marjane Satrapi (18.12.2008)
Gleich vorweg: viel zu lachen gibt es in diesem Comic nicht. Dennoch war er von vorn bis hinten fesselnd, die Geschichte spannend erzählt und ich würde ihn jederzeit weiterempfehlen, obwohl ich noch ein wenig unsicher bin, was davon wahr ist und was nur aus Marketinggründen aufgeplustert wurde. Good time for bad stories...

«Asterix und die Goten» - A. Uderzo und R. Goscinny (7.12.2008)
Großartig wie alle Asterix-Geschichten, aber doch eben ein bisschen ungewohnt bunt und hochglänzend im Gegensatz zu meinen übrigen Heften. Und ich hätte mir eigentlich noch ein paar mehr Seitenhiebe und Anspielungen erhofft... naja, für trostlose Weihnachtszugfahrten reicht's allemal.

«Die Memoiren des Rodriguez Faszanatas» - Helge Schneider (4.12.2008)
Was soll ich dazu sagen? Ich bin mir unsicher, welcher labile Gemütszustand mich ab und an dazu befähigt, über Helge Schneider zu lachen. Fakt ist, bei den Audioprodukten setzte er ein wenig öfter ein als bei diesem Buch. Wird der Heiratsschwindler, so unterhaltsam und kurzweilig er ist, halt doch noch mit Leichtigkeit überboten vom Huhn Kartoffelsalat und dem Frosch ohne Namen.

«Fermats letzter Satz» - Simon Singh (1.12.2008)
Da ist sie: die intelligente Lektüre, auf die wir auf dieser Seite schon seit Monaten warten. Tipp von Manu, ich stimme ihr zu und sag's daher gleich mit ihren Worten: da glaubt man direkt, Mathe könnte Spaß machen... vielen Dank an den Ausleiher.

«Das einzig wahre Buch für Mädchen» - Rosemary Davidson und Sarah Vine (25.11.2008)
Ich bin leicht glücklich zu machen: man drücke mir ein typographisch ansprechend aufgemachtes Buch wie dieses in die Hand, und schon ist mir der Inhalt schon fast egal. Satz und Layout sind jedenfalls großartig, und auch Hinweise, wie man mit Jungen umgeht, cool ist (aber richtig), ein Pony zureitet, eine verstopfte Toilette reinigt, seinen eigenen Beautysalon eröffnet und ein ordentliches Lagerfeuer anzündet, sind natürlich nicht zu verachten.

«Nichtlustig 4» - Joscha Sauer (23.11.2008)
Ich konnte mich doch nicht davon abhalten, den neuen Band zu kaufen - und siehe da, diesmal ist sogar die fortlaufende Geschichte sehr hübsch geworden. Ganz abgesehen von vielen, wie immer wunderbaren Cartoons... für alle künftigen Signiertermine sei der Herr Sauer hiermit offiziell auf meine Couch eingeladen!

«The Little Book of Calm» - Paul Wilson (26.10.2008)
Ich musste es tun - so lange hat mich nun verfolgt, dass ich Mannys Originalsprüche nicht in der Work-Version gefunden habe. Die Ähnlichkeit der beiden ist allerdings frappierend, man braucht im Prinzip wirklich nur eins und der größte Beschiss ist, dass Mannys Sprüche offenbar erst für die Serie erfunden wurden. Es fehlen jedenfalls immer noch einige. Dafür bin ich aber soooo ruhig...

«Comic-Typs Buch der Popkultur» - (vielleicht ein bisschen) Matt Groening (12.10.2008)
Dieses Buch hier war's schonmal nicht - und es ging einzig in meinen Besitz über, weil mir gewisse Gemeinsamkeiten mit dem Protagonisten nachgesagt werden. Mag sein, mag sein. Das Buch war jedenfalls nicht ganz so lustig und gleichzeitig teurer als erwartet. Na und, dafür seh ich besser aus...! ;)

«Der gelbe Handschuh» - Alfred Weidenmann (7.10.2008)
Es begann an einem verregneten Sonntagnachmittag vor dem Bücherregal des Freundes. Man hätte viel schlechteres rausziehen können, besseres aber auch. Bei diesem Exemplar der Reihe «Leseriese» wusste ich schon ziemlich zu Anfang den Ausgang des kriminalstischen Abenteuers. Da lob ich mir doch Sherlock Holmes. Ich sollte mal wieder irgendwas gescheites lesen.

«Die drei ??? - Vampir im Internet» - André Minninger (1.9.2008)
Ich mochte die drei ??? - irgendwann mal. Das Geisterschloss, der Super-Papagei, die alle waren toll. Dieses aktuellere Exemplar hätte ich allerdings nicht unbedingt lesen müssen, denn es war unübertrefflich blöd. Immerhin nicht soo aktuell und von einem technischen Analphabet geschrieben, sodass ein wenig unfreiwilliger Humor bleibt. Lohnt sich aber nicht. Demnächst les ich lieber Harry Potter.

«Tank Girl» - Jamie Hewlett und Alan Martin (27.8.2008)
Wenn es natürlich im Zusammenhang einer Geschichte mit Tank Girl, Booga, Stevie und anderen Gestalten nur Schießereien und Rumgeficke gibt, ist das völlig in Ordnung so. Great as ever! Danke für das verspätete Geburtstagsgeschenk!

«Mädchen» - Flix (11.8.2008)
Hach, dieses Berliner Großstadtflair, diese Lebensweisheit, diese tiefe innere Verbundenheit... des Autors zu 90% aller deutschen Frauen unter 30, aber zu mir schonmal nicht. Was für'n Käse. Und dann gibt's nichtmal ein Happy End. Nur sinnlose, kontemplative Selbstbetrachtung, Rumgeficke, Lattetrinken und (immerhin) schöne Bilder. War ja immerhin nicht meins.

«Die Geheimnisse der Monster des Alltags» - Christian Moser (6.8.2008)
Nachdem mich Bibi freundlicherweise schon an die Postkarten herangeführt hat, gibt es nun auch den Sammelband der Monster des Alltags. Nett. Schlauerweise griff ich natürlich zum zweiten Band und ließ mir so meine alten «Freunde» Stress™, innere Leere und Suff entgehen. Nun ja... bald ist ja Weihnachten...

«Peanuts Weisheiten» - Charles M. Schulz (5.8.2008)
Ooh ja, ich bin so schlecht. Ich habe ein Buch, das ich zu verschenken gedachte, schon vorher gelesen! Na gut, zu meiner Verteidigung sei gesagt, dass sich das auch locker auf der langweiligen Zugfahrt nach Hause bewerkstelligen ließ. Mit anderen Worten: allzu viele Weisheiten sind es eben nicht. Aber trotzdem schön, dass sie mal zusammengetragen wurden. Auch wenn mein Favorit fehlt: «Ich habe eine neue Philosophie entwickelt: ich fürchte jetzt nur noch jeden Tag einzeln.»

«Ist nur Spaß!» - Adam Trepczynski (5.8.2008)
Juhu! Ein neues Buch von Adam! Ich freu mich so! Und freu mich auf jeder Seite noch mehr! Die Gartenkralle ist diesmal mit dabei! Mein neuer Favorit ist aber wahrscheinlich der Kabumm-Cartoon... großartig! Jippie! Und danke für den Buchtipp... also den anderen... Epstein statt Hawking... juhujuhu! Was für ein schöner Tag! Nur eins könnte es noch besser machen: Wackelaugen für die Eidechsen auf dem Titelbild. Ich kleb mir gleich welche drauf.

«Über den Umgang mit Menschen» - Adolph Freiherr von Knigge (31.7.2008)
Dieses Buch sollte man gelesen haben, und zwar schon allein deshalb, um allen, die einem mit «Knigge!» kommen, den Wind aus den Segeln zu nehmen. Meine Oma hatte Unrecht: auf über vierhundert Seiten kein Wort über Ellebogen auf dem Tisch. Dafür umso mehr anderes für alle Lebenslagen des 18. Jahrhunderts - das jugendfreie Kamasutra. Wohl bekomm's!

«Ohne mich, Jeeves!» - P. G. Wodehouse (26.7.2008)
Man sollte es kaum für möglich halten, aber es gibt ein noch besseres Buch als «SOS, Jeeves!»: dieses hier! Der simple Grund: es ist doppelt so lang. Und genauso phantastisch. Ich empfehle es allen und jedem!

«Tim und Struppi: Der Sonnentempel» - Hergé (23.6.2008)
Obwohl Amazon es fantastisch schnell geschafft hat, mir den Anschlussband zu schicken, hob ich mir den Lesegenuss doch noch für die Morgenzugfahrt auf. Hat sich gelohnt: wieder hat ein Tag gut angefangen! (Und wurde von da an zusehends schlechter...)

«Tim und Struppi: Die sieben Kristallkugeln» - Hergé (19.6.2008)
Mit schlafwandlerischer Sicherheit verfiel ich wieder einmal genau dann auf die Idee, einen neuen Band zu brauchen, als die Zugfahrt ohne einen unerträglich geworden wäre. So gibt es nur einen Kritikpunkt: es ist der erste Teil einer Fortsetzungsgeschichte, auf deren Ausgang ich jetzt bis zur nächsten Amazon-Lieferung warten muss!

«Tim und Struppi: Die schwarze Insel» - Hergé (4.6.2008)
Diese Comichefte sind einfach großartig. Unfassbar, wieviel Bewegung in winzigen, ohne jegliche Speedlines gezeichneten Bildern stecken kann! Wie gewohnt ein Abenteuer, das auf über fünfzig Seiten keine Sekunde langweilt.

«Calvin & Hobbes: Psycho-Killer-Dschungelkatze» - Bill Watterson (26.5.2008)
Unglaublich, dieser Arbeitsstress: dieser wunderbare Comicband hat drei Wochen mit mir verbracht, ohne ausgelesen zu werden! Wenn das mal kein Rekord ist. Und das Buch... trotz einiger Duplikate gewohnt herrlich.

«Das Erlkönig-Manöver» - Robert Löhr (24.5.2008)
Einerseits ist ja die Idee ein bisschen abstoßend, die historischen Größen, auf die Deutschland stolz sein darf, ohne nationalistischer Sympathien verdächtigt zu werden, auf einem Abenteuer, wie es an den Haaren herbeigezogener kaum sein könnte, durch den Kakao zu ziehen. Andererseits hat das natürlich (aus meiner Sicht) diesen gewissen Monkey-Island-Bonus: es kann gar nichts wirklich schiefgehen! Goethe ist nunmal erst 1832 gestorben, also wird er auch aus diesem Hinterhalt wieder lebend rauskommen. Bettine ist als «von Arnim» bekannt geworden, also muss ihr Achim verzeihen! Eine entspannte Abenteuergeschichte also, und auch mit einem so moderaten Klassikerwissen wie meinem findet man noch oft genug Anspielungen zum Schmunzeln. Und das Finale findet bei mir um die Ecke statt! Prädikat: kann man mal lesen.

«Das kleine Buch der Wissenschaft» - John Gribbin (22.5.2008)
Der Autor ist offenbar vorrangig Schreiberling, was ihn für mich schon etwas wissenschaftlich unglaubwürdig macht, und dazu verliebt in Statistik - spätestens die Rechnung, dass jährlich im Schnitt 2700 Menschen von großen Kometen getötet werden, war ein ziemlich trauriger Versuch eines wissenschaftlichen Scherzes. Fazit: Schöner Einband, aber um's mit Frau Rose zu sagen: «Was wir hier lernen, ist so stark vereinfacht, dass es schon fast wieder falsch ist.»

«Feynmans Regenbogen» - Leonard Mlodinow (29.4.2008)
Was soll ich sagen: ein fantastisches Buch! Macht glücklich, traurig, nachdenklich und ist durchweg zu empfehlen - außer vielleicht für deprimierte Physiker... sag's mir, Manu!

«Strata» - Terry Pratchett (17.4.2008)
Ein schönes Bildchen von Josh Kirby vornedrauf, Terry Pratchett drin und irgendwas mit Scheibenwelt auf dem Backcover - da könnte man einen weiteren tollen Discworld-Roman vermuten. Tut man das nicht, ist das Buch eigentlich ganz unterhaltsam, und vielleicht nichtmal so verwirrend wie manches von Lem. Ansonsten: oje!

«The Blind Watchmaker» - Richard Dawkins (27.3.2008)
Da ich eine recht gute und kuchenhaltige (danke, Frau Rose) Schulausbildung in Evolution und Genetik frei von den Unbillen der Schöpfungstheorie genoss, ließ das von Douglas Adams angekündigte lebensverbessernde Aha-Erlebnis immerhin bis auf Seite 158 auf sich warten. Kurz danach driftete das Buch allerdings eher in Richtung Michael Moore ab - nicht, dass ich die vorgestellten Theorien nicht unterstütze, aber alles fünfmal vermengt mit halbgarem Gezeter gegen die sonstigen Theorien zu sagen, nervt doch ein wenig.

«Kleine Geschichten für Weiberfeinde» - Patricia Highsmith (22.3.2008)
Mit sicherem Griff eins der peinlicheren Objekte aus Manus Regal herausgegriffen und während dem Druck von fünf Diplomexemplaren schon halb gelesen. Gesamtbilanz: 5x Frau tot, 3x Mann tot, 2x beide tot, 2x Frau weg, 1x Mann weg, 1x Frau wahnsinnig, 1x Mann wahnsinnig, 1x Schwiegermutter tot. Originell ist was anderes.

«The Little Book of Calm at Work» - Paul Wilson (2.3.2008)
Es ist pure Übertreibung, das Buch zu nennen - aber es ist natürlich exakt so intelligent, wie ich angenommen hatte. Durch die bloße Lektüre fühle ich mich schon wie Jesus selbst. Oder Manny? Oder doch eher Bernard?

«Die 13 ½ Leben des Käpt'n Blaubär» - Walter Moers (19.2.2008)
So simpel geschrieben, dass man immerzu und überall versucht ist, nach versteckten Weisheiten zu suchen. Es stellt sich heraus, dass es eine Menge davon gibt. Fragt sich nur, ob sie meinem Hirn oder dem des Autors entsprungen sind...
Übervoll von genialen Einfällen, nur der Schreibstil war nicht so mein Fall, und dass es tatsächlich einen Spannungsbogen gab, merkt man auch erst auf Seite 680. Nett! Nicht wahnsinnig erregend, aber nett.

«SOS, Jeeves!» - P. G. Wodehouse (24.1.2008)
Sprachlich ein Meisterwerk (ich möchte nicht in der Haut des Übersetzers stecken, aber es ist fantastisch!), und es baut nicht nur mein Gefühl für die deutsche Grammatik wieder auf, sondern ist auch noch unheimlich lustig, macht süchtig und gab mir jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit das gute Gefühl, nicht die Zielscheibe des Schicksals zu sein - dafür ist Bertie Wooster zuständig!

«Calvin & Hobbes: It's a magical world» - Bill Watterson (20.1.2008)
Genauso toll wie alle anderen Calvin & Hobbes-Sammlungen. Leider stelle ich fest, dass die englischen und deutschen Ausgaben offenbar unterschiedlich geordnet sind, sodass ich nun doch ein paar Cartoons doppelt habe. Pro: ich habe den perfekten Cartoon zur Diplomarbeit gefunden. It's a magical world.

«Heavy Metal - Geschichten, Bands und Platten» - Frank Schäfer (15.1.2008)
Es ist für sich schon ein kleines Paradoxon, ein Buch über etwas zu lesen, das man eigentlich nicht beschreiben, sondern nur irgendwo in der Magengegend spüren kann. Noch schlimmer wird's, wenn die Lieblingsworte des Autors «nachgerade» und «je nun» sind. Das Sahnehäubchen auf dem Leid ist die Tatsache, dass der gesamte lesenswerte Textanteil bereits aufs Backcover gedruckt war. Naja, geschenkter Gaul... immerhin gibts acht Bilder von Eugen Egner als kostenlose Zugabe.

«Glennkill» - Leonie Swann (7.1.2008)
Ich hab es mir nicht gewünscht. Es wurde von jemandem mit lauter nutzlosen geisteswissenschaftlichen Studienfächern verfasst, der noch keine dreißig und offenbar entsetzlich erfolgreich ist. Ausgehend von dieser miesen Grundeinstellung dürfte die Tatsache, dass ich dieses fast vierhundert Seiten starke Buch in anderthalb Tagen ausgelesen habe und darüber meinen Tee kalt werden ließ, wohl ganz eindeutig für das Buch sprechen.

«Keine Panik» - Neil Gaiman (2.1.2008)
So unterhaltsam, wie eine Biographie nur sein kann. Schon die verlorenen Zitate von Zaphod sind auf jeden Fall ihr Geld wert: «Der schiere Anblick weckt den Wunsch in mir, äh... also... Diavorträge zu halten.»

«TOUCHÉ 4000» und «TOUCHÉ 4500» - ©Tom (26.12.2007)
Nur wer den zweiten Feiertag durch den erstaunlichen Camilla-Norovirus zwischen Couch und Klo verbringt, schafft das Kunststück, beide Bände in nur einem Tag zu lesen. Aber sie verursachen auch ohne Virus endlose Sitzungen... (Kann man diese Cartoons eigentlich auch in einem anderen Raum lesen?)

«Der schwarze Obelisk» - Erich Maria Remarque (25.12.2007)
Da mir das von Manu empfohlen wurde, muss ich hier ja zum Glück nichts weiter dazu sagen als... genial!

«Zits - Tage eines Teenagers» - Jerry Scott/Jim Borgman (24.12.2007)
Der erste Weihnachts-Comicband, der in diesem Jahr verschlungen wurde. Nein, ich bin kein Teenager mehr. Trotzdem kommt mir vieles entsetzlich bekannt vor... ich mag Jeremy einfach!

«Goethe - Die ganze Wahrheit» - Christian Moser (18.12.2007)
Wenn Calvin & Hobbes durchgeht, dann das auch... Eigentlich sollte ich das gar nicht gelesen haben. Die Idee, aus Mephistos Perspektive zu erzählen, ist immerhin nicht ganz so bekloppt wie die Couch in der Freund-Biographie des gleichen Autors. Über den (trotz allem unterhaltsamen) Aufsatz auf Grundschulniveau trösten Christian Mosers wundervolle Zeichnungen und die recht gelungenen Adaptionen des Faust-Textes hinweg.

«Calvin & Hobbes - Ereignisreiche Tage» - Bill Watterson (16.12.2007)
Falls das als Buch durchgeht... naja... Mein persönliches Weihnachtsgeschenk an mich selbst! Vermutlich hätte man es auch an einem einzigen Tag durchkriegen können, aber mit Calvin & Hobbes-Cartoons ist es wie mit einer guten Tafel Schokolade: bei schlechter Laune verschlingt man sie gleich komplett, ansonsten kann man sie sich einteilen und immer wieder Freude daran haben...

«Die Goldenen Heiligen» - Herbert Rosendorfer (5.12.2007)
Ich kann wenig mit Büchern anfangen, in denen ich für keinen einzigen Charakter Sympathie empfinde - was auch bei diesem der Fall war (abgesehen vielleicht vom gewissen Michael). Trotzdem natürlich interessante Grundidee, doch leider, obwohl es bitterernst sein sollte, erinnert die Umsetzung eher an Harry Potter: ein ganzes Buch voll «Was geht's mich an?! Endlich alle tot? Prima.» Pro: klein, leicht, schnell gelesen und unanstrengend unterhaltsam.

«Der Sternenkavalier» - Gerhard Branstner (19.11.2007)
Manchmal lustig, manchmal interessant, manchmal ein wenig überholt, manchmal aber immer noch Utopie - und noch dazu wunderschön illustriert und im perfekten Format für Straßenbahnlektüre! Wer meinen Verdacht bezüglich der Namensherkunft der beiden Helden teilt, möge sich melden - oder bin ich der einzige Mensch des Planeten, der komische Wörter immer gleich probehalber rückwärts liest?

«Der Selbstmörderklub» - Robert Louis Stevenson (13.11.2007)
Hat mir besser gefallen als die Schatzinsel. Schon die Grundidee der Geschichte ist ja irgendwie genial (ein Klub für alle Hoschis, die gern sterben würden, aber zu feige sind, sich umzubringen), und diese Tausendundeinenacht-Erzählweise mag ich auch ganz gern. Gibt einige gemütliche Abende im Bett...

«Der astronomische Dieb» - Gerhard Branstner (12.11.2007)
Ok, die Anekdoten sind beinahe zu kurz und manchmal hab ich mich eine Zeile nach dem Schluss gefragt, wo sich die Pointe versteckt hat. Aber im Notfall ist es ja auch lustig genug, fast vierzig Jahre alte Science-Fiction-Geschichten eines kommunistischen Autors zu lesen - zum einen, weil ein paar Sachen mittlerweile schon schrecklich wahr sind, zum anderen, weil manches so extrem daneben geraten war...

«Das Totenschiff» - B. Traven (26.10.2007)
Überraschend unterhaltsam und von aller Seefahrtsromantik bereinigt. Es liest sich wirklich prima und ich war in Nullkommanix durch. Und nach meinen Schlachten mit dem Bafögamt genieße ich jeden Seitenhieb auf die Bürokratie. Yes, Sir!

«Die Schatzinsel» - Robert Louis Stevenson (15.10.2007)
Sowas haben mal irgendwann Schuljungs gelesen?! (Damals, als Schuljungs erstens noch lesen konnten und das zweitens auch noch freiwillig getan haben...) Ganz schön gruselig, stellenweise. Nach dem Buch fiel mir erstmal auf, wie das ganze von Disney für den Schatzplaneten durch den Kakao gezogen wurde. Ich bin noch unschlüssig, welche Version mir besser gefällt. Im Buch war mir Jim Hawkins ein bisschen zu dämlich, glaub ich.

«Flächenland» - Edwin A. Abbott (1.10.2007)
Obwohl es ein winziges Buch ist, war es eine Qual, das zu lesen. Es ist ziemlich schlecht produziert, was mich auch gleich störte, und der Inhalt ist... naja... nicht ganz so spektakulär, wie ihn Paul Watzlawick hingestellt hat. Zwischen den zwei bis drei interessanten Denkansätzen sprudeln jede Menge idiotische politische Vorstellungen und chauvinistische Überzeugungen. Das würde ich lieber keinem Schulkind in die Hand geben.

Wenn du weniger Unsinn sprächest, hättest du mehr Vernunft!

(Edwin A. Abbott, «Flächenland»)